Was ist Ethik? Was ist Moral? Ethik ist keine Höflichkeitsform oder Etikette oder eine Art Knigge, sondern geht die Werte in unserem Leben an:
“Wir fällen unsere Urteile über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit eigenen oder fremden Verhaltens nicht nur unter Gesichtspunkten sachlicher Richtigkeit, sondern auch unter solchen, die wir Gesichtspunkte moralischer, ethischer oder auch sittlicher Richtigkeit nennen. Während die sachliche Beurteilung einer Handlung sich allein daran orientiert, wie weit die Handlung der Absicht, der sie dienen soll, tatsächlich angemessen ist, ist für die moralische Beurteilung in erster Linie der Gesichtspunkt maßgebend, wieweit durch die Handlung einer Person die Absichten anderer Personen gefördert oder geschädigt werden. Dabei liegt generell die Überzeugung zugrunde, dass die Interessen der anderen Personen in unseren Handlungen … zu berücksichtigen sind, z.B. nicht zugunsten eigener Interessen geschädigt, eventuell sogar zuungunsten eigener Interessen gefördert werden sollen.
In einzelnen Personen, Gemeinschaften, Epochen tritt diese Überzeugung in Gestalt von sittlichen Gesetzen, Geboten, Forderungen, Rechten und Pflichten usw. verschiedenen Inhalts auf. Sie ist … begleitet von weiteren Überzeugungen über Wert und Wichtigkeit der menschlichen Interessen, denen gemäss jeweils eines oder einige von ihnen als das wichtigste Interesse (das ‘höchste Gut‘), erscheint, dem die anderen unterzuordnen sind." (‘Das Fischer Lexikon – Philosophie‘, S. 43-44, von Alwin Diemer und Ivo Frenzel, 1958).
Wir wollen versuchen, den hier gegebenen Maßstab an gewisse Gegebenheiten im Islam anzulegen, um sie auf ihre Ethik hin zu prüfen.
Die Rolle der Frau in Gesellschaft, Liebe und Ehe
Die Hälfte aller Menschen auf Erden sind Frauen. Es ist darum sicher nicht polemisch, wenn man einmal nachfragt, welche Rolle Frauen im Islam zukommt, und ob diese ethisch vertretbar ist.
Sicher darf hier die unterschiedliche Rolle einer Frau gegenüber der eines Mannes nicht unberücksichtigt bleiben. In den meisten Kulturen ist den Männern die Führungsrolle als Beschützer und Versorger der Familie zugefallen. Der vorherrschende Feminismus in der westlichen Welt lehnt das heute vehement ab. Die Anliegen des Feminismus entstanden sicher nicht ohne Provokation, denn Männer haben leider allzu häufig ihre verantwortungsvolle Führungsrolle, mit der eines Machos verwechselt.
In der Bibel finden wir eine Reihe von Frauen, die sowohl geistliche, wie politische Dienste ausübten, doch war keine Frau unter den Aposteln, und auch die Gemeindeleitung und Lehre sollte von Männern ausgeübt werden (1. Kor. 14,33). Aus der Art, wie Jesus und seine Jünger mit Frauen umgingen, kann man wirklich nicht schließen, das Fraun, abgesehen von ihrer kulturgebundenen Rolle, in irgend einer Weise abgewertet wurden.
Im Kulturkreis des Islam fehlen Frauen weitgehend im öffentlichen Leben. Ihr Leben spielt sich im Haus ab. Es ist das andersartige Moralverständnis des Islam, das dazu führte, dass Frauen oft als potentielle Verführerinnen angesehen, und ihnen darum strikte Bekleidungsvorschriften auferlegt werden.
Die Bibel erwartet sowohl von Frauen als auch von Männern Selbstzucht und Gottesfurcht, sodass erotische Eskapaden dort ihre Grenzen finden und die Frauen sich nicht wegen der Unbeherrschtheit der Männer vermummen müssen oder aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Wie sieht die Rolle der Frau im Islam aus? Es wäre sicher unfair, aus bestehenden Exzessen, wie beispielsweise bei den Taliban in Afghanistan, Rückschlüsse auf den Islam zu ziehen.
Die Rolle der Frau im islamischen Kulturkreis wird dem Koran und der Sunnah entlehnt:
"Männer sollen vor Frauen bevorzugt werden (weil sie für diese verantwortlich sind), weil Allah auch die einen vor den anderen mit Vorzügen begabte und auch weil jene diese erhalten. Rechtschaffene Frauen sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein, damit auch Allah sie beschütze. Denjenigen Frauen aber, von denen ihr fürchtet, dass sie euch durch ihr Betragen erzürnen, gebt Verweise, enthaltet euch ihrer, sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt sie. Gehorchen sie euch aber, dann sucht keine Gelegenheit, gegen sie zu zürnen; denn Allah ist hoch und erhaben." (Sure 4,35).
Hart zu schlucken sind gewisse Aussagen der Hadithen:
"Der Gesandte Allahs sagte: ‘Wenn ich einem Menschen befehlen könnte, sich vor jemandem niederzuwerfen, dann würde ich einer Frau gebieten, sich vor ihrem Mann auf den Boden zu werfen.‘" (Mischkatu’l Masabih I, S. 210).
Muhammad wurde gefragt, welche unter den Frauen die beste ist. Er erwiderte:
"Diejenige, die dem Manne Lust bereitet, wenn er sie liebt, die gehorcht, wenn er gebietet, und die ihm nicht widersteht, was sie selbst und ihren Reichtum angeht, weil sie sein Missfallen fürchtet." (ebenda S. 216).
"‘Gesandter Allahs, was für einen Anspruch hat die Frau von einem (aus unserer Mitte) über ihn?‘ Er sagte: ‘Du sollst ihr Nahrung geben, wenn du selbst gegessen hast, du sollst sie kleiden, wenn du selbst gekleidet bist, du sollst ihr nicht ins Gesicht schlagen, sie nicht verabscheuen und sie nicht allein lassen, außer zuhause.‘" (Mischkatu’l Masabih I, Seite 212 nach Tirmise).
"Fürchte Allah um der Frauen willen, weil du sie auf Treu und Glauben von Allah angenommen hast und dir dadurch ihr Intimbereich durch Allahs Wort zugänglich geworden ist. Du kannst über diesen (Intimbereich) verfügen, dass sie keinen anderen in dein Bett einladen dürfen, den du nicht magst. Wenn sie es aber dennoch tun, dann schlage sie, ohne sie zu unterdrücken. Sie (die Frauen) wiederum haben ein Recht darauf, dass du sie kleidest und ernährst, so wie es sich gebührt." (Mischkatu’l Masabih III, S. 588).
"Deine Frauen sind für dich wie ein Acker. So geh in dein Feld, wie und wann immer es dir gefällt." (Sure 2,224).
"Allahs Gesandter sagte: ‘Bei ihm, in dessen Hand mein Leben ist, sage ich, wenn ein Mann seine Frau in sein Bett ruft und sie gehorcht nicht, ist der eine, der im Himmel wohnt, mit ihr unzufrieden, bis ihr Mann mit ihr zufrieden ist‘ oder: ‘Wenn ein Mann seine Frau in sein Bett einlädt und sie kommt nicht und er verbringt die Nacht im Ärger, verfluchen die Engel sie bis es Morgen wird.‘" (‘Sahih Muslim‘ II, Seite 732).
Es ist kein Geheimnis, dass der Islam Polygamie erlaubt. Ohne diesem Begriff hier einen positiven oder negativen Wert beimessen zu wollen, müsste gefragt werden, ob Frauen die gleichen Rechte wie Männern eingeräumt werden. In der islamischen Gesellschaft darf eine Frau (zur gleichen Zeit) nur mit einem Manne verheiratet sein, wogegen ein Mann bis zu vier Frauen haben kann plus eine unbegrenzte Zahl von Sklavinnen (Sure 4,3).
In der christlichen Ethik, und dies hat sich auf die Ethik in der westlichen Welt niedergeschlagen, ist diese Auffassung hochgradig diskriminierend und unannehmbar. Darum ist Polygamie auch eine strafbare Handlung. In der Bibel wird uns zwar geboten:
"Die Frauen seien ihren Ehemännern untertan, als gälte es dem Herrn ... ", aber gleich dazu: "Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie dahingegeben hat ... " (Eph 5,22&25).
Dies wird noch durch die biblische Interpretation des Wortes ‘Liebe‘ unterstrichen.
"Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe ist frei von Eifersucht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie ist nicht rücksichtslos, sie suchet nicht den eigenen Vorteil, lässt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht an; sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, freut sich vielmehr mit der Wahrheit; sie deckt alles zu, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erträgt alles. Die Liebe höret niemals auf." (1 Kor 13,1&4-8)
Im Islam basiert die Ehe, wie auch bei anderen Volksgruppen, auf einem Vertrag, der, nicht nur in den Tagen Muhammads, recht locker gehandhabt wurde. Es war erforderlich, dass eine Mitgift bezahlt wurde, die jedoch oftmals von sehr geringem Wert war. Eine Konversation Muhammads mit einem seiner Gefolgsleute macht das deutlich:
"Eine Frau kam zu Allahs Gesandtem und sagte: ‘Gesandter Allahs, ich bin gekommen, um mich dir anzuvertrauen.‘ Allahs Gesandter sah sie an und musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann neigte Allahs Gesandter seinen Kopf. Als die Frau sah, dass er keine Entscheidung in bezug auf sie getroffen hatte, setzte sie sich nieder. Da stand einer seiner Gefährten auf und sagte: ‘Gesandter Allahs, verheiratete sie mit mir, wenn du sie nicht gebrauchen kannst.‘ Er (der heilige Prophet) sagte: ‘Hast du irgendetwas (was du ihr als Mitgift geben könntest)? ‘ Er sprach: ‘Nein, Bote Allahs, ich habe nichts!‘ Daraufhin sagte Allahs Bote: ‘Geh zu deinen Leuten und sieh, ob du nicht etwas finden kannst.‘ Er kehrte zurück und sagte: ‘Ich habe nichts gefunden.‘"
Nachdem er nochmals ermutigt worden war, nach irgend etwas, wenn auch nur nach einem eisernen Ring, zu suchen, was wiederum erfolglos war, erklärte er, dass sein einziger Besitz in seiner Unterkleidung bestand, die er aber bereit war, zu teilen. Nachdem dies von Muhammad abgelehnt worden war, wurde er gefragt:
"‘Kennst du etwas aus dem Koran?‘ Er sagte: ‘Ich kenne diese und diese Sure‘, worauf Muhammad sagte: ‘Kannst du sie auswendig hersagen?‘ Er sagte: ‘Ja.‘ Darauf sagte (Allahs Gesandter): ‘Geh hin, ich habe sie dir aufgrund der Koran-Teile, die du auswendig hersagen konntest, zur Frau gegeben.‘" (‘Sahih Muslim‘ II, S. 717-718)
Der Wert einer Mitgift, die Muhammad durchschnittlich für seine Frauen gab, belief sich auf ungefähr 50€ nach heutiger Währung.
EHESCHEIDUNG
Wenn schon eine Heirat eine einfache Sache war, so war es die Scheidung erst recht. Der Ehemann braucht nur (außer in den Tagen der Menstruation) drei Mal "ich scheide mich von dir!" ausrufen und die Ehe ist geschieden (‘Sahih Muslim‘ II S. 769-770; 754, 759).
"Die letzten Jahre haben, was Scheidungen anbelangt, einige Verbesserungen für das schwere Los der Frauen in muslimischen Ländern gebracht. Unter dem Hanafi-Gesetz - und dies findet weitgehend in der islamischen Welt seine Anwendung - kann ein Ehemann sich von seiner Frau aus jeglichem Grund, aber auch ohne Anlass scheiden lassen. Der Mann kann sich einfach von seiner Frau scheiden lassen, indem er dies dreimal hintereinander ausspricht. Andererseits kann sich eine Frau niemals von ihrem Mann scheiden lassen, ganz gleich, welch ein Grund dafür vorliegt; es sei denn, ihr Mann gibt ihr die Erlaubnis dazu. Sie kann auch keine rechtliche Auflösung der Ehe wegen Vernachlässigung, schlechter Behandlung oder Grausamkeit erreichen. Ein besonderes Merkmal des Hanafisystems besteht darin, dass eine Ehe auch dann für geschieden gilt, wenn die Scheidungsformel nur im Scherz geäußert wurde. Aber das ist noch nicht alles. Selbst wenn sie ausgesprochen wird, wenn der Mann sich in betrunkenem Zustand befindet, ist sie rechtsgültig, obwohl Trunkenheit eine strafbare Handlung darstellt. Letztlich gilt eine Scheidung auch da, wo sie erzwungen wurde", schreibt Alfred Guillaume (‘Islam‘ S. 172).
Die Eheauffassung Jesu ist da grundlegend anders:
"Da traten Pharisäer an ihn heran, die ihn auf die Probe stellen wollten, und legten ihm die Frage vor: ‘Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grunde entlassen?‘ Er gab ihnen zur Antwort: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Weib geschaffen und gesagt hat: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und die beiden werden ein Fleisch sein? Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was somit Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Sie entgegneten ihm: ‘Warum hat denn Mose geboten, der Frau einen Scheidebrief auszustellen und sie dann zu entlassen‘ Er antwortete ihnen: ‘Mose hat euch mit Rücksicht auf eure Herzenshärte gestattet, eure Frauen zu entlassen; aber von Anfang an ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer sich von seiner Frau scheidet - außer wegen Unzucht - und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch; (und wer eine Entlassene heiratet, begeht auch Ehebruch). ‘" (Mt 19,3-9).
Schon im Alten Testament spricht Gott eine deutliche Sprache:
"Hütet euch bei eurem Leben! An der Frau deiner Jugend handle nicht treulos, denn ich hasse Scheidung, spricht der HERR." (Mal. 2,15-16)
Es ist nicht nur in der Ehe, wo Frauen benachteiligt werden. Auch in bei Erbschaften steht einem Mann der doppelte Anteil einer Frau zu (Sure 4,12) und vor Gericht zählt das Zeugnis einer Frau nur die Hälfte von dem eines Mannes.
Es klingt fast ironisch, dass eine muslimische Frau (Olive Toto) ein Gedicht verfasst hat, das vor einiger Zeit in einem islamischen Blatt veröffentlicht wurde. Dort heißt es (in der Übersetzung leider ungereimt):
"Hoch hebt der Islam die Frau empor,
gibt ihr juristisch volles Recht.
Nach dem Recht des Islam
gehört der Besitz einer Frau,
(ob sie alleinstehend oder verheiratet sei),
ihr selbst ganz allein."
Es bleibt nun dem Leser überlassen, sich ein Urteil zu bilden, ob die Rolle, die der Frau zugewiesen ist, und die dem traditionellen und koranischen Islam entspricht, gerecht und gottgewollt ist. Dass eine Frau vielleicht auch den berechtigten Herzenswunsch in sich trägt, eine gleichwertige Partnerin ihres Mannes zu sein, wird hier leider übersehen.
Abschließend müssen wir aber doch noch bemerken, dass, besonders in Ländern in denen Muslime eine Minderheit in einem westlichen Land darstellen, muslimische Frauen emanzipierter sind und sich ihrem kulturellen Umfeld, zumindest etwas, angepasst haben.
MUT’AH – DIE ‘EHE AUF ZEIT‘
Der Begriff Treue stand, wie es scheint, in der islamischen Frühzeit, wie auch später, nicht hoch im Kurs. Als Muhammads Krieger eine kurze Zeit ohne Frauen waren, klagten Abdullah ibn Masud und seine Genossen dem Muhammad:
"Sollten wir uns nicht lieber kastrieren lassen?"
Das wurde ihnen nicht genehmigt, anstatt dessen erlaubte Muhammad ihnen eine ‘Ehe auf Zeit‘ einzugehen. Etwas Grundsätzliches sagt uns der Koran zu der Beziehung zwischen den Geschlechtern:
"Ihr dürft keine freien, bereits verheiratete Frauen nehmen; nur eure Sklavinnen machen eine Ausnahme. So schreibt Allah es euch vor. Alles übrige, was hier nicht verboten ist, ist erlaubt. Ihr könnt euch nach dem Verhältnis eures Vermögens Frauen nehmen, nur keine schlechten und liederlichen; gebt ihnen aber für die Freuden, die ihr durch sie habt, eine Morgengabe… Wer aber nicht Vermögen genug besitzt, um freie, gläubige Frauen heiraten zu können, der nehme gläubig gewordene Sklavinnen;… doch heiratet sie nur mit Einwilligung ihrer Herren und gebt ihnen nach Billigkeit ihre Morgengabe. Auch diese müssen züchtig und dürfen nicht Dirnen sein, noch sich geheim Geliebte halten." (Sure 4,25-26).
Dieser Text wurde immer wieder in der Geschichte heiß diskutiert und unterschiedlich interpretiert. Es liegen etliche Hadithenberichte vor, die das, was in dem obigen Korantext nur angedeutet ist, etwas deutlicher ausführen:
"Jabir ibn Abdullah unternahm die kleine Pilgerreise (umra) und wir besuchten ihn. Die Leute fragten ihn über verschiedene Sachen aus, auch über die ‘Ehe auf Zeit‘ (mut’ah), worauf er sagte: ‘Ja, wir befriedigten uns durch mut’ah während der Lebzeit des heiligen Propheten (Friede sei mit ihm) und während der Regierungszeit des Abu Bekr, bis Umar es im Falle von Amr ibn Hurith verbot."
"Allahs Bote (Friede sei mit ihm) erlaubte uns die ‘Ehe auf Zeit‘. Also zogen ich und eine andere Person los und sahen eine Frau vom Stamm Amir. Sie sah aus, wie ein junges Kamel mit langem Hals. Wir stellten uns vor (um ein mut’ah-Arrangement zu erreichen), worauf sie fragte: ‘Wieviel wollt ihr mir dafür geben?‘ Ich sagte: ‘Meinen Umhang‘, und mein Genosse sagte ebenfalls: ‘Meinen Umhang.‘ Nun war der Umhang meines Genossen in besserem Zustand, als meiner, aber ich war jünger, als er. Als sie sich den Umhang meines Genossen ansah, mochte sie ihn, doch als sie mich anschaute, erschien ich ihr anziehender, und somit sagte sie zu mir: ‘Du und dein Umhang genügen mir.‘ Ich blieb drei Nächte bei ihr und dann sagte der Bote Allahs (Friede sei mit ihm), dass alle, die einen mut’ah Kontrakt geschlossen hatten, sie freigeben sollten." (‘Sahih Muslim‘ II, Seite 706)
Es ergab sich dann, dass der bekannte islamische Jurist Imam Malik in seiner Muwatta (d.h. seine Hadithensammlung) mut’ah, die ‘Ehe auf Zeit‘ als legal ansah, doch zwei andere Juristen, ash-Schafí und Abu Hanifa, es nicht taten. Heutzutage wird mut’ah von den Sunniten nicht erlaubt, doch die Schiiten haben nichts dagegen einzuwenden.
Wer genug Geld und Einfluss hat, kann aber auch diese Klippe überspringen. Ohne zu behaupten, dass dies typisch ist, sollten wir doch die ‘Flexibilität‘ erwähnen, die in der Shariat (Gesetz) zum Ausdruck kommt. Ibn Saud von Arabien gab zu, dass er über 200 Frauen hatte, war aber voll davon überzeugt, sich nie versündigt zu haben, da er nie mehr als vier Frauen zur gleichen Zeit hatte.
Es wird ebenfalls berichtet, dass ein Emir von Kuwait jeden Donnerstag eine neue Ehe einging – offensichtlich nachdem er sich vorher von einer seiner Frauen hatte scheiden lassen.
Der Ayatollah Khomeini bestätigt in seinem Werk ‘Towzihol-Masael‘, dass er eine Ehe auf Zeit befürworte. Er schrieb:
"Junge Knaben oder Mädchen in voller sexueller Entfaltung dürfen nicht heiraten, ehe sie nicht das gesetzliche Mündigkeitsalter erreicht haben. Dies verstößt gegen die Absicht der göttlichen Gesetze. Warum sollte die Heirat von geschlechtsreifen Mädchen und jungen Männern verboten sein, weil sie noch minderjährig sind, wenn es ihnen erlaubt ist, Radio und Musik zu hören, die sie sexuell erregt?"
"Mädchen und Jungen, die gemischten Klassen in Schulen, Gymnasien, Universitäten oder anderen Ausbildungsstätten besuchen, und die eine Ehe auf Zeit wünschen, ohne die Erlaubnis ihrer Väter zu haben, können dies tun, um solche eine Situation zu legalisieren. Das gleiche trifft zu, wenn ein Junge oder Mädchen verliebt ist, aber zurückhaltend ist, um solch eine Erlaubnis zu bitten."
"Wenn eine Frau jemanden ermächtigt, sie mit einem Manne für einen Zeitraum von 10 Tagen zu verheiraten, ohne den genauen Termin festzusetzen, so kann der Mann die Ehe nach seinem Ermessen eingehen. Aber wenn die Frau einen genauen Tag und genaue Stunde vereinbart hat, dann muss der Vertrag für diese bestimmte Zeit eingehalten werden." (aus ‘The Little Green Book‘ oder ‘Sayings of the Ayatollah Khomeini‘, Bantam Books).
Ob diese Praxis heute erlaubt oder untersagt ist, ist für unser Argument unwichtig. Wir wissen, dass sie von Muhammad erlaubt wurde. Wir verstehen, dass Prostitution in gewissen Kulturgruppen nicht als Makel angesehen wird, aber dass sie als göttlich inspiriert erklärt werden, können wir nicht akzeptieren.
Jetzt sind die weiblichen (und empathischen männlichen) Leser herausgefordert, zu urteilen, ob die ursprüngliche, und in großem Masse noch heute gültige Stellung der Frauen im Islam, ethisch und moralisch als gottgewollt angesehen werden kann.
Der heilige Krieg
Der Islam ist die einzige der sogenannten Hochreligionen, die bewaffnete Aggression als Mittel zu seiner Propagierung sanktioniert. Es ist das Konzept des ’heiligen Krieges’.
Die Frage, die hier auftaucht ist, ob ein Krieg jemals heilig sein kann, und diese ist verbunden mit der weiteren Frage, ob es überhaupt einen ’gerechten’ Krieg geben kann. Darüber gehen die Meinungen natürlich sehr auseinander, besonders in unserer stark humanistisch orientierten Gesellschaft. Die einen meinen, dass überhaupt kein Grund einen Krieg rechtfertigt, andere, dass beispielsweise gegen Gewaltherrschaft, Unterdrückung und Sklaverei Waffengewalt zu rechtfertigen sei. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass vor gar nicht allzu langer Zeit Krieg verherrlicht wurde und immer wieder glorifiziert wird.
Was sagt nun die Bibel zu diesem Thema? Zunächst müssen wir grundsätzlich zwischen dem Alten und dem Neuen Testament differenzieren.
Das Alte Testament, besser der (alte) Bund, bestand zwischen Gott und Israel. Er bezog sich auf spezifische Situationen eines spezifischen Volkes. Dieses Volk war prädestiniert, den Erlöser der Welt hervorzubringen, Jesus, den Messias. Es sollte auch das Wissen über den alleinigen Gott in der Welt bekannt machen.
Die Existenz dieses kleinen Volkes war ständig bedroht. So musste einerseits der Schutz des physischen Lebens gesichert werden, aber es war auch höchst notwendig, dieses Volk vor dem Einfluss der in ihrem Lebensraum allgemein praktizierten spiritistischen Religion zu bewahren. Das bedurfte zu Zeiten radikaler Maßnahmen, wie wir sie beispielsweise im Koran finden im Umgange mit den Ungläubigen zur Zeit Noahs (Sure 71,27-28) oder bei der Einnahme Kanaans, bei der Gott selbst befahl, die derzeitigen Einwohner auszurotten (5. Mose 20,16-18), um Israel vom Abfallen zu bewahren. So etwas kann man eigentlich nur verstehen, wenn man sich bewusst ist, dass unser Leben hier vergänglich und eine Vorbereitung auf unser ewiges Leben ist. Es drückt andererseits auch den Absolutheitsanspruch Gottes an die Menschheit, und Israel im besonderen, aus.
Das Neue Testament beleuchtet kriegerische Auseinandersetzungen von einem anderen Standpunkt. Wir finden dort keinen Pazifismus. Staatsgewalt wird als notwendiger Schutz zum Wohl der Menschen gesehen (Röm. 13,1-7, Hebr. 13,17, 1. Petr. 2,13-17). Obwohl Soldaten des öfteren erwähnt werden, wird nichts gegen sie gesagt, außer, dass sie sich mit ihrem Sold begnügen und sich nicht unrechtmäßig bereichern sollen (Lk. 3,14). Aber Gewalt als Mittel zur Propagierung des Evangeliums ist völlig ausgeschlossen. Das ist anders im Islam.
Ideal und Wirklichkeit
Viele Muslime sind der löblichen Ansicht, dass der heilige Krieg zunächst einmal ein Krieg gegen die Sündhaftigkeit in uns selbst darstellt. Dann sagt man aber auch, dass heiliger Krieg ausschließlich der Verteidigung galt und nie als Angriffskrieg geführt wurde.
"Der Jihad im Islam ist nicht ein Akt der Gewalt, der sich blindlings gegen Nicht-Muslime richtet. Es ist der Name für einen Großangriff gegen jedes Übel, wie ihn jeder rechte Muslim stets führen sollte, ganz gleich, in welcher Art es sich auch zeigen sollte. Der Kampf im Namen Allahs ist nur ein Aspekt des Jihad und auch dieser ist im Islam nicht ein Akt blindwütiger Brutalität ... "
"Der Heilige Krieg hat materielle und moralische Funktionen, d.h. Selbsterhaltung und die Aufrechterhaltung der moralischen Ordnung in der Welt." (Sahih Muslim III, Seite 938, Anm.)
"Das Schwert wurde von Muslimen nicht rücksichtslos in die Hand genommen. Es wurde aus reinen Motiven und mit menschlichem Mitgefühl im weiteren Interesse der Menschheit geführt." (‘Sahih Muslim’ III, Seite 941, Anm.)
Das ist wirklich eine treffliche Aussage. Die Frage, die sich ergibt, ist nicht, ob Muslime das auch immer ausgelebt hätten, denn das kann weder von Anhängern des Christentums noch des Islam gesagt werden, sondern was die islamischen Schriften dazu sagen.
WAS DER KORAN ÜBER DEN JIHAD SAGT
"Der heilige Koran hat Bekehrung durch Gewalt streng verboten, als er sagte: ’Zwingt keinen zum Glauben, da die wahre Lehre vom Irrglauben ja deutlich zu unterscheiden ist’ (Sure 2,257)", lesen wir in der ’Mishkatu’l Masabih’ (Band II, S.339, Kommentar)
Das kann jeder voll unterstützen, doch ist dieser Text von vielen gegensätzlichen isoliert worden:
"Verkünde den Ungläubigen qualvolle Strafe." (Sure 9,3)
Der Kontext dieser Worte zeigt deutlich, dass hier nicht mit Gottes Gericht gedroht wird, sondern mit gewaltsamer Unterwerfung.
"... dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie auch finden möget; oder nehmt sie gefangen oder belagert sie und lauert ihnen auf allen Wegen auf” (Sure 9,5).
"Wenn ihr im Krieg mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann schlagt ihnen die Köpfe ab." (Sure 47,5)
"Kämpft gegen diejenigen der Schriftbesitzer (d.h. Juden und Christen, Anm. G. Nehls), die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter (d.h. Muhammad, Anm. G. Nehls) verboten haben, und sich nicht zur wahren Religion (d.h. Islam, Anm. G. Nehls) bekennen, so lange, bis sie ihren Tribut entrichten und sich unterwerfen" (Sure 9,29).
"Sag den Ungläubigen, wenn sie ablassen, sich zu widersetzen, dass ihnen das Vergangene vergeben sein soll; wenn sie aber dazu zurückkehren, dich anzugreifen, so soll die Strafe, welche die früheren Empörer getroffen hat, auch über sie kommen. Bekämpft sie, bis alle Versuchung aufhört und die Religion Allahs allgemein verbreitet ist." (Sure 8,39-40)
"Er (d.h. Allah,Anm. G. Nehls) ist es, der seinen Gesandten (d.h. Muhammad,Anm. G. Nehls) mit der Leitung und mit der Religion der Wahrheit gesandt hat, damit er sie über jede andere Religion erhebe…" (Sure 61,10)
Von Muhammad wird entsprechend berichtet, dass er sagte:
"Mir ist aufgetragen worden gegen die Menschen zu kämpfen, bis sie bezeugen, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und sie glauben, dass ich ein Bote (Allahs) bin, und an alles, was ich gebracht habe" [d.h. den Koran und die Sunnah] (‘Sahih Muslim’, Band 1, Seite 17).
Diese Art von ‘heiligem’ Krieg richtet sich gegen Andersgläubige, und er wurde unerbittlich durchgeführt. Während der Lebzeit Muhammads richteten sich seine Kriege zunächst gegen die Mekkaner, später auch gegen andere Gruppen auf der arabischen Halbinsel. Nach seinem Tode wurde in gewaltigen Kriegszügen der gesamte Mittlere Osten bis an die Grenze nach Indien und tief in die südliche GUS hinein erobert. Es folgten Nordafrika, Spanien und Frankreich, wo die islamischen Heere allerdings zurückgeworfen wurden. Die Türkei, Sizilien und der Balkan bis an die Tore Wiens wurden erobert, wenn auch nicht aller Besitz gehalten werden konnte. Man kann wohl nicht annehmen, dass Muslime sich in all diesen Ländern verteidigen wollten.
DAS MATERIELLE ZIEL
Um die Notwendigkeit des Jihad damals zu verstehen, muss man wissen, dass die muslimische Kriegerschar keinen Sold bekam, sondern von Kriegsbeute lebte. Es drehte sich letztendlich um ökonomische Erwägungen. Die begannen mit der ersten Schlacht bei Badr, wo die Muslime, die in Medina in finanzieller Not lebten, eine mekkanische Karawane überfielen, um sie auszurauben.
"Nach der Schlacht von Badr wurde der Vers, der sich mit der Beute befasste, zuerst kundgetan. Der Vers führte zum erstenmal das Gesetz ein, dass die Beutestücke des Krieges den Soldaten, die tatsächlich an der Schlacht teilgenommen hatten, zum Eigentum gegeben wurden ... " (’Mischkatu’l Masabih’ II, Seite 406, Anm.)
"Der Jihad ist in den Augen des Islam einer der verdienstvollsten Taten und ist (außerdem) die beste Einnahmequelle, aber er soll nur mit der Absicht der Selbstverteidigung geführt werden" (‘Mischkatu’l Masabihu’l Masabih’ II, Seite 340, Anm.), lernen wir.
"Der Jihad ”ist die beste Art Gewinn zu machen, sowohl in geistlicher als auch in zeitlicher Beziehung. Wenn ein Sieg errungen wird, gibt es enorme Beutegewinne, und so kann die Eroberung eines Landes mit keiner anderen Gewinnquelle verglichen werden" (ebenda, Seite 253, Anm.).
Hier wäre ein ethischer Einwand nötig. Erobertes oder geraubtes Einkommen stellt zwangsläufig den Lebensunterhalt und Besitz eines anderen Menschen dar, dessen Leben durch den Verlust gefährdet wird. Wenn ein Land (bei der Selbstverteidigung?) von einem muslimischen Herrscher erobert wurde, ergaben sich für die Einwohner drei Alternativen:
- Die Annahme des Islam. In diesem Falle wurden die Besiegten als vollwertige Bürger dem islamischen Staat eingegliedert.
- Die Bezahlung einer Kopfsteuer, die den ‘Ungläubigen’ im Gebiet des Islam ’Schutz’ gewährte. Sie werden ’Simmis’, das heißt Leute mit beschränkten Rechten. Sie brauchten allerdings auch keinen Militärdienst zu leisten. Voraussetzung war allerdings, dass sie einer monotheistischen Religion angehörten, also Juden oder Christen waren.
- Tod durch das Schwert war für die, welche die Kopfsteuer nicht bezahlen, bzw. den Islam nicht annehmen wollten, die letzte Option (Dictionary of Islam, Seite 243).
In der Praxis sah es dann etwa so aus:
"In welchem Dorf ihr immer euch niederlasst, darin ist euer Anteil, und welches Dorf Gott und seinem Gesandten ungehorsam ist - das gehört zu einem Fünftel Allah und seinen Gesandten, und der Rest ist für euch" (’Mischkatu’l Masabihu’l Masabih’ II, Seite 412).
Ohne Zweifel war materieller Gewinn mindestens ebenso wichtig, wie die Bekehrung der Leute zum muslimischen Glauben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Heilige Krieg eigentlich nur ein Vorwand war, um Beute zu machen und Steuern einziehen zu können.
Dieser Beweggrund war damals mit Sicherheit der Hauptanreiz:
"Das ist einer der Gründe, warum die Soldaten des Islam unerbittlich kämpften. Im Falle des Todes im Heiligen Krieg kamen sie ins Paradies, und im Falle des Sieges erhielten sie die Beute. Der Jihad ist daher die beste Quelle aller Einnahmen." (’Mischkatu’l Masabih’ II, Seite 406, Anm.)
Dieser Anreiz entwickelte sich zu einem enormen politischen und militärischen Faktor zu Gunsten Muhammads. Kein Wunder, dass sein Heer in der Zeit zwischen der Hedschra und der Einnahme Mekkas, das heißt in 10 Jahren, von 300 auf 10.000 anwuchs, und danach schier unzählbar wurde.
Jeder Krieger bekam ein Anrecht auf das Eigentum des Mannes, den er erschlagen hatte, und er konnte ebenso jeden Gefangenen, den er gemacht hatte, in die Sklaverei verkaufen. Auch Frauen und Kinder galten als Beute, und es wurde keinem Muslim als moralische Verfehlung angerechnet, wenn er verheiratete Gefangene als Nebenfrauen nahm, solange sie nicht gerade schwanger waren. Darüber hinaus wurden
"auf dem eigentlichen Schlachtfeld inmitten der Feindseligkeit den Soldaten manchmal einige Zugeständnisse eingeräumt, damit sie sich erholen konnten. Es wurde den Soldaten einmal erlaubt, gefangene Jungfrauen zu ihrer Befriedigung zu gebrauchen." (’Mischkatu’l Masabihu’l Masabih II, Anm. Seite 440 und ’Sahih Muslim’ II, Seite 705-707)
Jeder Kämpfer hatte seinen Anteil an der Gesamtbeute, von der jedoch ein Fünftel Muhammad gehörte (Sure 8,42). Im Fall einer kampflosen Übergabe gehörte ihm allerdings alles. An dieser Stelle muss aber auch gesagt werden, dass Muhammad nie ein materiell ausschweifendes Leben geführt oder Güter gehortet hätte. Im Gegenteil, er war in vieler Beziehung großzügig, besonders gegenüber Armen, Waisen und Witwen.
Eine erhobene Kopfsteuer konnte sehr einschneidend sein, wie es im Falle der besiegten Juden von Khaiber war. Nach Wegnahme der Beute konnten sie
"in Khaiber unter der Bedingung wohnen bleiben, dass sie die Hälfte der Erzeugnisse ihrer Länder dem Heiligen Propheten abgaben und außerdem Jizyah (Kopfsteuer) entrichteten." (’Mischkatu’l Masabih’ II, Seite 455, Anm.)
Die Beute war mitunter sehr beträchtlich, wie wir einem Bericht entnehmen können:
"In der Stadt von Muraisi des Banu (Volk) Mustalig betrug die Beute beinahe 200 Kamele und 5000 Ziegen. In dem Kampf um Hunain waren es 24000 Schafe, die als Beute in die Hände der Muslime fielen, außerdem 4000 Silbermünzen und eine unzählbar große Herde von Kamelen. In der Schlacht von Badr und Uhud war die Beute auch enorm groß." (’Mischkatu’l Masabih’ II, Anm. Seite 406)
Es wundert einen nicht, dass dem Alî ibn Abî Tâlib dieses Gedicht zugeschrieben wird:
"Unsre Blumen sind das Schwert und der Dolch:
Narzisse und Myrrhe, sie bedeuten uns nichts.
Unser Trank nach dem Kampf ist das Blut unseres Feindes,
und seine Hirnschale unser Pokal. "
EIN NACHGEDANKE
Eins der fundamentalen Menschenrechte besteht darin, dass man seinen Glauben frei wählen, ausüben und auch bezeugen darf. Dieses Recht wurde Andersdenkenden von Muslimen nur beschränkt oder gar nicht zugestanden. Man durfte zwar Muslim werden, doch es stand die Todesstrafe auf den Abfall vom Islam. Diese wird heutzutage zwar nicht mehr konsequent durchgeführt, doch verliert ein Konvertit aus dem Islam weitgehend den Kontakt zu seiner Familie und seinen gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext, was für viele eine echt traumatische Erfahrung ist. Hier gilt das Wort des Koran nicht mehr, welches bestimmt: ”Zwingt keinen zum Glauben." (Sure 2,257)
Wir bedauern es auch sehr, dass Christen, die in islamischen Ländern leben, nicht die selben Privilegien und Rechte eingeräumt werden, wie Muslimen, die in ’christlichen’ Ländern leben.
Diese Christen fragen, sicher nicht grundlos, warum es ihnen nicht gestattet wird, ihrem Glauben frei zu leben, ihn frei zu bezeugen und Gemeinden und Kirchen zu bauen.
Abschließend möchten wir die Leser wieder darum bitten, den oben gegebenen Maßstab der Ethik an die geschilderten Geschehnisse und Lehren zu legen und ehrlich ein Urteil zu fällen, ob die Doktrin und Praxis des Jihad ethisch-moralisch ist und somit dem Wesen Gottes entspricht. Die Frage ist wiederum nicht, ob dieses Kapitel subjektiv oder einseitig ist. Alles Geschilderte entstammt islamischen Quellen, und deren Ethik gilt es messen.
Muhammad, das Modell für die Menschheit
Seit der Hedschra verstand Muhammad sich mehr und mehr als ein Vorbild für ein gottwohlgefälliges Leben. Die vielen Hinweise in dieser Richtung führten dann auch zu der Lehre und Praxis der Sunnah, der Nachahmung des Lebensstils Muhammads.
Muhammad war ein Mensch, wie wir. Darum wäre es müßig, von ihm ein sündloses Leben zu erwarten. Das hat nie ein Mensch erreicht, wenn wir einmal Jesus ausnehmen (Sure 19,20). Auch die biblischen Propheten waren Menschen, die Gott allzu oft gefehlt haben. Noah betrank sich und verfluchte seinen Sohn, Abraham hatte wiederholt gelogen, Moses war ein Totschläger, Aaron ließ sich zum Götzendienst missbrauchen, David sandte einen getreuen Soldaten in den Tod, um einen Ehebruch zu vertuschen usw. Auch von Muhammad berichtet der Koran, dass er sich vor Gott schuldig machte (Sure 47,20; 48,2-3; 40,56), auch wenn das theologisch verbrämt wird, wenn man sagt, dass das Wort dhanb, das der Koran gebraucht, nicht Sünde, sondern nur einen Fehler bedeutet. In dem Falle sollte man allerdings erwarten können, dass dhanb überall im Koran so übersetzt würde. Dem ist aber nicht so. Beispielsweise wird dieses Wort in Suren 26,15; 39,54; 40,4), mit ‘Verbrechen‘ bzw. Sünde(n) übersetzt.
Wie wird Muhammad nun im Islam dargestellt?
"All die Aussagen und Taten des Heiligen Propheten sind göttlich inspiriert, und nur in ihnen kann man die wahre Bedeutung und Ausdruckskraft des Willens Allahs erkennen ...Nur wenn wir Muhammad folgen, können wir das begehrte Ziel erreichen, nämlich Allahs Gunst zu erlangen" (‘Sahih Muslim‘ I, Einführung pp. I-II, vgl. auch mit dem Kapitel ‘Die Hadis und die Sunnah‘, S. 46).
"Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir (Muhammad) ...“ (Sure 3,32).
"An dem Gesandten Allahs habt ihr ein herrliches Beispiel eines Mannes, der auf Allah und auf den Jüngsten Tag hofft und oft Allahs eingedenk ist" (Sure 33,22).
Muhammad sagte: "Ich hinterlasse euch zwei Dinge. Wenn ihr an ihnen festhaltet, werdet ihr niemals irregeführt werden: das Buch Allahs und die Sunnah des Propheten“ (Mischkatu’l Masabih I, S. 173). “Wer mir gehorcht, wird ins Paradies kommen, und wer mir nicht gehorcht, hat die Wahrheit tatsächlich verworfen“ (ebenda S. 5 und 159).
Jeder, der nun anhand islamischer Quellen nachprüfen will, wie Muhammad selbst das ausgelebt hat, wird zur Zielscheibe islamischer Kritik. Darum müssen wir betonen, dass wir Christen uns nicht anmaßen, Muhammads Richter zu sein, wie es oft dargestellt wird.
"Drei Jahrhunderte lang haben sich die Schriftsteller europäischer Länder heiser geschrieen mit ihren Anklagen, dass Muhammad ein zügelloser Mensch, ein Betrüger, ein Mörder und Lügner gewesen sei, neben weiteren niederträchtigen Beschimpfungen, die sie in ihren Herzen hegten. Sie hören damit nicht auf und wiederholen diese Lügen in dem Glauben, dass etwas von dem Schmutz, den sie werfen, auch haften bleibt. Und welches Beweismaterial haben diese Schreiber in der Hand, dass sie sagen können, Muhammad sei ein zügelloser Mensch gewesen? Nichts haben sie in der Hand, außer der Tatsache, dass er nach seinem 53. Lebensjahr nach und nach eine Reihe von Ehen eingegangen ist, was sie ihm übel nehmen. Außerdem kreiden sie ihm den Tatbestand an, dass er zwar seinen Nachfolgern die Zahl der Ehefrauen auf maximal vier beschränkte, aber für sich selbst dabei eine Ausnahme machte.Abraham, David, Salomo und viel andere Propheten und Heilige des Alten Testaments hatten viele Frauen. Waren sie alle zügellose Leute? Gott verhüte solche Anklagen! “ (‘Dictionary of Islam‘, S. 399-400).
Wir finden es unehrlich zu behaupten, dass gewisse Bedenken, die geäußert wurden und werden, nicht durch Tatsachen gestützt seien.
Wir wissen darum, dass es sich hier um ein ‘heißes Eisen‘ handelt. Darum sind wir gut beraten, uns nicht von Gefühlen leiten lassen, sondern auf Tatsachen zu bauen. Muss es noch einmal erwähnt werden, dass alle Informationen über Muhammad aus islamischen Quellen stammen? Jede aus diesen Quellen belegte Aussage kann somit keine ‘lügenhafte Anklage‘ sein. Aber auch das Motiv dieser Untersuchungen darf nicht als böswillig ausgelegt werden. Es dreht sich um eine legitime und sachliche Auseinandersetzung mit ewiger Wahrheit. Wer wagt damit leichtfertig umzugehen? Es geht hier nicht um Rechthaberei oder gar darum die Gefühle unserer muslimischen Freunde verletzen zu wollen. Es ist ein Akt der Liebe, die nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass alle zur Umkehr kommen, wie es die Bibel ausdrückt (2. Petrus 3,9; 1. Tim. 2,4).
Auf der Wahrheitssuche darf man nicht versuchen, augenfällige Makel wegzuinterpretieren, nach dem Motto: ‘Was nicht sein darf, kann nicht sein‘. Dann muss man feste Normen haben, an denen man Gut und Böse, Recht und Unrecht messen kann. Als Christen legen wir den Maßstab an, den uns die Bibel gibt. Nach ihrer Aussage wird entschieden, was moralisch und recht ist, und was nicht.
Da das Stichwort schon gefallen ist, wollen wir einen Blick auf Polygamie oder breiter gefasst, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, werfen. Es wurden einige Männer genannt, die Polygamie betrieben: Abraham, David und Salomo.
Wir müssen hier zunächst auf etwas Grundsätzliches hinweisen. Bis zur Zeit Jesu hatte Gott nicht gegen Mehrehen gesprochen, wohl aber gegen Ehebruch und Scheidung.
Abraham hatte eine Nebenfrau auf Anraten seiner Ehefrau Sarah. Der Fall Davids ist erheblich schwerwiegender, denn abgesehen von der unbekannten Zahl seiner Frauen (2. Sam. 3,1-5; 5,13), beging er Ehebruch, wofür Gott ihn zur Rechenschaft zog und bestrafte (2. Sam. 22).
Salomo lebte in der Tat in ausgesprochenem Exzess, was Frauen angeht. Aber auch in diesem Fall liegt von Gott her keine ausdrückliche Verurteilung der Polygamie vor, außer dass er götzendienerische Frauen nahm, die ihn in seinen späteren Lebensjahren von Gott abbrachten.
Wie wir schon sahen (s. o.) berief sich Jesus auf den ursprünglichen Inhalt der Ehe, als er auf die Frage der Ehescheidung angesprochen wurde:
"‘Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Weib geschaffen und gesagt hat: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und die beiden werden ein Fleisch sein? Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was somit Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.‘" (Mt 19:4-9). "Wer seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch. " (Lk 16,18)
Das ist der Maßstab, der seit dieser Zeit gilt. Warum? Weil Polygamie dahin führte, dass hingebungsvolle und vertrauensvolle eheliche Liebe ausgeschlossen wurde. Zwischengeschlechtliche Liebe soll so exklusiv sein, wie unsere Liebe zu Gott. Keine Frau, die ihren Mann von Herzen liebt und ebenso völlig geliebt werden möchte, kann eine Rivalin tolerieren. Sicher würden Männer ähnlich empfinden, wenn ihnen zugemutet würde zu zweit, zu dritt oder gar zu viert eine Frau zu teilen. Vielleicht verliert man in einer polygamen Gesellschaft den Blick dafür, doch selbst Aischa, die Lieblingsfrau Muhammads, machte keinen Hehl daraus, dass sie eifersüchtig war. Wie viel mehr müssen es die anderen Frauen gewesen sein?
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der bedacht werden will: Nur in einer monogamen Ehe können beide Partner die Erfüllung eines fundamentalen Bedürfnisses erfahren: die/der einzig erwählte Partner(in) zu sein und das Sich-von-ihm-angenommen-wissen. Sie schenkt auch die Integrität, und den Wert, die einen über den Status eines Gebrauchsgegenstandes erhebt.
Es ist auch töricht, zu argumentieren, dass eine polygame Gesellschaft die Prostitution überflüssig mache. Wie steht es mit der sexuellen Befriedigung einer Frau, die ihren Mann mit anderen teilen muss? Und was macht ein Mann, der leer ausgehen muss, nur weil andere Männer mehr als eine Frau haben? Naturgemäß sind nun mal etwa die Hälfte aller Menschen männlich.
Der Einwand, dass nach Statistiken Frauen in der Überzahl sind, ist zu unbedeutend, als dass man damit Polygamie rechtfertigen könnte. Die Differenz ist übrigens weitgehend dadurch bestimmt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Frau, zumindest heute, um 5-10 Jahre länger ist als beim Mann.
Das Argument, dass während der ‘heiligen Kriege‘ viele Männer getötet wurden und somit Polygamie gerechtfertigt war, weil sie zur Versorgung der Witwen beitrug, ist ebenso fadenscheinig. Nach Anmerkungen in ‘Sahih Muslim‘ III, S. 941, verloren in den 82 Feindseligkeiten zur Lebenszeit Muhammads nur 259 Muslime ihr Leben. Er zog aber mit 10.000 Männern gegen Mekka. Wie viele hätten da eine Chance gehabt, auch nur eine der höchstens 259 Witwen zu ehelichen? 2,5%.
Gemessen an dem oben gegebenen Maßstab,
"ist für die moralische Beurteilung in erster Linie der Gesichtspunkt maßgebend, wieweit durch die Handlung einer Person die Absichten anderer Personen gefördert oder geschädigt werden. Dabei liegt generell die Überzeugung zugrunde, dass die Interessen der anderen Personen in unseren Handlungen … zu berücksichtigen sind, z.B. nicht zugunsten eigener Interessen geschädigt, eventuell sogar zuungunsten eigener Interessen gefördert werden sollen.“ (Siehe oben).
Gibt es anhand dieser Erwägungen ein praktisches oder emotionelles Argument für die Rolle der Frau, wie sie im Islam als gottgewollt dargestellt ist?
MUHAMMAD ALS MODELL FÜR DIE EHE
Nun wird im Koran die Zahl erlaubter Ehefrauen auf vier festgelegt. Es mutet darum befremdend an, wenn der Prophet des Islam diese Zahl für sich selbst verdreifacht. Das ist ein heikles Thema, darf aber nicht dazu führen, dass die Schlüsselperson des Islam außerhalb des Gesetzes oder der allgemein anerkannten Ethik stehen darf.
Wir möchten allerdings feststellen, dass Muhammad in seiner ersten Ehe mit Chadidjah in Monogamie lebte, bis sie starb. Muhammad war zu der Zeit etwa 50 Jahre alt. Erst danach heiratete er in kurzen Abständen Sa‘uda (drei Monate nach dem Ableben Chadidjahs), dann Aischa, die Tochter Abu Bekr‘s, die seine Lieblingsfrau wurde, dann Hafsa, Umars Tochter, (mit 20), Sainab, Umm ul-Masakin, Umm-Salama, eine weitere Sainab (30), Juwairija (20), Safia (17), Umm-Chabiba (35) und Maimuna (26). Dazu kamen noch mindestens zwei Nebenfrauen, Maria, eine koptisch-ägyptische Sklavin und eine jüdische Gefangene namens Rihana, die eine formale Ehe verweigerte.
Aischa, Muhammads Lieblingsfrau, berichtete,
dass “Allahs Gesandter sie mit 7 Jahren geheiratet hat, und sie zog mit neun Jahren als Braut in sein Haus, und ihre Puppen nahm sie mit sich. Als er (der Heilige Prophet) starb, war sie 18 Jahre alt“ (‘Sahih Muslim‘, Seite 716).
In Sure 33,51-58 finden wir eine Legitimation für sein Verhalten:
"Dir, o Prophet, erlauben wir alle Frauen, (1) die du durch eine Morgengabe erkauft hast, und (2) ebenso deine Sklavinnen, welche dir Allah (aus Kriegsbeuten) geschenkt hat, und (3) die Töchter deiner Onkel und Tanten von Vater- und Mutterseite, (4) die mit dir aus Mekka geflüchtet sind, und (5) jede gläubige Frau, die sich dem Propheten überlassen und die derselbe heiraten will. Diese Freiheit sollst nur du haben vor den übrigen Gläubigen ... Du kannst zurücksetzen (die Heirat verweigern), wen du willst, und zu dir nehmen, wen du gerade willst, ja selbst die, welche du früher verstoßen hast ...Es ist dir aber nicht erlaubt, noch Weiber daneben zu halten, noch deine Frauen mit anderen zu vertauschen, wenn die Schönheit anderer dir auch noch so sehr gefällt; nur deine Sklavinnen machen hiervon eine Ausnahme."
"Es ziemt sich nicht, dass ihr den Gesandten Allahs kränkt (belästigt) und je seine Frauen nach ihm heiratet; denn dies wäre ein schweres Vergehen vor Allah... "
"Allah und seine Engel segnen den Propheten, darum, o Gläubige, segnet ihn auch und grüßt ihn ehrerbietig mit ‘Friede‘. Die aber Allah und seinen Gesandten beleidigen, wird Allah verfluchen in diesem und in dem zukünftigen Leben, und schmachvolle Strafe hat er für sie bereitet. "
Schon allein durch diese Privilegien erfreute sich Muhammad eines besonderen Status.
Wir möchten nun zwei Begebenheiten wiedergeben, die aus biblischer Sicht besonders inakzeptabel sind.
Es ist nicht allgemein bekannt, dass Muhammad zwei Schwestern, Maria und Schirina, als Geschenk erhielt:
"Muhammad erhielt in seinem neunundfünfzigsten Jahr, im siebten Jahr der Flucht von Mekka (628 n. Chr.), von Elmokaukas, dem Statthalter Ägyptens, eine koptische Sklavin zum Geschenk, welche Maria hieß. Muhammad hat dieser beigewohnt. Sie gebar Muhammad den Sohn Ibrahim, der jedoch 631 starb. Dieser Beischlaf geschah in der Wohnung seiner abwesenden Ehefrau Hafsa, Tochter des Umar, und zwar auf deren eigenem Bett, und noch dazu an einem Tag, an welchem der Beischlaf dieser oder Aischa gebührt hätte. Als Hafsa dies erfuhr und ihn deshalb zur Rede stellte, versprach er, das Mädchen nicht mehr berühren zu wollen, wenn sie das Geschehene geheimhalte, und versprach zugleich, dass Umar und Abu Bekr, dereinst seine Nachfolger in der Regierung werden sollten. Hafsa erzählte den Vorfall dennoch der Aischa, worauf Muhammad einen ganzen Monat lang, von allen seinen Frauen getrennt, in den Zimmern der Maria zubrachte, bis er auf ‘Verwendung des Engels Gabriel‘ Hafsa wieder in Gnaden annahm. Maria, nebst ihrer Schwester Schirina, die er mitgeschenkt erhalten hatte, blieben bis zu seinem Tode bei ihm. Erstere starb fünf Jahre nach ihm und liegt zu Medina begraben" (‘Der Koran‘, übersetzt von Ludwig Ullmann, Fußnote 2 der Sure 66,2-3, Seiten 457 u. 458).
In Sure 66,2 ff lesen wir dann, dass es Muhammad von Allah quasi ans Herz gelegt wurde, sein Versprechen gegenüber seinen Frauen zu vergessen:
"O Prophet, warum willst du dir, um das Wohlgefallen deiner Weiber zu erlangen, als Verbot auflasten, was Allah dir erlaubt hat? Allah ist ja versöhnend und barmherzig. Und Allah hat euch ja bereits gestattet, eure Eide zu lösen, und Allah ist ja euer Schutzherr. Er, der Allwissende und Allweise. Als der Prophet irgendeine Begebenheit einer seiner Frauen als Geheimnis anvertraute, diese aber dasselbe ausplauderte, wovon Allah ihn in Kenntnis setzte, da hielt er ihr einen Teil ihrer Plauderei vor, und einen Teil verschwieg er, zu ihrer Schonung. Und als er ihr dieses vorhielt, da fragte sie: ‘Wer hat dir das mitgeteilt?‘ Er antwortete: ‘Der alles weiß und kennt, hat es mir angezeigt.‘ Wenn ihr beide (Aischa und Hafsa) euch wieder zu Allah wenden wollt ... (da eure Herzen abgewichen sind, so ist es gut); verbindet ihr euch aber wider ihn (den Propheten), so sind seine Schützer: Allah und Gabriel und die Frommen unter den Gläubigen, und auch die Engel werden ihm beistehen. Wenn er sich von euch scheidet, so kann es sehr leicht sein, dass sein Herr ihm zum Tausch andere Frauen gibt, welche besser sind als ihr, nämlich: gottergebene, wahrhaft gläubige, demutsvolle, bereuende, fromme und enthaltsame, die teils schon Männer erkannt haben, teils noch Jungfrauen sind."
Al-Baizâwi (Commentary Vol II, Seiten 340-341), der Korankommentator, erklärt diesen Abschnitt wie folgt:
"Es wird berichtet, dass Muhammad allein mit Maria zusammen war, als eigentlich Aischa oder Hafsa an der Reihe waren. Hafsa merkte das und beschuldigte ihn deshalb. Er erklärte, er hätte einen Eid abgelegt, gab aber sein ungerechtes Verhalten zu. Daraus entstanden diese Verse" (nach Mizanu`l Haqq, Seite 330). (Die volle Geschichte wird in Band 2 des ‘Rauzatu‘r Safâ‘, Seite 188, berichtet).
(Die ‘Mischkatu’l Masabih‘ nennt Saineb anstelle von Hafsa. In der ‘Mischkatu’l Masabih II‘, Seiten 680-681).
Wenn ich diese Begebenheit lese, denke ich an einen offenen Brief, den ich in einer islamischen Zeitung (al-Balaag, Johannesburg Nov./Dez. 1988) abgedruckt sah. Er hat mich zutiefst gerührt. Er stammt offensichtlich von der Hand eines islamischen Theologen mit Namen Hafiz Muhammad Sarwar Qureshi. Er schrieb:
"Bei meinem Studium musste ich etwas über die Frauen des Propheten nachlesen und blätterte in Maududi‘s berühmten Korankommentar ‘Tafhimul Qur‘an‘. Plötzlich las ich über die Koptin Maria (möge Allah mit ihr zufrieden sein): ‘Der Prophet Allahs nahm Maria, die ihm vom Herrscher Ägyptens speziell für ihn gesandt war, zu sich. Mit ihr hatte er sexuelle Beziehungen, ‘weil sie unter seiner Macht war‘ (sie war seine Sklavin). Es kann nicht nachgewiesen werden, dass er sie befreit und geheiratet hat.‘" (‘Tafhimul Qur‘an‘, Band 4, über Sure al-Ahsab, Vers 50, Fußnote 88, Seiten 113-114).
Soweit die Situation. Jetzt schildert er seine seelische Reaktion dazu:
"Was ich gelesen hatte, hinterlies solch einen Eindruck auf meine Gedanken und Empfindungen, dass ich, ohne zu übertreiben, drei volle Tage nicht mehr an das Apostelamt Muhammads (möge der Friede und Segen Allahs auf ihm ruhen) glauben konnte.
Immer wieder bat ich meine Freunde: ‘Lest und prüft! Hat Maududi wirklich das geschrieben, was ich verstanden habe?‘ aber sie versicherten mir immer wieder, dass ich recht verstanden hatte.
Ich kann nicht im Worte fassen, was in meinen Gedanken vor sich ging. Zweifel über den Auftrag des Führers des Islam kam in mir auf, und Angst, dass ich die Grenzen des Islam überschritten hatte. Ich war überwältigt von der niederträchtigen, hässlichen Tat, die Maududi dem Gesandten Allahs zugeschrieben hat, einen Akt, den selbst ich sündiger Mensch niemals erwogen hätte auszuführen. Wie konnte ein großer Bote Allahs, der auf dem Wege der Wahrheit wandelte, so etwas tun? Wer immer so etwas tun mag, ein Bote Allahs könnte er nicht sein.
Man stelle sich einmal vor, was geschehen könnte, wenn dieser irreführende Kommentar in englischer Sprache in die Welt hinaus ginge! Was für eine Meinung würden die Menschen dort vom allerbesten Menschen, Muhammad (möge der Friede und Segen Allahs auf ihm ruhen), bekommen, wenn sie diesen Kommentar lesen, wo sie sowieso schon so voreingenommen gegen ihn sind.
Gibt es denn keinen Gläubigen, der aus Liebe zu dem wahrheitsliebenden Propheten verhindert, dass der Kommentar das ausrichtet, was er zu tun vermag?
… Mein Glaube steht auf der Wahrheit und Gerechtigkeit des Koran und dem hohen ethischen Beispiel des Gesandten Allahs, der nach dem Koran das Epitom alles Hervorragenden ist. Nun stelle man sich meinen Gemütszustand vor, wenn der größte islamische Theologe und Denker unserer Zeit bezeugt, dass was die Feinde des Islam in ihrer Gemeinheit und ihrem Hass über den Gesandten sagen, teilweise oder gar ganz wahr ist! Die Geschichten, dass Muhammad eine lüsterne Person war und Frauen als Konkubinen benutzt hat
(O, Allah, vergib uns!), wird damit als authentisch erklärt, und noch dazu von einem islamischen Gelehrten."
Der Brief fährt dann fort, dass der Schreiber auch von anderer Seite gehört hatte, dass Maria eine Sklavin war, aber dass er meinte, dass sie dann befreit und von Muhammed geheiratet worden war. Zum Schluss heißt es dann:
"Aber dass Maududi schreibt, dass nie nachgewiesen wurde, dass Maria Muhammads Ehefrau wurde, hat mich erschüttert. Solche irreführenden Worte hatte ich noch nie von einem islamischen Gelehrten gehört!"
Sicher sind wir alle gerührt von der Innigkeit des Glaubens von Hafiz Muhammad Sarwar Qureshi. Wir hätten allerdings erwartet, dass er der Sache auf den Grund geht, um die Wahrheit über diese Episode zu ergründen. Er hätte dann herausfinden müssen, dass Muhammad nicht mit Maria verheiratet gewesen ist. Es erschien ihm sicherer, Maududi der Geschichtsfälschung zu bezichtigen, als die Wahrheit zu akzeptieren – und dann seine Konsequenzen daraus zu ziehen.
Eine weiteres Erlebnis in Muhammad‘s Leben darf ebenfalls nicht unbeachtet bleiben. Es handelt sich um die illegitime Hochzeit Muhammads mit der Frau seines Adoptivsohnes Said-ibn-Hareta. Solch eine Ehe ist unter islamischem Gesetz verboten. Die Geschichte ist uns von Al Baizâwi folgendermaßen überliefert:
"Muhammad sah Saineb, (Saids Frau), nachdem er (Muhammad) sie (Saineb) ihm (Said) verheiratet hatte, und sie ‘fiel in seine Seele‘; daher sagte er: ‘Gepriesen sei Allah, der die Herzen umkrempelt‘. Said hörte dies und es geschah, dass in ihm ein tiefer Widerwille gegen ihre Gegenwart entstand. Daher ging er zum Propheten und sagte: ‘Ich bitte dich, nimm meine Frau von mir.‘ Nachdem er überredet wurde, sie dennoch zu behalten, versuchte es Said eine Zeitlang, trennte sich dann aber doch von ihr. Nach der Wartezeit, die nach einer Scheidung vorgeschrieben ist (90 Tage), erhielt Muhammad eine weitere Offenbarung: ‘Wir verheiraten sie mit dir‘ (Sure 33,38), das heißt, Allah gab sie Muhammad ohne Verwendung eines Ehevertrages zur Frau. Dies wird noch dadurch bestätigt, was sie zu den anderen Frauen des Propheten sagte:
‘Wahrlich, Allah selbst hat bei mir die Verwandtenrolle übernommen, als er mich Muhammad zur Frau gab, ihr dagegen wurdet ihm von Verwandten zur Frau gegeben.‘ Und es wird gesagt, dass Said die Mittlerrolle bei der Brautwerbung spielte. Dies war eine große Anfechtung und ein offensichtliches Zeugnis für seine Glaubensfestigkeit" (Kommentar von Al-Baizâwi, Band II, Seite 129; Mizanu’l Haqq, Seiten 331-332).
Die eben zitierte Aussage von Baizâwi spiegelt sich auch in der ‘Sahih Muslim‘ wider:
"Allahs Gesandter sagte zu Said, sie (Saineb) doch an ihn zu erinnern. Said ging und sagte: ‘Saineb, Allahs Gesandter hat mich mit einer Botschaft zu dir geschickt.‘ Sie sagte: ‘Ich tue nichts, ehe ich nicht den Willen meines Herrn erkundet habe.‘ Als sie am üblichen Gebetsplatz stand, wurde ihr der Vers (der ihre Heirat betraf) offenbart, und Allahs Gesandter kam ohne Erlaubnis zu ihr."
Diese ‘Offenbarung‘ kann man auch in Sure 33,38-39 nachlesen:
"Da sich endlich Said hinsichtlich ihrer Scheidung entschlossen hatte, da gaben wir sie dir zur Frau ... denn was Allah befiehlt, das muss geschehen. Was Allah dem Propheten, in Übereinstimmung mit der Verordnung Allahs, gegen vorherige Bräuche erlaubt hat, ist auch kein Verbrechen für ihn; denn Allahs Befehl ist fest und bestimmt. "
Alle modernen Kommentatoren befleißigen sich zu erklären, dass beide, Said und Saineb, unter ihrer Ehe litten, weil sie sich nicht vertragen konnten. Erst als die Ehe total zerrüttet war, schied sich Said (ein befreiter Sklave) von Saineb (die aus einer ehrbaren Familie stammte). Der Grund, warum Muhammad, der sich zumindest teilweise für den Schiffbruch in der Ehe verantwortlich sah, Saineb heiratete, war, so sagt man, dass er Saineb wieder ehelichen Status geben wollte. In den alten Überlieferungen finden wir nichts, was diese moderne Interpretation stützen könnte.
Christen denken hier sicher an die Worte Jesu:
"Wer sich scheidet von seinem Weibe und freit eine andere, der bricht die Ehe“ (Lk 16,18).
Man mag einwenden, dass in Sainebs Fall Muhammad in einer anderen Kultur gelebt hat. Das mag sein. Aber wenn Gott geredet hat, dann sind seine Maßstäbe absolut und bindend für alle, die sich zu den Gläubigen rechnen.
Gab es unter den Frauen Muhammads niemals Neid oder Eifersucht? Hat er alle seine Frauen immer gleich behandelt, wie es im Koran vorgeschrieben ist?
Wir wollen dazu einen Bericht von Aischa hören (‘Sahih Muslim‘ IV, Seiten 1299-1301):
"Die Frauen von Allahs Apostel sandten Fatima, die Tochter von Allahs Gesandtem zu Allahs Apostel. Sie bat um Erlaubnis hereinzukommen, als wir in mein Gewand gehüllt beieinanderlagen. Er gab die Erlaubnis, und sie sagte: ‘Allahs Gesandter, wahrlich, deine Frauen haben mich zu dir gesandt, um dich zu bitten, dass du im Falle der Tochter des Abu Cuhufa (denn sie war gerade ‘an der Reihe‘, Anm. Gerhard Nehls) Gerechtigkeit übst. ‘Aischa sagte: ‘Sei still.‘ Darauf sagte Allahs Gesandter zu Fatima: ‘O Tochter, liebst du nicht, wen ich liebe?‘ Sie sagte: ‘Doch!‘ Darauf sagte er: ‘Ich liebe diese hier.‘ Als sie dies von Allahs Gesandtem gehört hatte, stand Fatima auf und ging zurück zu den Frauen von Allahs Apostel, um sie zu informieren, was sie ihm gesagt hatte und was Allahs Gesandter ihr entgegnet hatte. Daraufhin sagten sie zu ihr: ‘Wir meinen, du bist uns nicht von Nutzen gewesen. Gehe noch einmal zu Allahs Gesandtem und sage ihm, dass seine Frauen in bezug auf Abu Cuhufas Tochter Gerechtigkeit ersuchen.‘ Fatima sagte: ‘Bei Allah, ich werde nie wieder mit ihm über diese Sache reden.‘ Aischa berichtete weiter: Die Frauen von Allahs Apostel schickten dann Saineb, die Frau von Allahs Apostel, und sie war mit mir etwa gleich im Rang in den Augen von Allahs Gesandtem, und ich habe noch nie eine so fromme Frau gesehen, die Allah so nahe war wie Saineb. Sie brauste leicht auf, war dann aber bald wieder ruhig. Allahs Gesandter erlaubte ihr einzutreten, denn sie (Aischa) war allein mit Allahs Gesandtem, beide in ihren Mantel gehüllt, in derselben Situation wie zur Zeit als Fatima eintrat. Sie sagte: ‘Allahs Gesandter, deine Frauen haben mich zu dir gesandt, weil sie im Fall von Abu Cuhafas Tochter Gerechtigkeit suchen.‘
Sie näherte sich mir und wurde mir gegenüber harsch, während ich versuchte in den Augen von Allahs Gesandtem zu lesen, ob er mir etwas erlauben würde. Saineb fuhr fort, bis ich erkannte, dass Allahs Gesandter es billigen würde, wenn ich scharf entgegnen würde. So kam es zu einem scharfen Wortgefecht, bis ich sie zum Schweigen brachte. Daraufhin lächelte Allahs Gesandter und sagte: ‘Sie ist die Tochter Abu Bakr’s.‘ "
Aischa wandte sich aber auch gegen andere Frauen:
"Ich pflegte alle (Frauen) zu verleumden, die sich dem Gesandten Allahs anboten. So fragte ich: ‘Bietet sich eine Frau selbst an?‘ Dann offenbarte der Allmächtige Allah: ‘Du kannst zurücksetzen (die Heirat verweigern), wen du willst, und zu dir nehmen, wen du gerade willst, ja selbst die, welche du früher verstoßen hast, wenn du jetzt Verlangen nach ihr hast; dies alles soll kein Verbrechen sein‘ (Sure 33,52). Ich sagte: ‘Es scheint mir, dass dein Herr es eilig hat, alle deine Verlangen zu befriedigen.‘ " (‘Mischkatu’l Masabih‘ I, S. 210).
Natürlich ist dieses ganze leidige Thema der Sexualität Muhammads Muslimen sehr peinlich. Darum versucht man immer wieder den Eindruck zu vermitteln, dass diese in Muhammads Leben eine sehr untergeordnete Rolle gespielt habe. Berichte aus den Hadithen bestätigen dies nicht:
"Anas bin Malik sagte: ‘Der Prophet besuchte gewöhnlich alle seine Frauen in einer Runde Tag und Nacht, und es waren elf an der Zahl!‘ Ich fragte Anas: ‘Hatte denn der Prophet die Kraft dazu?‘ Anas erwiderte: ‘Wir pflegten zu sagen, dass dem Propheten die Kraft von 30 Männern gegeben war.‘ "(‘Sahih al-Bukhari Bd. I, Seite 165)
"Aischa berichtete, dass Allahs Gesandter unsere Erlaubnis erbat, dass er an dem Tag, an dem er an der Reihe war mit einer von uns zu sein, auch andere seiner Frauen besuchen könne. Nach einem solchen Beisammensein wurde ihm dieser Vers offenbart: ‘Du kannst zurücksetzen, wen du willst, und zu dir nehmen, wen du gerade willst!‘ " (Sure 33,52; ‘Sahih Muslim‘ II, Seite 762).
Was will mit diesem Kapitel eigentlich gesagt werden? Wir wissen, dass Propheten nur Menschen sind. Aber wir erwarten von ihnen doch, dass sie sich keine exklusive Position sichern und nach Privilegien suchen, die bei anderen Menschen als Sünde registriert werden. Wenn wir die oben zitierten Tatsachen erwägen, ist es einfach nicht annehmbar, dass Muhammads eheliche und außereheliche Affären das Ergebnis selbstloser Hingabe sind, um hilflose Witwen zu schützen oder die arabischen Stämme zu vereinen, obgleich dieses Motiv in einzelnen Fällen nicht ausgeschlossen werden kann. Muhammad war ein Mensch, wie jeder andere auch. Das bedingte natürlich auch sein Bedürfnis, eine Partnerin zu haben. Wer mehr als das sucht, vergeht sich in den Augen Jesu. Muhammad hat das Interesse anderer Menschen unberücksichtigt gelassen. Ein echt unethisches Verhalten kann nicht geleugnet werden. Die Bibel betitelt einen Lebensstil, wir wie ihn anhand der Hadithen und des Koran aufgezeichnet gesehen haben, als Unzucht. Das Neue Testament steht somit in totalem Konflikt mit der Handlungsweise Muhammads.
Was noch unglaublicher ist, als die erwähnten Exzesse, ist die Tatsache, dass der Koran über Muhammads amouröse Erlebnisse reflektiert. Muslime halten den Koran ja als das von Ewigkeit her unerschaffene Wort Gottes. Was hier impliziert wird, ist, dass Gott solches Handeln nicht nur sanktionierte, sondern dass es von Ewigkeit für Muhammad vorbestimmt gewesen war. Mehr noch, dass die persönlichen Angelegenheiten Muhammads von Gott als so zentral angesehen sind, dass es von Ewigkeit her vorgesehen und beschlossen war, dass sie ein Teil der ewigen Botschaft Gottes an die Menschheit sein sollten. Können wir so etwas wirklich von Gott annehmen?
MUHAMMAD ALS MODELL FÜR DAS GEMEINWESEN
Christliche Ethik wird durch die Lehren Jesu und seine Haltung anderen Menschen gegenüber, inklusive seiner Feinde, geprägt.
In der Bergpredigt finden wir die sogenannten Seligpreisungen, die Jesus lehrte:
Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."
(Matth. 5:4-9).
Anerkanntermaßen wird hier eine hohe Norm gesetzt; doch jeder gläubige Christ strebt dieses neutestamentliche Ideal an, das Zwang in jeder Form ablehnt - zumindest, wenn es um geistliche Ziele geht. Christen verwerfen darum alle Religionskriege als ungerechtfertigt (und das schließt die ‘Kreuzzüge‘ und die Kriege der Konquistadoren mit ein!).
Das Reich Jesu Christi "ist nicht von dieser Welt", sonst würden seine Diener dafür kämpfen (Joh 18,36). Als Petrus Gewalt anwandte, um Jesus zu verteidigen, wurde er von ihm ernst vermahnt. Praktizierende Christen können somit auch keine Sympathie für ‘heilige Kriege‘ entwickeln. Dass Kirchen wiederholt Kriegen ihren Segen erteilt haben, ist ein trauriger Beweis dafür, dass Namenschristentum weitgehend politisch opportunistisch orientiert ist und sich wenig um biblische Normen kümmert.
Unter dem Eindruck dieser Gedanken möchten wir darüber nachdenken, wie gläubige Menschen ihren Feinden begegnen sollten. Darum wollen wir prüfen, wie diese Worte Jesu im Islam praktiziert wurden:
"Wir saßen in der Moschee, als der Gesandte Allahs zu uns kam und sagte: ‘Wir wollen zu den Juden gehen.‘ Wir gingen mit ihm, bis wir zu ihnen kamen. Der Gesandte Allahs stand auf und rief ihnen zu: ‘O, ihr Versammlung der Juden, nehmt den Islam an und ihre werdet sicher sein.‘ Sie sagten: ‘Abu’l Qasim (i. e. Muhammad) du hast uns Allahs Botschaft mitgeteilt.‘ Dies wurde zweimal wiederholt mit der gleichen Antwort. Dann fügte Muhammads hinzu: ‘Ihr solltet wissen, dass die Erde Allah und seinem Gesandten gehört, und ich wünsche euch aus diesem Land zu vertreiben.‘ Muhammad vertrieb daraufhin die ‘Banu Nadir‘" (‘Sahih Muslim‘ II, Seiten 960-963 und ‘Mischkatu’l Masabih‘ II, Seite 454).
"Die Banu Quraisa (auch ein jüdischer Stamm) leisteten Widerstand. Dann tötete er ihre Männer und verteilte ihre Frauen, Kinder und Besitz unter die Muslime, außer den wenigen, die sich dem Gesandten Allahs angeschlossen hatten. Ihnen garantierte er Sicherheit. Sie nahmen den Islam an" (‘Sahih Muslim‘ III, Seiten 963-964).
"Die Angehörigen des Quraisastammes ergaben sich, indem sie die Entscheidung von Saïd ibn Mu’adh (einem loyalen Muslim) annahmen ... Saïd sagte: ‘Ihr sollt ihre Kämpfer töten und ihre Frauen und Kinder gefangen nehmen.‘ Als er dies hörte, sagte der Prophet: ‘Du hast nach dem Gebot Allahs geurteilt.‘" (ebenda Seite 966).
Das Geschilderte geschah nach der einzigen Schlacht, die Muhammad und die Muslime gegen die Mekkaner verloren hatten, die ‘Schlacht am Graben‘. Es wurde den Juden von Medina daraufhin vorgeworfen, verräterisch gehandelt zu haben.
Wir wissen (von der Siratu‘r Rasul und anderen Quellen), dass der erwähnte Saïd ibn Mu’adh den Juden von den Banu Quraisa sehr feindlich gesinnt war. Er war in der vorhergegangenen Schlacht verwundet worden und somit bei dem ‘Gericht‘ über die Juden nicht anwesend. Muhammad ließ ihn herbeibringen, damit er das Urteil über die Juden sprechen sollte. Offensichtlich erwartete Muhammad von ihm, dass er sie aburteilen würde, was dann ja auch geschah.
In nahezu allen Erklärungen zu diesem Vorfall wird uns berichtet, die Quraisa hätten sich den Muslimen gegenüber verräterisch verhalten. Der Wahrheitsgehalt daran scheint zu sein, dass die Juden keine enthusiastischen Anhänger Muhammads und der Muslime waren und sich sehr zurückhaltend verhalten hatten. Mehr wird nicht dokumentiert.
"Dann ging der Gesandte Allahs auf den Marktplatz von Medina ... und veranlasste, dass dort Gräben ausgehoben wurden. Dann ließ er sie holen und enthauptete sie in diesen Gräben. Es waren ungefähr 600-700. Und er, der ihre Zahl am höchsten einschätzte, sagt, dass es zwischen 800-900 waren ...
Und diese Angelegenheit fand erst dann ihren Abschluss, als der Apostel Allahs sie alle fertig gemacht hatte.
Aischa sagte dazu aus:
"Keine von ihren Frauen wurde erschlagen, außer einer Frau ... Sie war bei mir und sprach mit mir ... während der Apostel Allahs ihre (jüdischen) Männer auf dem Marktplatz tötete und ein Ausrufer ihren Namen ausrief ... Sie sagte: ‘Bei Gott, das bin ich!‘ Ich sagte zu ihr: ‘O weh, was ist dir?‘ Sie sagte: ‘Es ist wohl der Dinge wegen, die ich sagte.‘ Dann wurde sie hinweggenommen und enthauptet. Aischa pflegte zu sagen: ‘Bei Allah, ich kann meine Überraschung über sie nicht vergessen, die Frömmigkeit ihres Wesens... ‘ Dann teilte der Apostel Allahs die Güter des Banu (Stamm) Quraisa und ihre Frauen und Kinder unter den Muslimen auf ... Und der Apostel Gottes wählte für sich von den Frauen Rihanah ... und sie lebte beim Apostel Allahs, bis er starb, und sie gehörte zu seinen Konkubinen" (‘Siratu’l Rasul‘ Verse 689-693).
Sie blieb eine von seinen Konkubinen. Dies war gegen den ausdrücklichen Befehl, der lautete:
"Wenn der Krieg beendet ist, können die Sklavenfrauen und -mädchen nicht mehr für den Geschlechtsverkehr ohne rechtmäßige Heirat gebraucht (!) werden. Sehet euch den Fall des Propheten an. Er behielt keine der gefangenen Frauen aus dem Krieg, ohne sie zu heiraten ... Dies wurde in dem Vers wiederholt: ‘Wer aber nicht genug Vermögen besitzt, um freie, gläubige Frauen heiraten zu können, der nehme gläubig gewordene Sklavinnen‘ (Sure 4,26). In dem oben erwähnten Vers ist von Unzucht die Rede, wenn die Sklavenmädchen nicht rechtmäßig verheiratet werden" (‘Mischkatu’l Masabih‘ II, Seite 460).
Wie steht es hier um die Worte Jesu:
"Selig sind die Barmherzigen, denn sie werde Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Auch anderswo entsprachen die Handlungen Muhammad‘s in keiner Weise der Bergpredigt, oder generell anerkannten ethischen Normen:
"In der Schlacht von Badr fielen den Muslimen 70 Gefangene in die Hände. Einige von ihnen wurden ohne Lösegeld durch die Güte des Propheten freigelassen, andere für Lösegeld" (‘Mischkatu’l Masabih‘ II, Seite 439).
Der Sammler dieser Berichte übersah offensichtlich, (‘Sahih Muslim‘ III, Seiten 961-962), dass Muhammad Abu Bekr um dessen Meinung darüber befragte, was mit den 70 Gefangenen geschehen sollte. Da sie vom selben Stamm waren, schlug Abu Bekr vor, sie gegen ein Lösegeld freizulassen. Daraufhin wurde auch Umar (Ibn Khattab) gefragt. Seine Antwort lautete:
"Ich bin der Meinung, du solltest sie uns übergeben, damit wir ihnen die Köpfe abschlagen."
Muhammad stimmte dem nicht zu. Allerdings wird von Ibn Abbas berichtet, dass Muhammad und Abu Bakr später Tränen über ihre ‘falsche‘ Entscheidung vergossen haben. Als Muhammad nach dem Grund dafür gefragt wurde, sagte er:
"Ich weine darüber, was unsere Begleiter durchgemacht haben, als sie Lösegeld (von den Gefangenen) nahmen. Mir wurde die Folter gezeigt, die ihnen (in der Hölle? Anm. Gerhard Nehls.) widerfuhr. Dann offenbarte Allah den Vers: ‘Es wurde noch keinem Propheten erlaubt, Gefangene zu machen (statt sie zu töten), oder er müsste denn eine große Niederlage unter den Gläubigen auf der Erde angerichtet haben ...‘ bis zum Ende des Verses: ‘... nun aber genießt das, was ihr erbeutet habt, auf erlaubte und gute Weise und fürchtet Allah; denn Allah ist verzeihend und barmherzig‘ (Sure 8,68-70). So machte Allah die Beute für sie legal." (‘Sahih Muslim‘ III, S. 962).
Ein anderer Bericht beschreibt die gleiche Situation. Wir lesen ihn im ‘Dictionary of Islam‘ (Seite 380):
"Am Tag nach der Schlacht von Badr wurden die Gefangenen vor ihn (Muhammad) gebracht. Nachdem er sie alle geprüft hatte, fiel sein Auge wild auf Nadir, den Sohn von Harith. ‘In diesem Blick war der Tod‘, flüsterte Nadir zitternd seinem Nebenmann zu. ‘Nein‘, erwiderte der andere, ‘du bildest es dir nur ein.‘ Der unglückliche Gefangene war anderer Meinung, und er bat Musab, für ihn einzutreten. Musab erinnerte ihn, dass er den Glauben verleugnet und die Gläubigen verfolgt habe. ‘Ach‘, sagte Nadir, ‘hätten die Quraish Gefangene genommen, dann wären sie nicht mit dem Tod bedroht worden.‘ ‘Auch wenn es so wäre‘, erwiderte Muhammad scharf, ‘ich bin nicht wie du, und der Islam hat alle Bande zerrissen.‘ Micdad, der ihn gefangen genommen hatte, fürchtete, dass ihm der Gefangene und mit ihm die Aussicht auf Lösegeld aus den Händen gleiten könnte und rief aus: ‘Der Gefangene gehört mir! Der Gefangene gehört mir!‘ Aber in diesem Augenblick wurde von Muhammad der Befehl dazwischengerufen, ihm den Kopf abzuschlagen, und er schaute dann dem Geschehen zu ... Nadir wurde sogleich von Ali enthauptet.
Zwei Tage später wurde der Befehl zur Hinrichtung Ocbas, eines anderen Gefangenen, gegeben. Er wagte dagegen zu protestieren und wandte ein, warum er denn schärfer als die anderen Gefangenen bestraft werden sollte. ‘Wegen deiner Feindschaft gegen Allah und seinen Propheten‘, erwiderte Muhammad.
‘Und was geschieht mit meiner kleinen Tochter?‘, schrie Ocba mit verzweifeltem Herzen, ‘wer wird sich um sie kümmern?‘
‘Das Höllenfeuer!‘ rief der Eroberer, und in diesem Augenblick wurde das Opfer zu Boden gehackt. "
Welch ein Kontrast zu dem Wort Jesu:
"Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Noch trauriger ist der Bericht über den Mord an Ka’b ibnu’l Ashraf, einem Juden aus dem Banu Nadir. Es wird ihm nachgesagt, er habe Muhammad nach dem Leben getrachtet und obszöne Lieder, die muslimische Frauen diffamierten, gesungen.
"Diese Verbrechen reichen aus, um ihn zu töten“,
heißt es in einem Kommentar zu diesem Bericht in der ‘Sahih Muslim‘.
"Der Gesandte Allahs sagte: ‘Wer will Ka’b ibn’l Ashraf töten? Er war Allah, dem Erhöhten, und seinem Gesandten gegenüber bösartig!‘
Muhammad ibn Maslama sagte: ‘Gesandter Allahs, willst du, dass ich ihn töte?‘ Er sagte: ‘Ja!‘ ... Somit ging Muhammad ibn Maslama zu Ka’b und gab vor, mit dem Islam unzufrieden zu sein, um sein Vertrauen zu erlangen. Er bat um Lebensmittel, die man ihm leihen sollte. Es wurde vereinbart, dass er seine Waffen als Pfand geben sollte. Muhammad ibn Maslama versprach, mit drei Freunden zurückzukommen. In dieser Nacht gingen sie dann hin. Als seine Frau sie kommen hörte, rief sie aus: ‘Ich höre eine Stimme, die klingt wie die Stimme eines Mörders‘, aber Ka’b beruhigte sie und ging zu ihnen hinunter. Muhammad (ibn Maslama) sagte zu seinen Begleitern: ‘Wenn er herunterkommt, werde ich ihn beim Schopf ergreifen, und wenn ich ihn festhalte, dann verrichtet eure Aufgabe.‘ Anfangs unterhielten sie sich über den guten Geruch des Parfüms in seinem Haar. Als es ihm gestattet wurde am Haar zu riechen, hielt er seinen (Ka’bs) Kopf fest und sagte zu seinen Begleitern: ‘Verrichtet eure Aufgabe‘, und sie töteten ihn" (‘Sahih Muslim‘ III, Seiten 990-991).
In der ‘Siratu’r Rasûl‘ (Verse 550-553) wird der Mord noch differenzierter geschildert. Als Muhammad ibn Maslama an seiner Fähigkeit, die Tat auszuführen, zweifelte, sagte Muhammad zu ihm:
"‘Alles was von dir verlangt wird, ist, dass du es versuchst.‘ Er sagte: ‘O Apostel Gottes, wir werden lügen müssen.‘ Er antwortete: ‘So sage, was du willst, es bleibt dir selbst überlassen.‘"
So wurden Lügen und Betrug angewandt. Muhammad begleitete sie ein Stück des Weges, dann segnete er sie zum Abschied:
"Geht in Allahs Namen, o Allah, hilf ihnen."
Nachdem Maslama den Ka’b beim Schopf gepackt hatte, sagte er:
"Schlagt den Feind Allahs nieder."
So schlugen sie auf ihn ein, kamen sich aber gegenseitig mit ihren Schwertern ins Gehege und richteten nichts aus. Muhammad ibn Maslama erzählte dann:
"Da dachte ich an meinen Dolch. Ich ergriff ihn. Der Feind Allahs stieß einen solchen Schrei aus, dass es rund um uns her keine Mauer gab, auf der nicht ein Feuer angezündet wurde. Dann stieß ich ihn in seinen Bauch und drückte (die Klinge) nach unten, bis sie an seine Genitalien kam und der Feind Allahs niederfiel."
Bei dem Gerangel mit den Schwertern wurde aber auch einer der Begleiter verletzt. Sie brachten ihn zurück zu Muhammad, der gerade betete. Wir grüßten ihn und er kam zu uns heraus. Wir unterrichteten ihn davon, dass der Feind Allahs tot war. Er spuckte auf die Wunde ihres Kameraden und ging wieder zurück.
Das Ende der Geschichte wird lakonisch folgendermaßen wiedergegeben:
"Unser Angriff auf Gottes Feind löste unter den Juden Angst aus, und in ganz Medina gab es nicht einen einzigen Juden, der nicht um sein Leben gebangt hätte."
In den gleichen Versen werden wir davon unterrichtet, was Ibn Ishâq berichtete, dass
"der Apostel Allah sagte: ‘Tötet jeden Juden, der unter eure Gewalt fällt.‘ "
Das führte dann zur Tötung eines jüdischen Händlers (ebenda Vers 714-715).
Es wird uns auch berichtet, dass zwischen den Stämmen der Ansârs, Aus und der Khazraij Rivalität herrschte. Jeder Stamm war entschlossen, sich von keinem anderen im Eifer für den Islam und Muhammad übertreffen zu lassen.
"Als die Aus Ka’b ibnu-l Ashraf zerstört hatten ... sagten die Khazraj: ‘Bei Allah, sie werden uns auf diesem Gebiet nie übertreffen.‘ Sie erinnerten sich an Ibn Abil Auqaiq in Khaibar, einen Mann, der Muhammad gegenüber feindlich gesonnen war. Sie baten den Gesandten Allahs um Erlaubnis, ihn zu töten, und er willigte ein."
Abdullah ibn Ataik wurde von Muhammad der Befehl über eine Gruppe von fünf Männern gegeben, um Sallam ibn Abu‘l-Huqaiyq zu töten. Er verbot ihnen allerdings, eine Frau oder ein Kind umzubringen. Wieder täuschten sie in verräterischer Weise vor, Korn kaufen zu wollen. Nachdem Sallams Frau sie hereingelassen hatte, fanden sie ihn im Bett.
"Wir gingen zu ihm, schlossen das Zimmer hinter uns ab aus Furcht, dass sie sich zwischen uns und ihn stellen könnte. Die Frau schrie auf und brüllte uns an. Für ihn völlig unerwartet, stürzten wir uns mit unseren Schwertern auf ihn (er lag in seinem Bett)... Nachdem wir ihn mit unseren Schwertern geschlagen, stieß Abdullah ibn Unais ihm das Schwert tief in den Leib, bis er ihn durchbohrt hatte ... und wir gingen wieder fort." (ebenda Vers 715)
Es gab aber noch einen unerwarteten Unfall. Als sie die Treppenstufen hinabflohen, stürzte einer der Mörder und verletzte sich. Freunde des sterbenden Opfers versuchten, die Mörder zu verfolgen, die sich aber verbargen.
"Wir trugen unseren verletzten Kameraden und kamen zum Gesandten Allahs und informierten ihn davon, dass wir den Feind Allahs getötet hatten. In der Gegenwart Muhammads behauptete jeder, ihn getötet zu haben. Daher sagte der Gesandte Allahs: ‘Zeigt mir eure Säbel!.‘ Wir zeigten sie ihm. Er schaute sie an und sagte: ‘Wahrlich, das Schwert Abdullah ibn Unais hat ihn getötet. Ich sehe darauf noch Spuren von Nahrung (aus dem Magen).‘ "
Auf ähnliche Art und Weise wurde auch Abu Atak, ein 100-jähriger Mann, getötet und Asmâ, die Tochter von Marvân, eine Dichterin, die Muhammad in ihren Versen angegriffen hatte (ebenda Vers 995).
"Der Apostel Allahs sagte: ‘Wer befreit mich von der Tochter Marvâns?‘ Umair ibn Udai ging zu ihrem Haus und tötete sie.
Dann war er am Morgen beim Apostel Allahs und sagte zu ihm: ‘O Apostel, wahrlich, ich habe sie getötet.‘ Dann sagte Muhammad: ‘Du hast Allah und seinem Apostel geholfen, o Umair.‘ " (ebenda Verse 995-996)
In der ‘Mischkatu’l Masabih‘ IV, Seite 404 lesen wir:
"Bara-a berichtete: Der heilige Prophet sandte eine Gruppe zu Abu Rafae. Abdullah ibn Atik ging nachts in sein Haus und tötete ihn im Schlaf. Abdullah ibn Atik sagte später: ‘Ich stach mit meinem Schwert, bis es im Rücken herauskam.‘"
In einer Fußnote (2272) in ‘Sahih Muslim‘ III, Seite 991 finden wir einen Kommentar des bekannten Korankommentators Maulana Maududi:
"Es ist falsch, aus diesen Vorfällen zu schließen, dass es ein permanenter Bestandteil islamischer Ethik in der Kriegsführung sei, die Führer der Feinde heimlich zu töten ... In der ganzen Geschichte des Islams finden wir nur zwei Menschen, die auf diese Weise getötet wurden: Ka’b ibnu’l Ashraf und Abu Rafae ... Das beweist, dass ein heimlicher Mord an einem Feind nicht zur Kriegspolitik des Islam gehört, sondern eine Ausnahme darstellte, die in bestimmten Umständen erlaubt ist, nämlich wenn der Feind sich nicht an der Front blicken lässt, sondern sich ständig insgeheim gegen die Muslime auflehnt." (‘Al-Jihad fi’l-Islam‘, Seiten 259-260)
Übrigens, die islamische Geschichte weiss nicht nur von diesen beiden Morden. Muhammad befahl 27 solcher Morde. Wie kann ein Mann mit auch nur einer Spur von Integrität gegen besseres Wissen solche verlogenen Aussagen machen?
Was Maududi sagt, zeigt die Verlegenheit des Islam über gewisse Vorfälle in der islamischen Frühgeschichte. Das ist an sich ein gutes Zeichen. Enttäuschend jedoch ist, dass durch dieses Vorbild auch heute noch vielfach Terrorismus entschuldigt wird.
Von dem eben untersuchten Material kann nicht gesagt werden, dass es antiislamische Propaganda sei. Es spricht ja für sich selbst.
Der nüchterne, unvoreingenommene Leser dieser Auszüge wird zwangsweise zu dem Schluss kommen müssen, dass man in all diesen Vorfällen kaum von einem ethischen Verhalten reden kann. Menschen wurden ihrer Wohlfahrt, Integrität, Würde und teilweise ihres Lebens beraubt, und meist sogar ohne kriegerische Handlungen. Dazu kommt noch die unübersehbare Tatsache, dass viele dieser Geschehnisse auf Grund einer persönlichen Vendetta durchgeführt wurden.
MUHAMMADS SONDERSTATUS ALS PROPHET
In Sure 33 lesen wir:
"Es ziemt den gläubigen Männern und Frauen nicht, wenn Allah und sein Gesandter irgendeine Sache beschlossen haben, sich die Freiheit herauszunehmen, anders zu wählen; denn wer Allah und seinem Gesandten ungehorsam ist, der befindet sich in offenbarem Irrtum" (Sure 33,37).
Ob wir es nicht alle als befremdend empfinden, wenn ein Prophet eine derartige Position beansprucht?
Dass gewisse ‘Offenbarungen‘ zu seiner persönlichen Annehmlichkeit gegeben wurden, ist offenbar und macht uns betroffen:
"Wenn er (der Prophet) euch einlädt, dann geht (rechtzeitig) hinein. Wenn ihr aber gegessen habt, dann entfernt euch wieder und bleibt nicht, um vertrauliche Unterhaltungen anzuknüpfen; denn dies könnte dem Propheten schwerlich gefallen (ihn belästigen) und er könnte sich vor euch schämen (davor scheuen), es zu sagen." (Sure 33,54)
Nach den Hadithen (‘Sahih Muslim‘ II, Seite 723 ff. und ‘Mischkatu’l Masabih‘ I, Seite 210) erhielt Muhammad diese Offenbarung, als er gerade Zainab geheiratet hatte und seine Gäste los sein wollte.
Wir haben schon ähnliche Ansprüche angedeutet, die eigentlich die gleiche Aussage haben. ‘Normale‘ Gläubige dürfen bis zu vier Frauen haben, Muhammad hatte mindestens elf zur gleichen Zeit. Andere Witwen durften wieder heiraten, aber seine nicht. Eine Heirat mit der Frau eines Stiefsohns war anderen verboten, aber nicht Muhammad. Selbst einen Eid durfte, ja sollte er brechen, was wirklich nicht statthaft war. Gekrönt wird das alles durch die Aussagen:
"Wer immer mir gehorcht, wird ins Paradies eingehen“ (al-Bukhari Hadis 9,384), und
"Wer mir gehorcht, der gehorcht Allah" (4,204).
Als Gegenstück dazu möchten wir wieder Jesus zitieren, der von sich sagen konnte:
"Der Menschensohn ist nicht gekommen sich bedienen zu lassen, sondern dass er diene und sein Leben gebe zu einer Erlösung für viele.“ (Matth. 20,28).
Und er sagte seinen Jüngern:
"Der größte unter euch soll euer Diener sein, denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht." (Matth. 23,12).
Weiterhin werden Christen ermahnt:
’Belege’ für das Prophetenamt Muhammads
WUNDER, DIE MUHAMMAD GETAN HABEN SOLL
Wie wir schon in einem früheren Kapitel sehen konnten, wollten viele Zeitgenossen Muhammads seinen Offenbarungen nicht ohne irgendwelche Beweise glauben:
"Sie (die Juden) sprechen: ‘Nicht eher wollen wir dir (Muhammad) glauben, als bis du uns eine Wasserquelle aus der Erde strömen lässt (nach 2 Mo 17,6) oder du ein Haus von Gold besitzt (nach 1 Kö 6,21 ff.) oder mit einer Leiter in den Himmel steigst‘" (nach 1 Mo 28:12).
Allah lässt ihn dann auch gleich die Antwort darauf geben:
"‘Lob und Preis sei meinem Herrn! Bin ich denn etwas mehr als ein Mensch, der nur zum Gesandten bestimmt ist?‘" (Sure 17,91-94).
Als es um Privilegien ging, war Muhammad nicht so bescheiden, wie hier, da man um einen Ausweis für seinen Status fragte. Zu Muhammads Antwort wäre zu bedenken, dass auch Mose, Salomo und Jakob "nur Menschen und Boten Gottes waren".
Wie immer, es galt Antworten auf die Herausforderung der Zeitgenossen Muhammads zu finden, und die kamen dann auch:
"Die Unwissenden sagen: ‘Wir wissen nicht, bis Gott selbst mit uns spricht oder dich in Wunderzeichen bezeugt.‘ So sprachen auch schon andere vor ihnen, ihre Herzen sind sich ähnlich. Denen, die glauben wollen, gaben wir hinlängliche Beweise ... Wir sandten dich mit der Wahrheit, mit froher Botschaft, auch als warnenden Verkünder der Strafen" (Sure 2,119-120).
"Die Ungläubigen sagen: ‘Wenn ihm (Muhammad) nicht Wunderzeichen von seinem Herrn gesandt werden, so glauben wir nicht. Aber du, Muhammad, bist nur zum Prediger berufen, so wie jedes Volk einen Warner erhalten hat.‘" (Sure 13,8).
"Sie sagen: ‘Nicht eher glauben wir, als bis Zeichen herabkommen von seinem Herrn!‘ Antworte: ‘Allah vermag allein, Zeichen herabzusenden.‘ Aber der größte Teil von ihnen begreift das nicht" (Sure 6,38).
"Es hindert uns zwar nichts, dich mit Wunderzeichen zu senden, als nur der Umstand, dass auch die früheren Völker diese des Betruges beschuldigten" (Sure 17,60).
"Und wenn sie (die Mekkaner) auch ein Wunderzeichen erhielten, so sagten sie doch gewiss: ‘Wir glauben nicht eher, als bis uns eine Offenbarung zuteil wird, wie sie den Gesandten Allahs geworden ist! ‘ Allah aber weiß am besten, wohin er seine Gesandtschaft setzt‘ " (Sure 6,125).
Trotz dieser vielen Aussagen im Koran, dass Muhammad keine Zeichen und Wunder vollbringen würde, berichten die Hadithen von einer Reihe von Wundern, die geschehen sein sollen.
Wir lesen in der ‘Sahih Muslim‘ (IV, Seite 1467):
"Wir waren mit Allahs Gesandten in Minâ zusammen, als der Mond in zwei Teile gespalten wurde. Ein Teil lag hinter dem Berg, und ein Teil lag vor dem Berg (der Berg verbarg, nach einer anderen Hadithe, einen der Teile Anm. Gerhard Nehls.). Die Menschen von Mekka forderten von Allahs Boten, dass er ihnen Zeichen zeigen sollte, und er zeigte ihnen die Spaltung des Mondes."
Dies ist ein seltsames Geschehnis. Wie konnten die Zeugen wissen, dass der andere Teil des Mondes jenseits des Berges war? Wäre der Mond nicht etwas zu groß dafür? Oder war einfach der untere Teil des Mondes durch die Berge verdeckt?
Eine Reihe von Hadithen erzählt von Wundern: Muhammad bittet, als er durstig war, um die Erlaubnis, eine fast ‘trockene‘ Ziege zu melken. Nachdem ihm die Erlaubnis erteilt worden war, flehte er um den Segen, und die Ziege gab reichlich Milch für ihren Besitzer, seine Begleiter und für ihn selbst (‘Mischkatu’l Masabih‘ IV, Seite 450).
Als er um Beglaubigungszeichen für sein Prophetenamt gebeten wurde,
"rief er einen Baum, der in einem Tale stand und er kam, den Erdboden hinter sich herziehend, bis er in seiner Gegenwart stand. Er wollte, dass er dreimal das Glaubensbekenntnis (Kalima) aufsagen solle. Das tat der Baum dreimal, wie er es ihm gesagt hatte, und kehrte zu seinen Wurzeln zurück."
Bei einer anderen Gelegenheit rief Muhammad Dattelbäume, die auf seinen Befehl hin kamen, vor ihm niederfielen und wieder an ihren Platz zurückkehrten. (ebenda Seite 436)
"Ibn Mas’ud berichtete über den Boten Allahs, dass der sagte: ‘Wahrlich, dir wird Hilfe und Gewinn (Beute) zuteil, und du wirst siegen.‘" (Seite 437).
Dies wird als eine erfüllte Prophetie angesehen, also als ein Wunder. Hier wäre es sicher noch einmal angebracht, biblische Prophetien und ihre Erfüllung als Vergleich heranzuziehen (s. das Buch ‘Christen antworten Muslimen‘).
Die Speisung eines Bataillons von Soldaten bis zur Sättigung mit einigen Brocken Nahrungsmitteln, die sich auf wunderbare Weise vermehrten, erinnert uns an die Speisung der 4000 (5000) in der Bibel (‘Mischkatu’l Masabih‘ IV, Seite 429).
Dann wird von dem Wunder berichtet, bei dem Wasser zwischen den Fingern des Gesandten Allahs hervorsprudelte (ebenda Seite 407 und 427).
Wasser ist in der Wüste das wichtigste Gut. Daher sind eine Reihe von Wundergeschichten über Beschaffung von Wasser im Umlauf. In einer weiteren Situation war die Quelle von Hudaibiyyah am Tage der bekannten Verhandlungen, die dort stattfanden, völlig ausgetrocknet. Als Muhammad davon hörte, rief er nach einem Topf mit Wasser.
"Er nahm eine (rituelle) Waschung vor, dann gurgelte er und flehte (Gott an). Dann schüttete er es (das Gurgelwasser) in die Quelle und sagte: ‘Lasst es eine Stunde darin. ‘ Danach konnten sie und ihre Reittiere trinken, so viel sie wollten, bis sie wieder aufbrachen" (nach al-Bukhari, ebenda Seite 408).
Es ist sicher nicht ungewöhnlich, dass Quellen, wenn sie leergeschöpft sind, sich wieder mit Grundwasser füllen.
Für den mit den neutestamentlichen Apokryphen vertrauten Leser klingen solche Geschichten nicht unbekannt. Es sind sicher gut gemeinte Berichte, meist sehr phantasievoll ausgeschmückt. Aber ihnen fehlt das Wesentliche: die Glaubwürdigkeit. Diese Apokryphen stammen hauptsächlich aus der Zeit zwischen 70-170 Jahre nach dem Tode Christi. Die Hadithe wurden ungefähr 250-300 Jahre nach der Hedschra zusammengestellt. Aus diesem Grunde müssen wir, sowohl die Apokryphen wie auch die Hadithe, mit Vorsicht genießen.
"Ein Mann schrieb dem Propheten, dass er vom Islam abtrünnig geworden sei und sich den Ungläubigen angeschlossen habe. (Nach der Fußnote war er erst Christ, dann wurde er Muslim, und dann wandte er sich wieder dem christlichen Glauben zu.) Der Prophet sagte: ‘Wahrlich, die Erde wird ihn nicht annehmen.‘ Abu Talhah informierte mich, dass er in das Land gekommen war, wo er starb. Er fand ihn oben auf der Erde liegend vor. Er sagte: ‘Was ist mit ihm los?‘ Sie sagten: ‘Sie beerdigten ihn mehrmals, aber die Erde nahm ihn nicht an.‘" (ebenda Seite 419).
Man ist versucht, die Haltung Muhammads mit der der ersten Christen zu vergleichen. Eine Überlieferung berichtet, dass der Apostel Johannes, als er nach seiner Verbannung auf die Insel Patmos wieder nach Ephesus zurückgekehrt war, einen jungen Mann in der Gemeinde vermisste. Er erfuhr, dass er vom Glauben abgefallen war und sich den Räubern im Gebirge des Hinterlandes angeschlossen hatte. "Ihr habt ihn nicht genug geliebt", rief der hochbetagte Johannes und bat, dass man ihn zu den Räubern brächte. Er fand den jungen Mann und mühte sich um ihn, bis er wieder in die Gemeinde zurückkehrte.
Ein anderes Wunder, das Muhammad zugeschrieben wird, fand in der Schlacht von Hunain statt.
"Der Prophet auf seinem Maultier sah aus wie jemand, den es heftig verlangte, sie (i.e. die Feinde Anm. Gerhard Nehls) zu töten. Er sagte: ‘Es war, als ob das Blut in den Adern kocht.‘ Danach nahm er einige Kieselsteine und warf sie in die Gesichter der Ungläubigen und sagte: ‘Seid vom Herrn Muhammads in die Flucht geschlagen.‘ ‘Bei Allah, die Niederlage wurde nur durch das Werfen der Kieselsteine bewirkt.‘" (ebenda Seite 411).
Was sollen wir nun von diesen Geschichten halten? Wir sahen schon, dass die angeführten ‘Wunder‘ im Widerspruch zu dem stehen, was der Koran aussagt. Nach den Interpretationsregeln (tafsir) des Islam sind Hadithen unakzeptierbar, wenn sie dem Koran widersprechen. Wir sehen sie als wohlgemeinte Legenden an, die durch Menschen in Umlauf kamen, die anderen ihren Glauben vermitteln wollten. Und wie viele Muslime gibt es, die ihnen mit einfältigem Herzen folgen und innig daran glauben.
PROPHETIEN, DIE MUHAMMAD ZUGESCHRIEBEN WERDEN
Muss ein Prophet wirklich von Gott bestätigt sein, ehe man an ihn glauben kann? Zweifellos, denn sonst könnte jeder für sich den Anspruch erheben, ein Gesandter Gottes zu sein. Viele haben es behauptet und Millionen einfältiger, unkritischer und gutgläubiger Menschen haben sich in die Irre führen lassen.
Erfüllte Prophetie und auch Wunderzeichen weisen einen von Gott Gesandten und seine Botschaft aus.
"Wie können wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?"
Diese Frage stammt aus der Bibel und wird von Gott selbst beantwortet:
"Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat; in Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen: dir braucht vor ihm nicht bange zu sein! " (5. Mose 18,22)
"Bringt eure Rechtssache vor! spricht der HERR. Bringt eure Beweise herbei, spricht der König Jakobs (damit ist natürlich wieder Gott gemeint Anm. Gerhard Nehls). Sie sollen sie herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird… Lasst uns das Künftige hören, damit wir seinen Ausgang erkennen! Verkündet das später Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid!" (Jes 41,21-23) (siehe auch: Jes. 42,9; 44,7 und 26; 48,3-5; Jer. 28,9; Amos 3,7; Sach. 4,9; Psalm 105,17-19; Joh. 13,19).
Interessanterweise bestätigt dies die ‘Mischkatu’l Masabih‘ (Bd. IV, Seite 396). Dort heißt es in einem Kommentar:
"Das größte aller Wunder ist eine Prophetie, d.h. die Vorhersage zukünftiger Ereignisse. Keine politische Prognose, sondern eine Voraussage zukünftiger Geheimnisse, die aus der göttlichen Weisheit stammen. Prophetie ist aus folgenden Gründen das größte Wunder: Sie kann historisch nachgewiesen werden, was man von einem Wunder nicht kann. Prophetie manifestiert Gottes Vorherwissen, während ein Wunder Gottes Macht offenbart. Da Wissen größer ist als Macht, ist auch eine Prophetie größer als ein Wunder."
Da stellt sich natürlich gleich die Frage, ob der Koran prophetisch bestätigt ist. Hat Muhammad zukünftige Ereignisse vorausgesagt?
Über dieses Thema ist mehr als ein Buch geschrieben worden, aber der Inhalt dieser Schriften ist alles andere, als überzeugend. Muhammad hat z. B. vorhergesagt, dass er sterben wird (Sura 39,31), dass er nach seiner Flucht nach Medina wieder nach Mekka zurückkehren wird (Sure 28,86), dass Muslime die von Allah erwählten Leute sind (Sure 3,111) und in diesem und dem nächsten Leben gesegnet werden (Sure 10,63-65), sie werden Vergebung und Erlösung erfahren (Sure 8,30), viel Beute machen (Sure 48,21) und eine unermessliche Belohnung erhalten (Sure 39,11). Dann wird Bestrafung prophezeit für alle, welche den Koran ignorieren (Sure 33,37). Die Ausweisung der Juden aus Medina wird genannt (Sure 33,61), siegreiche Schlachten wurden angekündigt und vieles mehr (‘The Prophecies of the Quran‘ von Q.I. Hingora, 1964, S.M. Ashraf, Lahore). Das sind fast ausschließlich zukunftsnahe Projektionen, deren Erfüllung auf der Hand lag, aber keine Prophetien. Eine davon nimmt Bezug auf den Sieg der Perser unter Khusran Parvis über die Byzantiner:
"Besiegt sind die Römer im nahen Lande (Syrien). Doch nach der Niederlage werden sie Sieger sein in einigen Jahren.“ (Sure 30,3-5).
Die besagte Schlacht fand statt im Jahre 615 n. Chr. Nach al-Baidawi wettete Abu Bekr mit Ubay, dass die Erfüllung innerhalb von drei Jahren stattfinden sollte. Er wurde aber von Muhammad korrigiert, dass es sich um eine Zeitspanne von zwischen drei und neun Jahren handeln solle. Die Römer unter Kaiser Heraklius haben die Perser dann auch besiegt. Aber erst im Jahre 628, also 13 Jahre nach dieser Vorhersage.
Es handelt sich also auch hier um eine politische Prognose, die zudem nicht einmal genau war, und nicht um eine Prophetie biblischen Charakters.
Was die vorhergesagten Siege der Muslime anbelangt, ist es unmöglich nachzuweisen, dass dies echte Voraussagen waren, da der Zeitraum zwischen Voraussage und Erfüllung nahezu Null war und ohne weiteres später hätte eingesetzt werden können. Es ist darüber hinaus klar, dass Muhammad Sieg erwartete, sonst hätte er sich gar nicht erst auf einen Kampf eingelassen. Außerdem musste er natürlich auch seine Krieger ermutigen. In jedem Krieg, der geführt wurde, haben stets beide Parteien eine Siegeserwartung und den Sieg vorausgesagt. Eine der Parteien hat in der Regel Recht. Schon allein aus diesem Grunde können diese Voraussagen nicht als Prophezeiung anerkannt werden.
Die Prophetien, die den Koran angehen, sind Voraussagen über die Erhaltung des Korans ohne jegliche Veränderung (Sure 15,10). Wenn wir die Zerstörung aller Originalmanuskripte durch Uthmân bedenken, nachdem er sie revidiert und auf ein einziges Manuskript reduziert hatte, auch den Verlust der Texte, die uns aus den Überlieferungen bekannt sind, die aber nicht im heutigen Text zu finden sind, und letztendlich die vielen unterschiedlichen noch heute existierenden Texte, müssen wir schließen, dass auch diese Prophetie sich nicht erfüllte.
‘Wissenschaftliche‘ Argumente für den Koran
Warum will man wohl versuchen, einem Buch, das als Offenbarung gilt, Glaubwürdigkeit zu verschaffen, indem man ihm, gleichsam als Beweis seiner göttlichen Herkunft, Wissenschaftlichkeit nachweisen will?
Nun, das geschieht natürlich immer wieder, auch in unserer Zeit, da Wissenschaftsgläubigkeit sehr im Schwange ist.
Wir sollten jedoch bedenken, dass eine Offenbarung Gottes zwangsläufig zeitlos sein muss. Die Botschaft muss den Menschen verständlich sein und zu denen reden, die sie erhielten, und das wären im Falle der Bibel Moses und seine Zeitgenossen vor etwa 3500 Jahren, Jesus und seine Generation vor 2000 Jahren aber dann auch allen Menschen, die dazwischen und danach lebten und leben. Der Koran ist da schon viel zeitnaher mit weniger als 1400 Jahren.
Bis ins 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hatte Wissenschaftlichkeit eine recht untergeordnete Position und wurde dementsprechend auch nicht als Argument für die Glaubwürdigkeit oder Zuverlässigkeit einer heiligen Schrift verwendet. Weder die Bibel noch der Koran erheben einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Wir erwarten dies auch nicht, und lesen sie nicht, um etwas über Astronomie, Geographie, Chemie oder Physik zu erfahren, sondern wir suchen darin das Metaphysische, Gott, und wie wir, als Menschen, Kontakt mit ihm erhalten und pflegen können.
Trotzdem bemühen sich einige muslimische Gelehrte seit einiger Zeit, die göttliche Herkunft des Koran dadurch zu untermauern, dass sie versuchen nachzuweisen, dass gewisse Aussagen des Koran zur Zeit Muhammad‘s unbekannt waren und darum nicht von ihm, sondern göttlicher Quelle entstammen müssen. Viele Muslime sehen darin ein willkommenes Argument für den Koran. Wir wollen einige typische Argumente auf ihre Tragfähigkeit hin untersuchen.
In Sure 21,31 fragt der Koran:
"Wissen es denn die Ungläubigen nicht, dass die Himmel und die Erde eine feste Masse bildeten, bis wir sie öffneten …?"
Ob wir mit dieser Aussage etwas anfangen können? Wenn nicht, kommen uns die muslimischen Interpreten zu Hilfe. Hier offenbart Allah, was zu dieser Zeit niemand wissen konnte, nämlich, dass das Universum in der astro-geologischen Urzeit aus einer Gasmasse bestand und durch den ‘Big-Bang‘ die Galaxien und Sonnensysteme entstanden, inklusive unserer Sonne aus der wiederum die Planeten und unsere Erde entstand. Somit wurde die Urmasse des Universums ‘geöffnet‘ (frei nach ‘The Bible, the Qurán and Science‘ von Maurice Bucaille 1976, American Trust Publications, S. 139). Vielleicht hätten die meisten von uns das nicht aus dem Text ersehen können.
Da wir gerade bei dem Thema Himmel und Erde sind, der Koran spricht des öfteren von sieben Himmeln (e.g. Sure 78,12). Der Interpret (ebenda, S. 141) deutet, dass die Zahl sieben nichts anderes, als Pluralität bedeutet. Somit sagt der Koran aus, dass es viele Himmel und Erden gibt. "Es ist sicher keine kleine Überraschung für den Leser des Koran dadurch herauszufinden, dass viele Erden in unserem Universum zu finden sind, eine Tatsache, die erst in unserer Zeit bestätigt werden konnte."
"Er (Allah) hält den Himmel, dass er nicht auf die Erde falle…". (Sure 22,66).
"Er hat die Himmel geschaffen ohne Säulen, damit ihr sehen könnt…". (Sure 31,10 und 13,2 nach Yusuf Ali).
Sicher haben wir bei solch einem Text an dichterische Ausdruckskraft gedacht. Doch Bucaille (S. 152) erklärt uns, dass hier gesagt wird, dass das Gesetz der Schwerkraft die Zentrifugalkraft ausbalanciert, da sonst die Planeten durch die Anziehungskraft der Sonne in diese hineingezogen, oder aber in das All hinausgeschleudert würden. Wir müssen zugeben, dass auch dies ist eine interessante Interpretation der angegeben Verse ist.
Ebenfalls interessant ist die Auslegung von Sure 55,34, wo es heißt:
"O du Heer der Geister und Menschen, brich doch einmal, wenn du es vermagst, aus den Grenzen der Himmel und der Erde; aber du wirst sie nur mit seiner (Allahs) Erlaubnis verlassen können."
Sicher haben wir inzwischen etwas Übung in der Interpretation gewonnen und erkennen, was dieser Vers bedeuten mag: Es ist die unmissverständliche Vorhersage der Raumfahrt (Bucaille, S. 168).
Nun könnte man natürlich auch argumentieren und zu bedenken geben, dass es Verse gibt, die nicht so leicht auszulegen sind, wie z.B. Sure 18,86, wo wir lesen:
"Als er (der ‘Mann mit zwei Hörnern‘, allgemein als Alexander der Grosse interpretiert) schließlich an den Ort gelangt, wo die Sonne untergeht, fand er, dass sie in einer verschlammten Quelle untergeht." (Übers. von R. Paret).
Vielleicht müssen wir hier vermuten, dass dieser Ort bisher noch nicht identifiziert werden konnte.
Es ist sicher an dieser Stelle angebracht, einmal zu fragen, ob denn die Bibel keinerlei solcher Aussagen zu machen hat. An sich nicht. Sie geht von dem zur Zeit der Offenbarung vorherrschenden Weltbild der Menschheit aus, ohne dieses ‘wissenschaftlich‘ zu korrigieren. Die Bibel leitet ihre Glaubwürdigkeit von erfüllter Prophetie ab, und die wurde ja schon untersucht (s. das Buch "Christen antworten Muslimen"). Es gibt natürlich auch Texte, die man ‘wissenschaftlich‘ interpretieren kann. Ich denke da vielleicht an das Buch Hiob (26,7), wo es von Gott heißt:
"Er spannt den Norden aus über dem Leeren und hängt die Erde über das Nichts."
Es braucht sicher nicht viel Phantasie, diesen Text auszulegen. Aber erst seit relativ kurzer Zeit, denn davor ging man davon aus, dass die Erde eine Scheibe sei, und dass die Sonne vielleicht im Meer oder im Schlamm unterging.
Doch genug von diesem Thema. Wenden wir uns noch ganz kurz der Erde zu. Das mit Abstand populärste Thema in diesem Wissenschaftsbereich ist die Embryologie. Da der Koran das Werden eines Kindes im Mutterleib genau darstellt, und zu jener Zeit die Gynäkologie noch nicht weit entwickelt war, konnte also dieses Wissen nur von Gott gekommen sein, der allein alles weiß, so sagt man.
Es sind nun viele Seiten in Artikeln, Büchern und auf dem Internet geschrieben worden, die dieses Thema eloquent behandeln. Wir wollen jedoch zuerst den koranischen Textbefund ansehen.
"…Bedenkt doch, dass wir euch zuerst aus Staub geschaffen haben; dann aus Samentropfen; dann aus geronnenem Blute; dann aus einem Stück Fleisch, teils völlig, teils unvollkommen geformt, damit wir unsere Allmacht an euch offenbaren." (Sure 22,6).
"Wir erschufen einst den Menschen aus reinstem Lehm; dann machten wir ihn aus Samentropfen in einem sicheren Aufenthaltsort; dann machten wir den Samen zu geronnenem Blut, und das geronnene Blut bildeten wir zu einem Stück Fleisch und dieses Fleisch wieder zu Knochen, und diese Knochen bedeckten wir wieder mit Fleisch, woraus wir dann ein neues Geschöpf entstehen ließen." (Sure 23,13-15).
"Er ist es, der euch aus Staub geschaffen hat; dann aus einem Samentropfen; dann aus geronnenem Blut und euch dann als Kinder aus dem Mutterleibe werden ließ…" (Sure 40,68).
"Darum bedenke jeder Mensch, woraus er geschaffen wurde. Aus einem Erguss, der aus (zwischen) seinen Lenden und den Rippen kommt." (Sure 86,7-8).
"Er ist es, welcher alle Dinge auf die schönste Weise geschaffen hat und der den Menschen erst aus Lehm und seine Nachkommen später aus Samen, aus verächtlicher Flüssigkeit, schuf." (Sure 32,8-9).
"Er hat euch im Leib eurer Mütter, in dreifacher Finsternis, Erschaffung nach Erschaffung, entwickelt." (Sure 39,7).
"Allah kennt die Leibesfrucht eines jeden Weibes, und wie der Mutterleib sich verengt und dehnt. Er hat all und jedem sein Maß bestimmt." (Sure 13,9).
"Auch über die monatliche Reinigung der Frauen (Menstruation) werden sie dich befragen. Sage: ‘Diese (Zeit) bringt euch Schaden; darum haltet euch während ihrer monatlichen Reinigung von ihnen fern, kommt ihnen nicht nahe, bis sie sich gereinigt haben‘. Haben sie sich aber gereinigt, mögt ihr nach Vorschrift Allahs zu ihnen kommen; Allah liebt die bekehrten Gläubigen und Reinen. Die Weiber sind euer Acker, geht auf euren Acker, wie und wann ihr wollt." (Sure 2,223-4).
Abgesehen von einigen Wiederholungen (Suren 16,5, 80,19-23, 75,38-40, 53,46-48 und 18,38), ist das alles, was man im weitesten Sinne zu diesem Thema im Koran finden kann.
Man braucht kein Wissenschaftler zu sein, um zu sehen, dass die Darstellungen nicht über ein Maß an Erkenntnis hinausgehen, das allen Menschen, auch in primitiven Kulturen, zugänglich ist und war.
Was man damals nicht wissen konnte, und was auch der Koran nicht aussagt, ist die Tatsache, dass ein Embryo nicht (nur) aus männlichem Samen, sondern aus einem Ovum nach seiner Befruchtung entsteht.
Wir wundern uns auch darüber, dass es heißt, dass der männliche Same aus der Gegend zwischen Rippen und Lenden hervorkommt und nicht aus den Hoden.
Ebenso ist die Beschreibung der Bildung des Embryo im Uterus nicht so, dass Ärzte über die Genauigkeit der Darstellung ins Staunen verfallen, wie muslimische Quellen es gerne darstellen.
Um die doch wissenschaftlich recht schwachen Aussagen des Koran über die Entwicklung des Embryo zu untermauern, werden auch Aussagen Muhammad‘s aus den Hadithen ins Feld geführt:
"Nachdem 42 Tage über dem Samen verstrichen sind, sendet Allah einen Engel zu ihm der ihm Ohren, Augen, Haut, Fleisch und Knochen bildet. Dann fragt er: ‘O Herr, ist er männlich oder weiblich?‘ und dein HERR entscheidet, was er will." (‘Sahih Muslim‘).
"Allahs Apostel, der wahre und wahrhaftig inspirierte, sagte zu uns: ‘Der Schöpfungsprozess eines jeden von euch beginnt mit der Sammlung der Materialien für den Körper innerhalb von 49 Tagen und Nächten im Leibe seiner Mutter. Dann wird er ein Klumpen dicken Blutes über eine gleiche Periode, dann wird er ein Stückchen Fleisch für eine gleiche Zeit…“. (al-Bukhari, Band IX, Buch 93, Nr. 546, auch Buch 4, Nr. 430, Buch 8, Nr. 594 und Buch 4, Nr. 550)
Allgemeinwissen heute ist auch, dass männlicher Same nur bis zu sieben Tage ‘aktiv‘ bleibt. Aus dem Samen werden auch keine Ohren, Augen, Haut, Fleisch und Knochen gebildet, und er wird auch kein Klumpen dicken Blutes, dann ein Stück Fleisch usw.
Wenn man nun schon die Wissenschaftlichkeit einiger Hadithen anführen möchte, dann sollte man auch andere angeben, die noch mehr Licht darauf werfen, wie beispielsweise solche, die etwas über Bakteriologie, Ernährungswissenschaft, Anatomie oder die Physiologie des Niesens oder Gähnens aussagen:
"Der Gesandte Gottes sagte: ‘Wenn eine Fliege in ein Gefäß fällt, das jemandem von euch gehört, dann soll er sie ganz untertauchen. Danach kann er sie herauswerfen; denn wahrlich, in einem ihrer Flügel liegt Heilung, und im anderen Krankheit.‘" (al-Bukhari und Abu-Da’du in Mishkat II, Seite 152).
"Jabir berichtete, dass Allahs Gesandter das Ablecken der Finger und der Schüssel befahl und sagte: ‘Du weißt nicht, auf welchem Teil der Segen liegt‘." (Sahih Muslim, Seite 1120).
"Wenn jemand Nahrung zu sich nimmt, dann sollte er seine Hände nicht abwischen, ehe er (Hände und Schüssel) abgeleckt hat oder sie einen anderen ablecken ließ" (ebenda, S. 1119).
"Ibn-Umar berichtet, dass Allahs Gesandter sagte: ‘Ein Gläubiger isst durch einen Darm, während ein Ungläubiger durch sieben Därme isst.‘" (ebenda, S. 1119).
"Der Gesandte Allahs sagte: ‘Allah liebt das Niesen, aber hasst Gähnen. Wenn also jemand von euch niest und Allah lobt, ist es die Pflicht jedes Muslims, der es hört, zu sagen: Möge Allah dir gnädig sein. Aber was das Gähnen anbelangt, es kommt sicher vom Teufel. Wenn einer von euch gähnen muss, dann soll er es unterdrücken, wenn er es vermag, denn wenn jemand von euch gähnt, lacht der Teufel über ihn‘." (Mishkat I, S. 590).
Man ist dankbar für eine belehrende Fußnote dazu:
"Das Gähnen ist die Folge von Faulheit und Trägheit und wird daher als vom Teufel kommend gesehen. Niesen dagegen ist die Folge eines gesunden Verstandes und guter Gesundheit, und die Ursache dazu wird daher einem Engel zugeschrieben."
Wenn man zu einem Schluss über dieses ganze Thema kommen will, gibt es an sich nur eine Erklärung. Man geht von einer Überzeugung aus, und versucht diese selektiv zu begründen - anstatt zu einer Überzeugung zu gelangen, die sich auf tragende Gründe stützt.
Wir können nicht umhin, den Muslimen die Integrität abzusprechen, die sich dazu hinreißen lassen, pseudo-wissenschaftliche Argumente zu suchen, und diese mit unehrlichen Darstellungen zu propagieren. Damit erntet man bestenfalls Ironie, die wir auch in diesem Kapitel zu entschuldigen bitten.
Der Prophet Jeremia sagte ein bezeichnendes Wort:
"Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden, denn was können sie Weises lehren, wenn sie des HERRn Wort verwerfen?" (8,9).
Ehrlichkeit und Lauterkeit sind und bleiben die Grundpfeiler unserer Hingabe an Gott. Die Lügner sind ‘draußen‘ (Offenb. 21,8).