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Glauben Christen an Erbsünde?

Das Wort ’Erbsünde’ lässt natürlich vermuten, dass man Sünde ererben kann, und irgendwie sind viele Leute der Ansicht, dass wir letztlich auch für die Sünde Adams oder unserer Vorfahren bestraft werden. Das hat sicher seinen Ursprung in einer falschen Interpretation von Röm. 5:12 und 1. Kor. 15:21-22. Der aufmerksame Leser wird schnell feststellen, dass zwar der Tod als Lohn der Sünde durch Adam kam und wir alle sterblich geworden sind, weil wir selbst sündigen, aber es steht nicht da, dass wir für die Sünde unserer Ahnen, bis hin zu Adam, verantwortlich sind. Psalm 51,7 sagt zwar: “In Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat meine Mutter mich empfangen“, doch nicht, dass ich die Strafe dafür zu tragen habe.

Was wir von unseren Vorvätern bis hin zu Adam geerbt haben, ist nicht deren Sünde, sondern unsere Sündhaftigkeit. Das ist der Drang, der Hang zur Sünde, ohne den sich schwerlich jemand vergehen würde. Es sei denn, dass ”die Strafe für unsere Sünde auf ihm (i.e. Christus) lag” (Jes. 53:5,8), wird ein Mensch seine Schuld vor Gott zu verantworten haben und der Strafe dafür auch nicht entrinnen. Also, Erbsünde ist, genau genommen, ererbte Sündhaftigkeit, die wir ja schon in Kleinkindern in Aktion sehen können.

Warum gibt es so viele verschiedene Kirchen (Denominationen)?

 

Diese Frage ist in Deutschland durch die Volkskirchen mit ihrem starken Profil nicht so spürbar, wie beispielsweise in Afrika oder Südamerika, wo es Hunderte oder gar Tausende von Gemeinden gibt, die autonom sind und sich vor niemandem zu verantworten brauchen. Oft gehen solche Neugründungen auf ‘Spaltpilze‘ zurück, die sich weder ein- noch unterordnen und einfach ihren Kram alleine machen wollen.

Aber es gab und gibt auch Kirchenspaltungen und Neugründungen, die sehr wohl berechtigt sind.

Wir wissen, dass eine Organisation problemlos weiterexistieren kann, auch wenn sie kaum noch die ursprüngliche Funktion erfüllt. Anders verhält sich das mit Geistlichkeit oder echter Frömmigkeit, denn die ist leider nicht vererbbar, weil jeder Mensch sich alleine vor Gott entscheiden muss, ob er in die Nachfolge Jesu treten will oder nicht. Hingabe kann weder vererbt noch erzwungen werden (siehe Joh. 1:13).

Diese Tatsache führt immer wieder dazu, dass Gemeinden im Laufe der Zeit geistlich erkalten und in Formalismus erstarren. Die Form steht dann im Zentrum, nicht so sehr der Inhalt. Das Geistliche steht beispielsweise hinter dem Sozialen zurück. Man tauft Kinder in der Meinung, dass sie dadurch Christen würden. Sie werden dann aber kaum mehr, als Kirchenmitglieder, denn “wer glaubt und getauft ist, wird errettet werden“, heisst es in Markus 16:16. Luther drückte es drastisch so aus: “Wasser tut‘s freilich nicht!“ Das gleiche trifft auf das Abendmahl zu. Die Teilnahme daran bedeutet, biblisch gesehen, nichts anderes, als ein Fest, an dem man sich an den Opfertod Jesu am Kreuz erinnert. “Tut dies zu meinem Gedächtnis“, waren die Einsetzunsworte Jesu. Teilnahme am Abendmahl vermittelt in sich selbst keine Vergebung. Da geschieht nichts Magisches. Vergebung geschieht durch Bekennen der Sünde und Abwenden von ihr (Busse) mit bewusster Hinwendung zu Gott.

Wenn Kirchen im Formalismus, Volks(aber)glauben oder unter einer Hirarchie, ihr eigentliches und zugedachtes Wesen verlieren, denn ist sie nicht mehr ‘Kirche‘, denn dieses Wort (gr. Ekklesia) bedeutet ‘Herausgerufene‘ (ek = aus, heraus, Klesis = Ruf, Berufung). Wir verstehen das, als einen Herausruf aus Gott-losem Leben in ein Leben in seiner Gegenwart.

Wenn dann eine Gruppe von Gläubigen Stellung bezieht und biblische Lehre und Praxis anstrebt, kommt es entweder zu einer inneren Erneuerung, oft aber auch zur Trennung. Diese ist meist nicht einmal gewollt. Die ‘Unruhestifter‘ werden nicht mehr akzeptiert und mögen dann eine neue Kirche auf neuer geistlich-biblischer Grundlage bilden – bis vielleicht auch diese im Laufe der Zeit ihre Berufung aus den Augen verliert.

Die römische-katholische Kirche des späten Mittelalters unterdrückte die Reformbestrebungen, die allenthalben spürbar wurden (Luther, Calvin, Zwingli, Huss, die Waldenser u.a.), was zur Gründung der reformierten bzw. ‘lutherischen‘ Kirche führte. In England folgten die Reformationen unter den Wesleybrüdern (Methodisten), John Bunyan (Baptisten), den Quäkern usw.

So bildeten sich dann die sich inhaltlich wenig unterscheidenden reformierten Kirchen. In neuerer Zeit entstanden dann dazu noch die Pfingstkirchen und charismatischen Erneuerer.

Es muss hier allerdings gesagt werden, dass bibeltreue Christen sich allgemein sehr nahe stehen, auch wenn sie unterschiedliche kirchliche Bindungen haben. Die eigentliche Trennwand ist heute nicht mehr zwischen Denominationen, sondern zwischen liberal-bibelkritischen und evangelikalen Christen. Sicher sind alle Trennungen zwischen bibeltreuen Christen, wo sie bestehen, zu beklagen und entsprechen nicht der ausdrücklichen Bitte Jesu, eins zu sein (Joh. 17:21-23).

Unterschiedliche Gottesdienstformen in den einzelnen Kirchen sind sicher vielen Gläubigen eine Hilfe, denn einer liebt die Stille in der Andacht, ein anderer den spontan ausgedrückten Lobpreis Gottes, der sehr emotional sein kann. So kann jeder einen Rahmen finden, der ihm oder ihr am zuträglichsten erscheint oder am besten entspricht. Wer auf der Suche nach biblischem Glauben ist, mag gut beraten sein, dort hinzugehen, wo eine geistliche Spontanität spürbar ist.

Es muss hier aber vor unbiblischen ‘christlichen‘ Sekten gewarnt werden: Die ‘Zeugen Jehovahs‘ haben manche islamische Denkansätze und missinterpretieren die Bibel in entscheidenden Punkten. Auch die Mormonen, die Alt- und Neuapostolischen und die Anhänger der sogenannten ‘Christlichen Wissenschaft‘ bewegen sich nicht auf dem Fundament der Bibel.

Nun sind Trennungen auch im islamischen Raum nicht selten. Denken wir nur einmal an die Sunniten und Schi‘iten und ihre Sekten, dann die Mutasiliten, die Zabariyas, die Qadriyas, die Wahabbis die Sufis, die Ahmedijjahs, die Babisten und die Bahais. Dazu kommen dann noch die verschiedenen Schulen der Schariah. Nach einer Überlieferung (Hadithe) sagte Mohammed einmal:

“Mein Volk wird in 73 Sekten gespalten sein. Jede wird zur Hölle gehen außer einer ... die Religion, die von mir und meinen Anhängern vertreten wird“ (Mishkat Bd. 1, Kap. 6,2).

“Die Zahl (der Sekten) hat jedoch bei weitem die Voraussage des Propheten überschritten…“ (Dictionary of Islam, S. 567).

Um die Voraussage des Mohammed zu ‘erfüllen‘, teilte die Ghiyâsu-Lughât 73 Sekten in sechs Gruppen von je 12 Sekten (=72) und fügte als 73. die ‘Nâjiyah‘, die Sunniten, hinzu. (Dictionary of Islam, S. 567-569).

Warum gibt es so viele Versionen der Bibel?

 

Muslime sind offensichtlich falsch unterwiesen worden, wenn sie uns fragen, warum Christen so viele Versionen der Bibel haben. Sie sind dann der Ansicht, dass jede kirchliche Denomination sich ihre eigene ‘Version‘ der Bibel herstellt, wie beispielsweise die Lutherbibel. Die simple Antwort ist, dass dies alles Übersetzungen aus dem Hebräischen oder Griechischen Urtext sind, genau, wie es auch verschiedene Koranübersetzungen aus dem Arabischen in Deutsch, Französich, Englisch, Russisch usw gibt.

Und warum gibt es eine Übersetzung von Luther, Schlachter, Menge, Zink, eine katholische, die Elberfelder, die ‘Gute Nachricht‘ etc?

Das hat zwei (gute) Gründe. Einmal ist eine Sprache dynamisch, das heisst sie entwickelt sich weiter, ist nicht statisch, verändert sich. Die originale Lutherbibel ist heute nur noch für Theologen oder Philologen verständlich, und selbst der revidierte Text, der die Würde und Sprachgewalt Luthers nicht aufgeben will, stellt für moderne Menschen kein relevantes Deutsch mehr dar. Darum wagen sich immer wieder Theologen und Sprachwissenschaftler daran, eine zeitnahe Übersetzung herzustellen. Wohlbemerkt, zeitnah in der Sprache, has heisst in der Form, nicht aber im Inhalt. Der ist unumstösslich!

Es gibt bei Übersetzungen auch unterschiedliche Zielsetzungen. Man kann einen Text, wie den der Bibel oder des Koran, entweder möglichst wortgetreu oder aber möglichst inhaltsgetreu übersetzen. Ich will das überspitzt illustrieren. Wenn ich die Worte: “Der Mann ist schwer auf Draht“ ins Englische übersetze, hiesse das: “The man is heavy on wire“. Kein Engländer oder Amerikaner würde das verstehen. Wenn ich aber nicht die Worte, sondern das Idiom übertrage, kann ich verständlich sagen: “That man is OK“. Das ist nämlich, was der Text ausdrücken will, wenn auch die Übersetzung dadurch interpretiert ist. Eine nicht wortwörtliche, sondern genaue Übersetzung, wie etwa die alte Elberfelder, ist entsprechend schwer zugänglich, wenn man sie mit der “Guten Nachricht“ vergleicht, die zwar den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf trifft, aber begrifflich nicht so genau ist. So entstanden und entstehen Übersetzungen der Bibel, die letztlich alle die identische Botschaft enthalten, sie aber semantisch unterschiedlich wiedergeben.

Nun mag man zu Recht die Frage stellen, warum denn wohl in den katholischen Bibelausgaben 15 ‘Bücher‘ mehr enthalten sind, als in den evangelischen. Es handelt sich hier um die sogenannten Apokryphen des Alten Testamentes, eine Sammlung von 15 Büchern, die in den Jahren 200 – 100 v. Chr. geschrieben worden sind. Das Problem: Warum sind sie nicht in den evangelischen Ausgaben enthalten?

Das Alte Testament ist ja jüdischen Ursprungs, und darin waren die Apokryphen nie kanonisiert. Wir finden sie jedoch im alten lateinischen Vulgatetext, der von Hieronimus (405 n. Chr.) übersetzt wurde und in die ‘katholische Bibel‘ übernommen wurde.

Diese Apokryphen wurden von Jesus und seinen Jüngern nicht erwähnt, und auch bekannte Autoren, wie Josephus, Philo, Origines und Hieronimus erkannten diese Bücher nicht als kanonisch an. Erst 1546 wurden sie im römisch-katholischen 4. Konzil von Trient zu autoritativen, kanonischen Schriften erklärt. Es bleibt dem Leser überlassen sich selbst ein Urteil darüber zu machen, ob er sie akzeptieren kann, oder nicht.