Einwände gegen biblische Lehren
Das Gotteskonzept
Wir gehen davon aus, dass im Gegensatz zum Hinduismus, Buddhismus und den sogenannten ’Naturreligionen’ (Animismus) mit dem Schamanentum, der Islam eine monotheistische Religion ist. Davon könnte man ableiten, dass Juden, Christen und Muslime, bei allen Unterschieden in ihren Lehren und Formen, doch an den selben Gott glauben.
Wenn wir die Aussagen über Gott im Koran mit denen der Bibel vergleichen, finden wir eine Menge Ähnlichkeiten: Gott ist der Urheber und Schöpfer aller Dinge und ist allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und ewig. Seine Schöpfung, der Mensch, ist ihm gegenüber verantwortlich und wird am Ende der Zeit für all sein Tun Rechenschaft geben müssen. Darüber sind also Muslime, Juden und Christen einer Meinung.
Doch es gibt aber auch eine Reihe von Aussagen über das Wesen Gottes, die sehr unterschiedlich sind. Es sind diese Aspekte, die uns voneinander trennen und die scharfe gegenseitige Kritik ausgelöst haben. Das ist verständlich und natürlich, denn sich widersprechende Aussagen können, wie wir schon feststellten, nicht aus der selben Quelle kommen. Wir stimmen alle zu, dass es nur eine Wahrheit über Gott geben kann, streiten uns aber darüber, wo diese Wahrheit nun zu finden ist und welches der Weg zu Gott nun wirklich ist. Und da spielen letztlich die Formen und religiösen Systeme keine Rolle, wohl aber deren Inhalt. Diesen wollen wir versuchen aufzuzeichnen.
Gott: Der Alleinige oder der Dreieinige?
Grundsätzlich muss hier natürlich zuerst gesagt werden, dass es nur einen Gott gibt und dass er uns ein Mysterion ist, das heisst, dass wir ihn gedanklich nicht erfassen können. Er äussert sich, nach der Bibel, in einer Dreifaltigkeit. Für Muslime ist ’Dreieinigkeit’ ein Reizwort, und von ihrem Verständnis dieses Begriffs, ist das auch verständlich. Sie werden zuerst die mathematische Frage stellen, wie wohl eins drei sein kann oder umgekehrt. Aber es steckt mehr dahinter. Muhammad kam in eine polytheistische Welt und wandte sich resolut gegen Vielgötterei. ”Allah allein ist Gott!” lautet die erste Hälfte der Shah?da, des islamischen Glaubensbekenntnisses. Wer Allah einen Partner zugesellt, begeht die unvergebbare Sünde gegen ihn, schirk und wird ein Muschrik, eben ein Polytheist.
Allah ist in seiner Essenz tauwied, absolut singular. Aus diesem Verständnis heraus, verurteilt der Koran die Dreieinigkeit Gottes in der Bibel:
”Wahrlich, das sind Ungläubige, die sagen: ”Allah ist Christus, der Sohn der Maria’. Christus sagt ja selbst: ‘O, ihr Kinder Israels, dient Allah, meinem und eurem Herrn’. Wer Allah irgendein Wesen zugesellt, den schliesst Allah vom Paradies aus, und seine Wohnung wird das Höllenfeuer sein …. Auch das sind Ungläubige, welche sagen: ’Allah ist einer von dreien’, denn es gibt nur einen einzigen Allah. Enthalten sie sich nicht, so zu sprechen, wird diese Schriftbesitzer schwere Strafe treffen.” (Sure 5:73-74, siehe auch 4:172).
Vielleicht abgeleitet vom seinerzeitigen Marienkult, verstand Muhammad unter Dreieinigkeit demnach, dass sie sich aus Gott, Maria und Jesus zusammensetzt. Der Koran lässt dies ziemlich klar durchblicken:
“O, Jesus, Sohn der Maria, hast du je zu den Menschen gesagt: ‘Nehmt, ausser Allah, noch mich und meine Mutter an?‘“ (Sure 5:117).
“Christus, der Sohn der Maria, ist nur ein Gesandter … , seine Mutter war eine wahrhafte und wahrhaftige Frau, beide assen gewöhnliche Speisen“ (Sure 5:76).
Was hier zum Ausdruck gebracht werden soll, ist natürlich, dass beide keine göttlich Natur hatten, denn Gott hat keine Speise nötig.
Dieses Dreieinigkeitsverständnis wurde weder in der Heiligen Schrift noch von der Kirche gelehrt, außer vielleicht, wenn Maria von der römisch-katholischen Kirche des Mittelalters missverständlicherweise ‘Mutter Gottes‘ genannt wurde.
Nun müssen wir es Muhammad zugute halten, dass das Konzept eines ’dreieinigen’ Gottes, besonders in einer polytheistischen Gesellschaft, nicht ohne Erläuterung verständlich sein kann. Aber wer kann schon von sich in Anspruch nehmen, Gottes Wesen zu verstehen? Wir verstehen nicht einmal seine Attribute. Er ist ewig. Was ist Ewigkeit? Um unerfassbare Dinge für uns verständlich zu machen, sind wir darauf angewiesen, dass Gott uns die Erkenntnis schenkt, denn “was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. Gott hat es uns aber offenbart durch seinen Geist!” (1. Kor. 2:9). Gottes Geist erleuchtet und führt in alle Wahrheit (Joh. 14:12-13). ”Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst…”, betete Paulus (Epheser 1:18).
Zunächst müssen wir feststellen, dass das Wort ’Dreieinigkeit’, oder auch eine Form davon, nicht in der Bibel zu finden ist. Wohl aber ist das Konzept der Dreiheit Gottes vorhanden. Wollen wir versuchen, es zu ergründen.
Gott schuf den Menschen ’nach seinem Bilde’, lesen wir in der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1:27). Wir lesen auch, dass der Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht (1. Thess. 5:2). Wir sind also eine ‘Dreieinigkeit’. Wenn mir ein Teil davon fehlen würde, wäre ich kein Mensch mehr. Ich bin aber trotzdem nur eine einzige Person – aber eben aus drei Wesensteilen bestehend. Auf ähnliche Weise müssen wir das Wesen Gottes verstehen
Dieses wird uns allegorisch schon im Alten Testament, ja, fast ausschliesslich darin, vermittelt:
”Der Gnadenerweise des Herrn will ich gedenken, der Ruhmestaten des Herrn, wie sich's gebührt nach allem, was der Herr an uns getan hat, und nach der großen Güte gegen das Haus Israel, dem er Gutes erwiesen hat nach seiner Barmherzigkeit und nach der großen Zahl seiner Gnadenverheißungen. Denn er sagte: Sie sind ja doch mein Volk, Söhne, die nicht treulos sein werden; so wurde er für sie Yeschua. Zu allen ihren Bedrängnissen fühlte er sich bedrängt, und der Engel seines Angesichts rettete sie; in seiner Liebe und Milde erlöste er selbst sie und hob sie immer wieder empor und trug sie einher alle Tage der Vorzeit hindurch. Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist, so daß er sich ihnen in einen Feind verwandelte und selbst gegen sie stritt” (Jes 63:7-10).
Uns wird hier gesagt, dass der HERR, das ist Jahweh, Yeschua wurde (‘so wurde er für sie Yeschua‘, ist die wörtliche Übersetzung aus dem Hebräischen), die Juden aber betrübten Jahweh’s heiligen Geist. Das Wort ‘Yeschua‘ würde übersetzt ‘Retter‘ heissen. Als Jesus auf dieser Erde lebte, wurde er nicht Jesus Christus genannt, sonder Yeschua haMaschiach, Yeschua, der Messias.
Die Menschwerdung Gottes wurde auch schon im Alten Testament, etwa 700 Jahre vor diesem Ereignis, offenbart:
“Darum wird der Allherr selbst euch ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird guter Hoffnung werden und einen Sohn gebären, dem sie den Namen Immanuel (d.h. Gott mit uns) geben wird.“ (Jes 7,14)
“Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedensfürst“ (Jes 9,5).
Wer anders konnte wohl damit gemeint sein, als Jesus?
Diese Dreiheit deutet nun wirklich nicht auf eine Pluralität Gottes hin, sondern auf sein Wesen. Schon von der Frühzeit des Christentums an, haben die Gläubigen mit diesem Begriff gerungen. In Kirchenkonzilen wurden Glaubensbekenntnisse formuliert und umstritten. Sogar Spaltungen in der Kirche gingen aus ihnen hervor. Wenn man diese Debatten heute nachliest, möchte man weinen. Es gab so viel guten Willen, Gott richtig darzustellen, zu formulieren und zu verstehen, aber das ist nun einmal nicht denkbar, denn wenn wir es könnten, wäre Gott nicht mehr Gott, weil er dann kleiner wäre als unser Verstand.
Nun haben wir bisher erst zwei der ‘Seiten‘ Gottes erwogen. Wir wollen aber auch die dritte beleuchten.
Wenn Gott im Menschen wirken will, wenn er in uns wohnen will (1. Kor. 6:19), dann tut er das durch seinen Geist. Er macht uns bewusst, wenn wir sündigen (Joh. 16:8). Er bewirkt eine Sehnsucht zu ihm hin in unseren Herzen (1. Petr. 1:8). Er leitet die Seinen durch seinen Geist (Ps. 143:8 und 10, Kol. 1:9-11). Es ist kein zweiter oder dritter Gott, der das tut. Es ist Jahweh Elohim.
Im 5. Mose 6:4 spürt man, wie Gott sein Volk wach rütteln will:
“Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! So liebe denn den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.“
Im Hebräischen beginnt der Satz so:
“Jahweh Elohenu Jahweh echad“.
Und das heisst wörtlich übersetzt:
“Der Herr, unsere Götter, der Herr ist einer“ oder: “eine Einheit“.
Es ist das selbe Wort ‘echad‘, das Gott nach der Erschaffung Adams und Evas gebrauchte, als er sagte:
“Darum verläßt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und hängt seinem Weibe an, und sie werden ein Fleisch sein“ (1 Mose 2,24).
Wir wissen natürlich alle, dass verheiratete Leute nicht eine Person sind, sondern eine Einheit, ein Paar.
Es ist wichtig festzustellen, das Jahweh, der HERR, gleichsam der Titel Gottes ist. El, Elah oder Eloah dagegen bedeutet ‘Gott‘. Auch andere Völker im Nahen Osten gebrauchten den Namen El (224 mal im AT). Elah (89 mal) ist die aramäische und Eloah (45 mal) die hebräische Form davon. Der Plural von Eloah ist Elohim, und dieser Name ist weitaus am meisten gebraucht (2222 mal) und findet sich schon im ersten Vers der Bibel:
“Am Anfang schuf Elohim Himmel und Erde.“
Dann lesen wir weiter:
“Und Elohim sprach: Lasset uns Menschen machen ...“ (1. Mose 1:26)
und in Kap. 11:7 heißt es:
“Wohlauf, lasset uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren ...“
Aber was bedeutet der plurale Gebrauch des Gottesnamens? Was bedeutet ‘uns‘? Handelt es sich hier um einen ‘pluralis majestatis‘? Nein! So etwas ist im Hebräischen unbekannt. Wir können nur annehmen, dass Gott auf sein dreifältiges Wesen hinweisen wollte.
Um sich von den anderen zu der Zeit bekannten Gottheiten zu unterscheiden, nannte er sich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, oder auch der Gott Israels. Er gab sich auch als der Schöpfer des Alls zu erkennen.
Das Neue Testament setzt die Dreieinigkeit Gottes ohne Erklärungen voraus. Jesus verbalisierte sie nur einmal nach seiner Auferstehung und vor seiner ‘Himmelfahrt‘:
“Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“ (Matth. 28:19-20).
Obgleich jede Analogie nur ein sehr unzureichendes Bild vermittelt, kann uns eine einfache Illustration vielleicht helfen, Dreieinigkeit besser zu verstehen.
Nehmen wir einen Tropfen Wasser und bringen ihn zu einem Chemiker, um ihn analysieren zu lassen. Er wird uns sagen, dass dies H20 ist. Tragen wir den gleichen Tropfen zu einem Physiker, dann wird er uns erklären, dies ist eine Flüssigkeit. Das gleiche machen wir mit einem Stückchen Eis. Der Chemiker wird feststellen, dass es H20 ist. Der Physiker sagt, dass es ein fester Stoff ist. Dann nehmen wir ein Röhrchen voller Dampf und erhalten das gleiche Ergebnis beim Chemiker. Der Physiker aber wird uns sagen: Das ist ein Gas.
Wie Wasser, Eis und Dampf trotz aller physikalischen Unterschiede übereinstimmend H20 sind, so bleibt auch Gott immer Gott, auch wenn er sich unterschiedlich darstellt.
Eine andere Analogie kann man vom Sonnenschein ableiten. Er ist gleichzeitig Licht, Wärme und Energie.
Wer und wie Gott ist, können wir nur von ihm selbst erfahren, müssen aber trotzdem einsehen, dass unser Verstehen unzureichend ist. Es steht uns nicht an, Gericht über Gott sitzen und ihm vorschreiben, wie er zu sein hat und seine Welt zu gestalten hat.
Die Göttlichkeit und Gottessohnschaft Jesu
Sollte Gott einen Sohn haben?
Ein ähnlich missverstandener Begriff, wie die Dreieinigkeit, ist die Aussage, dass Jesus Gottes Sohn ist.
Wenn Muslime das Worte ‘Gottessohn‘ hören, meinen sie fast durchweg, dass dem eine sexuelle Beziehung Gottes mit Maria zugrunde liegt, die zu einer Schwangerschaft und dann zur Geburt Jesu führte. Ob es wirklich einen Christen gibt, der so etwas glaubt oder jemals geglaubt hat?
Es ist bezeichnend, dass die entsprechenden Aussagen zu diesem Thema im Koran und in der Bibel sehr ähnlich sind. Gott kündigt der Jungfrau Maria durch einen Engel die Geburt Jesu an. So heisst es im Koran:
“Ich bin von deinem Herrn gesandt, um dir die Gabe eines heiligen Sohnes zu verkündigen. Sie (Maria) aber antwortete: ‘Wie kann ich einen Sohn bekommen, da mich kein Mann berührt hat und ich auch keine Dirne bin?‘ Er erwiderte: ‘Es wird dennoch so sein; denn dein Herr spricht: Das ist mir ein Leichtes. Wir machen diesen Sohn zu einem Wunderzeichen für die Menschen, und er sei ein Beweis unserer Barmherzigkeit. So ist die Sache fest beschlossen‘“ (Sure 19:20-23).
“‘O Maria, Gott verkündet dir das fleischgewordene Wort. Sein Name wird sein Messias Jesus, der Sohn der Maria. Herrlich wird er in dieser und jener Welt sein und zu denen gehören, denen die Nähe des Herrn gewährt wurde. Er wird in der Wiege schon und auch im Mannesalter zu den Menschen reden und wird ein frommer Mann sein.‘ Maria erwiderte: ‘Wie soll ich einen Sohn gebären, da mich ja kein Mann berührte?‘ Der Engel antwortete: ‘Der Herr schafft, was und wie er will; wenn er irgend etwas beschlossen hat und spricht: “Es werde!“ – dann ist es. Er wird ihn auch in der Schrift und Erkenntnis, in der Thora und dem Evangelium unterweisen, und ihn zu den Kinden Israels senden. Er spricht: ‘Ich komme zu euch mit Zeichen von eurem Herrn.“ (Sure 3:46-50).
Der entsprechende Bibeltext lautet:
“Der Engel sprach zu ihr: ‘Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Er wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden…‘. Da sprach Maria zu dem Engel: ‘Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiss?‘ Der Engel antwortete und sprach zu ihr: ‘Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden‘“ (Lukas 1:30-35).
Man muss schon eine gehörige Portion Phantasie haben, um einen Begattungsakt aus diesem Text herauszulesen.
Zeugte Gott seinen Sohn?
Es gibt nun im Koran auch Verse, die eine offensichtliche Reaktion auf die Gottessohnschaft Jesu sind:
“Allah …. zeugt nicht und wird nicht gezeugt“ (Sure 112:4).
“Es ziemt sich nicht für Allah, dass er einen Sohn hätte…Wenn er etwas beschliesst und nur sagt ‘Werde!‘ – so ist es“ (Sure 19:36).
Auf diesem Punkt sind wir uns sicher einig, denn in der Bibel finden wir eine sehr ähnliche Aussage:
“Wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da“ (Ps. 33:9).
Was immer auch die Gründe für ein ursprüngliches Missverständnis sein mögen, sie beruhen auf einem falschen Verständnis des Begriffs ‘Gottes Sohn‘.
In vielen Gesprächen mit Muslimen hörte ich den Einwand: “Wir glauben nicht, dass Gott einen Sohn hat“. Im Klartext würde das natürlich heissen: “Wir glauben nicht, dass Gott Sex mit Maria hatte!“ Und wer kann dem nicht zustimmen? Aber was beinhaltet nun der Begriff ‘Gottes Sohn‘?
Vielleicht tun wir gut daran, den Gebrauch solch eines Wortes im orientalischen Kontext zu sehen. Ein Wanderer wird in Arabien ‘Sohn des Weges’genannt. Auf malayisch heisst ein Türschloss Kutschi und ein Schüssel Anakutschi, das heisst ‘Sohn des Schlosses‘. Ob jemals jemand auf den Gedanken kam, dass eines nachts ein Türschloss das andere besuchte…und daraus der Schlüssel entstand? Was hier gesagt werden will ist, dass der Wanderer einen Bezug zum Weg hat und dass ein Schlüssel eben zum Schloss gehört.
Ich frage bei Gesprächen über dieses Thema gerne zurück: “Wir wissen, dass Jesus eine Mutter hatte. Wer war denn der Vater? Wenn es nicht Gott war, mag es dann vielleicht der Engel gewesen sin?“ Das ist natürlich genau so inakzeptabel für Muslime. Wer war denn nun der Vater oder, besser formuliert, wer hat die Schwangerschaft ausgelöst? Und wir reden hier nicht von einem Sexualakt! Die letztgültige Antwort, auch für Muslime, ist: Es war der Wille, das Machtwort Gottes. Er wollte es so, und so geschah es, wie die Bibel und der Koran übereinstimmend feststellen.
Jesus der Mensch ist Jesus der Herr
Im Leben Jesu kann man zwei Aspekte finden. Er war ein Mensch, und darum brauchte er Nahrung und Schlaf. Er trauerte und weinte. Er litt Schmerzen – und er starb, wie jeder andere Mensch auch. Das war gleichsam das Erbe von seiner Mutter. Der andere Aspekt ist nun absolut nicht menschlich. Er sättigte fünf tausend Menschen mit fünf Brotfladen und zwei Fischen, heilte Kranke, erweckte Tote zu neuem Leben, er konnte auf dem Wasser laufen und den Sturm stillen, sodass sich die Menge fragte, “was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?“ - das war das Erbe von seinem Vater!
Jesus - Wie ihn der Koran vorstellt
Der Koran stellt all das nicht in Abrede. Grundsätzlich muss man feststellen, dass der Koran Jesus das Zeugnis ausstellt, das ihn weit über alles Menschliche erhebt:
- Er wurde von einer Jungfrau geboren (Sure 19:17-36).
- Er war der Messias (Sure 4:172). (der Koran definiert diesen Begriff nicht)
- Er war ein Geist von Gott (Sure 4:172).
- Er war das Wort Gottes (Sure 4:172, vergleiche Joh. 1:1-14).
- Er war heilig (sündlos) (Sure 19:20). Dies wird als Gegensatz zu jedem anderen Menschen oder Propheten gesagt, denn
- Adam sündigte (Sure 2:37; 723-24).
- Abraham sündigte (Sure 26:83).
- Mose sündigte (Sure 28:16-17).
- Jona sündigte (Sure 37:143).
- David sündigte (Sure 38:25-26).
- Mohammed sündigte (Sure 47:20; 48:3; 33:37-39)
(was von Muslimen allerdings heftig in Abrede gestellt wird).
- Er ist herrlich in dieser und in jener Welt (Sure 3:46).
- Er wurde von Gott in den Himmel aufgenommen (Sure 4:159).
- Er wird auf diese Erde wiederkommen zum Gericht (Sure 43:62).
Ob man in der Weltgeschichte auch nur eine Person finden könnte, die wenigstens drei dieser acht genannten Qualitäten in sich vereinigen konnte?
Nun wird im Koran aber auch gesagt, dass Jesus alle Wunder nur mit der Erlaubnis oder auf Anordnung Allah’s tun konnte. Dadurch wird er gleich wieder zum Boten Allah’s an die Juden abgewertet.
Gottes Zeugnis über seinen Sohn
Was hat Gott wohl gemeint, als seine Stimme bei der Taufe Jesu erschallte: “Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Luk.3:22), oder auf dem Berg der Verklärung: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf den sollt ihr hören!“ (Matth. 17:5)? Kurz vor seinem Märtyrertod bezeugte Petrus seinen Glauben an Jesus mit einem besonderen Hinweis auf dieses Ereignis (2. Petrus 1:17).
Jesus bezeugt seine Gottessohnschaft
Es ist offensichtlich, dass es hier nicht um den Terminus ‘Gottessohn‘ geht, sondern darum, dass Jesus die Menschwerdung Gottes darstellt.
Jesus selbst bezeichnet sich selbst als den einzig-geborenen (mono-genäs) Sohn Gottes, und bezeugt, dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben (Joh. 3:16). Welcher Mensch könnte eine solche Aussage machen?
Jesus bedurfte als Mensch, wie auch wir, der Gegenwart des Vaters im Himmel. In einem dieser festgehaltenen Gebete sagte er:
“Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war… Du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war… alles, was mein ist, ist dein, und alles dein ist, ist mein“ (Joh. 17:5,24,10).
In einem Gespräch mit den Juden sagte Jesus: “Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich“ (Joh. 8:58-59).
Es dreht sich hier nicht um einen Druckfehler. Jesus wollte sein Losgelöstsein von irdischer Zeit demonstrieren. Für Gott gibt es eben kein gestern, heute oder morgen. Darum hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Sie verstanden, was Jesus damit sagte: dass er bereits vor Abraham (der 2000 Jahre vor ihm lebte) existent war, was kein Mensch von sich sagen kann. Aber dann muss man auch wissen, dass das Wort ‘ich bin‘ die Bedeutung von ‘Jahweh‘ hat und somit die Aussage, “ehe Abraham ward, ich bin“ auf das Ewige im Wesen Christi hinweist.
Kurze Zeit später machte Jesus eine weitere Aussage, die den Zorn der Juden erregte:
“Ich und der Vater sind eins“,
sagte er, worauf sie ihn wieder steinigen wollten. Ihre Begründung:
“Weil du Gott gelästert hast, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott!“ (Joh. 10:30-33).
“Deshalb trachteten die Juden ihm um so mehr nach dem Leben, weil er … Gott seinen eigenen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte“ (Joh 5-18).
Viele der Aussagen Jesu über sich selbst sind so bedeutungsvoll, dass ein Weginterpretieren als unlauter angesehen werden muss. Betrachten wir nur einmal diese markanten Jesusworte:
“‘Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater kennen; von jetzt an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen‘. Philippus sagte zu ihm: ‘Herr, zeige uns den Vater: das genügt uns.‘ Da sagte Jesus zu ihm: ‘So lange Zeit schon bin ich mit euch zusammen, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie kannst du sagen: Zeige uns den Vater! Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, spreche ich nicht von mir selbst aus, nein, der Vater, der dauernd in mir ist, der tut seine Werke‘“ (Joh. 14:6-10).
Einen weiteren Punkt müssen wir noch klar herausstellen. Muslime bezichtigen Christen, dass sie aus Jesus Gott machen wollen. Das wollen und können sie natürlich nicht. Er war immer Gott, doch nahm er für eine Zeit menschliche Form an.
“Gott war in Christus und hat die Welt mit sich versöhnt“ (2 Kor 5,19).
Über seine göttliche Funktion sprach er selbst sehr deutlich:
“Wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne verliehen, Leben in sich selbst zu haben; und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht abzuhalten, weil er ein Menschensohn ist. Wundert euch nicht hierüber! Denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden, und es werden hervorgehen: die einen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung für das Leben, die anderen aber, die das Böse betrieben haben, zur Auferstehung für das Gericht“ (Joh 5:26-29).
Der Titel ‘Menschensohn‘ ist kein Hinweis dafür, dass Jesus eben nur ein Mensch war. Dieser Name wurde vom Propheten Daniel (etwa 500 v. Chr.) erstmals benutzt, um seine Vision der endzeitliche Wiederkunft Jesu zu beschreiben:
“Es kam einer mit den Wolken des Himmels, wie ein Menschensohn“ (Dan 7:13-14).
Er kam zu Gott und der
“gab ihm Herrschaft, Ehre und Königtum und alle Völker und Nationen dienten ihm. Seine Herrschaft ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“.
Bei seinem ersten Kommen als Retter war jedoch von der künftigen Herrlichkeit nur wenig zu spüren:
“Ich vermag nichts von mir selbst aus zu tun; nein, wie ich es (vom Vater) höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 5:30).
Auch seine göttliche Allwissenheit war in dem irdischen Körper begrenzt, denn er sagte:
“Von jenem Tage aber und von jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern ganz allein der Vater“ (Mt 24:36).
Wenn wir diese Aussagen im größeren Zusammenhang der Bibel betrachten, wird der Grund dafür ersichtlich. Als Inkarnation in einen menschlichen Körper nahm er damit auch die verbundenen Begrenzungen auf sich. Er konnte beispielsweise zu einer bestimmten Zeit immer nur an einem Ort sein. Auch sein Wissen war Limitationen unterworfen. Er war eben auch ganz Mensch,
“... denn obgleich er Gottes Gestalt besaß, sah er doch das Gleichsein mit Gott nicht als einen gewaltsam festzuhaltenden Raub an; nein, er entäußerte sich selbst, indem er Knechtsgestalt annahm, ganz in menschliches Wesen einging und in seiner leiblichen Beschaffenheit als ein Mensch erfunden wurde“ (Phil 2:6-7).
Trotzdem waren sowohl seine Identität als auch seine Rolle klar abgesteckt:
“Im Anfang war das Wort (Logos), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dieses Wort geworden und ohne dieses ist nichts geworden, was geworden ist. In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht begriffen ... Und das Wort wurde Fleisch wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit, wie die eines Eingeborenen (mono-genäs) vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1:1-5 und 14).
“Er war in der Welt, und die Welt war durch ihn geschaffen worden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in das seine (sein Eigentum), doch die seinen nahmen ihn nicht auf; allen aber, die ihn annahmen, verlieh er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, nämlich denen, die an seinen Namen (Jesus d.h. Retter) glauben“ (Joh 1:10-12).
Als einst ein Gelähmter zu ihm gebracht wurde und Jesus seinen Glauben erkannte, sprach er zu ihm:
“Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“
Als Jesus den Unwillen einiger Schriftgelehrter wahrnahm, fuhr er fort und sagte:
“Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: ‘Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen, Stehe auf, nimm dein Bett und gehe umher?‘ Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: ‘Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und gehe heim!‘ Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, so dass sie sich entsetzten und priesen Gott und sprachen: ‘So etwas haben wir noch nie gesehen.‘“ (Markus 2:5-12).
Einer verachteten, aber reumütigen Frau sagte Jesus:
“‘Deine Sünden sind dir vergeben!‘ Da begannnen die Tischgenossen bei sich zu denken: ‘Wer ist dieser, daß er sogar Sünden vergibt?‘“ (Lk 7:48-49).
Natürlich sind alle diese Aussagen an die Glaubwürdigkeit der Person gebunden, von der sie stammen. Wer will schon die Glaubwürdigkeit Jesu infrage stellen?
In den Episteln offenbart Gott die theologischen Hintergründe:
“Es war Gottes Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen ... denn in ihm ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, mögen es Throne oder Herrschaften, Mächte oder Gewalten sein: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen worden und er ist vor allem, und alles hat in ihm seinen Bestand“ (Kol 1:19, 16-17).
“...Er hat am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat. Er ist der Abglanz seiner (d.h. Gottes) Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge durch sein Allmachtswort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Hebr 1:2-3).
Über die Juden heisst es, dass aus ihnen
“… der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen“ (Röm 9:4-5),
Es ist auch geschrieben, dass Christus das Ebenbild Gottes ist (2. Kor 4:4). Die Ältesten in Ephesus wurden ermahnt acht zu geben auf sich selbst …
“… und auf die ganze Herde, bei welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern bestellt hat, damit ihr die Gemeinde Gottes (Theos) weidet, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat“ (Apg 20:28).
“Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben“ (1. Joh 5:20).
“Denn erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt indem sie uns dazu erzieht, dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden abzusagen und besonnen, gerecht und fromm in der gegenwärtigen Weltzeit zu leben, indem wir dabei auf unser seliges Hoffnungsgut und auf das Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und Retters Christus Jesus warten, der sich selbst für uns dahingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen ...“ (Tit 2:11-14).
Man mag einwenden, dass die Zitate aus den Episteln nicht direkt von den Lippen Jesu Christi stammen. Das ist wahr, aber die vorangegangenen, und auch die folgenden Aussagen Jesu bestätigen diese:
“Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende; ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Lebenswassers umsonst geben. Wer da überwindet, soll dieses erben, und ich will sein Gott sein, und er soll mein Sohn sein“ (Offb 21:6-7).
Als der Apostel Thomas die Auferstehung Jesu bezweifelte und Jesus ihm dann begegnete, sagte Jesus zu ihm:
“‘Reiche deinen Finger her und sieh dir meine Hände an; dann reiche deine Hand her und lege sie mir in die Seite und sei nicht ungläubig, sondern werde gläubig!‘ Da antwortete ihm Thomas: ‘Mein Herr und mein Gott!‘ Jesus erwiderte ihm: ‘Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben gekommen sind‘“ (Joh 20:27-29).
Es ist sicher auch bemerkenswert, dass Jesus diese Aussage nicht als unangemessen zurückwies, sondern akzeptierte, dass er mit diesem Titel angesprochen wurde.
Jesus war sündlos
Während alle Propheten als normale Menschen angesehen wurden, die auch Sünder waren, ist es bemerkenswert, dass die Bibel ausdrücklich feststellt, dass Jesus ohne Sünde war:
Jesus ‘wusste um keine Sünde‘ (2. Kor 5:21).
Jesus ‘hat keine Sünde getan‘ (1. Petr 2:22).
Jesus ‘war ohne Sünde‘ (Hebr 4:15).
In Jesus ‘war keine Sünde‘ (1. Joh 3:5).
Dies wird übrigens, wie wir schon sahen, auch vom Koran bestätigt (Sure 19,20).
Nicht einmal seine Feinde konnten ihn einer Sünde überführen (Joh. 6:48).
Am sachlich überzeugendsten ist vielleicht immer noch das alttestamentliche Zeugnis über Jesus, das hunderte von Jahren vor seinem Kommen gegeben wurde, um allen, die Gott ehrlich suchen, die Gewissheit zu geben, dass er Immanuel, das heisst Gott mit uns, ist (Jes. 7:14).
Welchen Grund sollte es wohl geben, all diesen Aussagen keinen Glauben zu schenken?
Die Kreuzigung und Auferstehung Jesu
Das Thema, welches wohl die schärfste Kontroverse im Gespräch zwischen Christen und Muslimen auslöst, ist die Frage, ob Jesus wirklich gekreuzigt wurde, starb und wieder von den Toten auferstand.
Was der Koran sagt
Laut einer Aussage des Koran hatten die Juden damit angegeben, Jesus gekreuzigt und getötet zu haben. Der Koran brachte darauf eine scharfe ’Richtigstellung’:
”Sie haben ihn aber nicht getötet und nicht gekreuzigt, sondern einen anderen, der ihm ähnlich war. In der Tat sind die verschiedenen Ansichten hierin nur Zweifel, weil sie keine bestimmte Kenntnis haben, sondern nur vorgefaßten Meinungen folgen. Sie haben ihn aber nicht wirklich getötet, sondern Allah hat ihn zu sich erhoben” (Sure 4:158-159).
Die Begründung dieser These
Was war wohl der Anlass für so eine Behauptung? Wir wollen versuchen, die Hintergründe für diese Annahme zu rekonstruieren. Einmal wissen wir, dass das Verhältnis zwischen Mohammed und seinen jüdischen Zeitgenossen in Medina alles andere als freundlich war, da diese Muhammad nicht als einen Propheten Jahweh‘s anerkennen wollten. Wir müssen annehmen, dass die 4. Sure ungefähr nach der Hälfte des Aufenthalts Mohammeds in Medina gegeben wurde, also etwa im Jahre 5 nach islamischer Zeitrechnung, als sich Feindseligkeiten zwischen Juden und Muslimen aufgebaut hatten, wie wir vielen Stellen und Anmerkungen der Hadithen entnehmen können.
Zum anderen hielt Mohammed Jesus für den höchsten aller Propheten, von dem er zweifellos eine sehr hohe Meinung hatte.
Er soll gesagt haben:
“Ich bin dem Sohn der Maria unter allen Menschen am ähnlichsten, und ich stehe Jesus, dem Sohn Marias, unter der ganzen Menschheit in diesem und dem darauffolgenden Leben am nächsten“ (Sahih Muslim, Bd. 4, S. 1260-1261).
Muhammad‘s Gottesbild konnte es nicht zulassen, dass seine Feinde, die Juden, genug Macht über einen Boten Gottes wie Jesus haben könnten, um über ihn zu triumphieren. Da ein Prophet über einen weit höheren Status verfügt als ein gewöhnlicher Mensch, waren für ihn Leiden oder Niederlagen (so jedenfalls empfand Mohammed das Kreuz) undenkbar.
Weil Mohammed wohl nie das Evangelium in seiner ursprünglichen Form, sondern ausschliesslich apokryphische Legenden, kennen gelernt hatte, konnte er auch kein Verständnis für das Versöhnungswerk Jesu aufbringen.
Der Koran ist nicht eindeutig
Dem koranischen Text, der den Kreuzestod Jesu ableugnet, und der von Muslimen vehement als Tatsache verfochten wird, widersprechen aber andere Verse:
“Ich will dich, 0 Jesus, der Menschen Tod sterben lassen, zu mir erheben und dich von den (Anwürfen der) Ungläubigen reinigen“, lesen wir in Sure 3:56. Sure 19:34 lässt Jesus sagen:
“Friede kam über den Tag meiner Geburt und werde (mir) am Tage meines Todes und dem Tag, an dem ich wieder zum Leben auferweckt werde, zuteil“.
Es muss hier allerdings vermerkt werden, dass die von Muslimen anerkannten englischen Übersetzungen des Koran und die von Muslimen verfasst wurden, den ersten dieser Texte unverständlich wiedergegeben haben, in denen es heisst:
“O Jesus, ich will dich zu mir nehmen und dich hoch kommen lassen zu mir …“,
Das arabische Wort ‘mutawaffi-ka‘ wurde hier zweckgemäss ‘interpretiert‘. Nach den anerkannten arabischen Lexica und anderen islamischen Quellen (ibn Abbas, Abdullah ibn Salih, Ibn Ishaq, Salma und Wahab Munabbih und nicht zuletzt al-Bukhari [65:12]) allerdings, bedeutet ‘tawaffa‘ sterben, und nicht jemand zu sich kommen lassen.
Der zweite Text (19:34) wurde nicht falsch übersetzt, sondern uminterpretiert. Ja, sagt man, da steht etwas von Geburt, Tod und Auferstehung, aber Jesus wurde, als er sich in Todesgefahr vor den Juden befand, von Gott entrückt und ist jetzt im Himmel, bis er am Ende der Zeit wiederkommen wird. Dann wird er eines natürlichen Todes sterben und am Jüngsten Tag wieder auferweckt werden. Die Hadithen schmücken dieses Ereignis noch aus und erklären, dass Jesus dann heiraten und Kinder haben, die Stämme Gog und Magog vernichten, ‘das Kreuz‘ zerstören, die Juden und Christen zum Islam führen und mit 45 Jahren sterben wird (Mishkat ul Masabih, Band 4, Seiten 80-81, engl. Ausgabe).
Es muss nun allerdings darauf hingewiesen werden, dass die selbe Sure (19:16) über Johannes, den Täufer, die gleiche Aussage macht: “Friede sei ihm mit dem Tage seiner Geburt und seines Todes und mit dem Tage, an welchem er [einst wieder] auferstehen wird“. Man kann schwerlich annehmen, dass dieser Text in denen für zwei Zeitgenossen mit gleichen Worten der Tod und die Auferstehung beschrieben werden, etwas völlig anderes gemeint sein kann.
Diesen Aussagen, die 600 Jahre nach dem erörterten Ereignis ohne Zugang zu den authentischen Quellen gemacht wurden, steht nun der biblische Text gegenüber. Welchem sollte man Glauben schenken?
Worum es eigentlich geht
Was hier zur Debatte steht, ist letztlich nicht nur, ob Jesus gekreuzigt wurde, am Kreuz starb, am dritten Tag von den Toten auferstenden ist und dann in den Himmel entrückt wurde – oder nicht.
Es dreht sich letztlich darum, ob Jesus das für alle Menschen geschlachtete Opfer ist, das allein die Befreiung von der Sünde bewirken kann.
Eine grundsätzliche dogmatische Antithese finden wir im Koran bezüglich der Bedeutung von Opfern allgemein:
”Die Opferkamele haben wir allein für Zeremonien zu Allahs Ehrung bestimmt... Allah nimmt weder ihr Fleisch noch ihr Blut an; sondern nur eure Frömmigkeit nimmt er an.” (Sure 22:35-38)
Ganz nebenbei müssen wir hier zu bedenken geben, dass nach der Bibel Kamele als unrein galten, also nicht als Opfertiere infrage kamen. Unser Problem hier ist der totale Widerspruch der koranischen zur biblischen Bedeutung eines Opfers, denn die Bibel statuiert eindeutig:
“Wenn ich das Blut sehe, will ich an euch vorbeigehen”. So lesen wir es in der Passahgeschichte im 2. Mose 12:13.
Diese Worte richtete Gott an Mose und die Juden, als er ihnen offenbarte, dass sie und ihre Familien dem Gericht Gottes über Ägypten entgehen würden, wenn sie das Blut eines Opferlammes an ihre Türpfosten streichen würden.
”Des Leibes Leben liegt im Blut, und ich habe es euch für den Altar gegeben, damit ihr euch dadurch Sühne für eure Sünden erwirkt; denn das Blut ist es, das Sühne durch das in ihm enthaltene Leben bewirkt” (3 Mo 17:11). Das wird im Neuen Testament bestätigt: “Ohne Blutvergiessen geschieht keine Vergebung“, heisst es im Hebräer 9:22. In diesen kurzen Aussagen wird uns die tiefe Bedeutung des Opfers bei der Versöhnung mit Gott bewusst, die der Islam so völlig verkennt.
Das Opfer soll uns zeigen, wie abstossend und ekelhaft Gott unsere Schuld empfindet und was eine gerechte Sühne dafür bedeuten würde. Der Sünder erleidet den Tod! Den geistlichen Tod, denn wer sich durch Sünde von Gott entfernt, verliert auch des Leben aus Gott und ist damit auf ewig verloren. Die symbolische Botschaft ist, dass das Opfer stellvertretend für den Schuldigen eintritt und die Strafe an seiner statt erleidet, weil allein das Blut Jesu die Versöhnung mit Gott bewirkt. Die alttestamentlichen Opfer waren somit nur symbolische Bilder, die auf das vollkommene Opfer, Jesus, hinweisen sollten (Hebr. 9:9-28; 10:10-23). Auch heute noch ist es ausschliesslich sein Blut, das uns vor Gott rein macht von aller Schuld und unseren Frieden mit Gott bewirkt.
Es ist eine Verkennung Gottes und seiner Heiligkeit und eine Verharmlosung der Sünde, wenn wir meinen, dass ’gute Werke’ für unsere Schuld vor Gott kompensieren können.
Interessant ist ein Blick auf den Ursprung des islamischen Opferkults. Das islamische ’grosse Fest’, Idu’l-Adha, an dem auch heute noch Tieropfer dargebracht werden, kann bis zur Zeit Muhammads zurückverfolgt werden. Ein paar Monate nach seiner Flucht nach Medina (622 n. Chr.), nahm er mit den Juden an ihrem großen Versöhnungsfest teil (3 Mo 16). Dabei muss er wohl gespürt haben, welchen zentralen Platz das Opfer dabei einnahm. Eine Überlieferung berichtet, dass Muhammad die Juden nach der Bedeutung dieses Festes befragt. ”Es ist eine Erinnerung an die Befreiung Israels aus den Händen der Ägypter unter Mose” war die, leider falsche, Antwort.
”Wir haben ein größeres Anrecht auf Moses als sie”, erklärte Muhammad und brachte selbst ein Opfer dar (at-Tabari i.1281).
Im darauf folgenden Jahr verschlechterte sich die anfangs freundschaftliche Beziehung zwischen Muslimen und Juden. Die Kibla, die Richtung in welche die Gebete gerichtet werden mussten, wurde daraufhin von Muhammad geändert. Das Gebet wurde zuerst nach Jerusalem gerichtet, nun nach Mekka. Muhammad und seine Gefährten nahmen dann später auch nicht mehr am Yom Kippur Fest (Großer Versöhnungstag) teil. Statt dessen initiierte er das Idu’l-adha. Er tötete, noch (nach den Anweisungen in 3. Mose 16) zwei junge Ziegen als Opfer, eine für sich und seine Familie, die andere für seine Gefährten (at-Tabari i.1362).
Nun hatten auch die heidnischen Araber seit undenklichen Zeiten die jährlich stattfindende Hadsch in Mekka gefeiert. Auch dort wurde das Opfern von Tieren als ein Teil ihres Zeremoniells praktiziert. Idu’l-Adha, die Verquickung des Yom Kippur mit diesen und anderen heidnischen Riten anlässlich der Hadsch, ist unverständlich, es sei denn, man wertet es als einen Versuch Muhammad’s, den Heiden von Mekka den Islam schmackhafter zu machen.
Obgleich der Koran keinen Namen nennt, wird allgemein von Muslimen angenommen, dass dieses Fest zum Gedenken an Abrahams Opfer seines Sohnes (nach islamischer Interpretation Ismael) auf dem Berg Mina in der Nähe Mekkas gefeiert wird.
Eine inhaltliche Deutung eines Opfers gibt der Islam nicht, es sei denn man entnimmt ihn dem arabischen Wort dafür. ’Kurban’ bedeutet soviel wie ‘sich nähern’. Die offenen Fragen sind, wem man sich nähern soll oder kann, wie man sich nähern darf und warum man sich überhaupt nähern sollte. Diese werden von muslimischen Theologen nicht gegeben. Und doch kann der aufmerksame Leser im Koran eine Deutung finden: ”Wir erlösten ihn (oder setzten ihn frei) durch ein anderes edles Opfer”, heisst es in Sure 37:108.
Wovon ist Abraham’s Sohn, von dem hier die Rede ist, erlöst oder befreit worden? Vom Tode! Weil Gott eingegriffen und stellvertretend ein Opfertier ersehen hatte, das an dessen Stelle geopfert wurde. Darum ist für einen Muslim das Schlachten des Kurban wenig mehr als ein Ritus, der die Erinnerung an Abrahams Opfer wach halten soll.
Welcher Schrift können wir trauen?
Die brennende Frage, die nun im Raum steht, ist, welcher der beiden Schriften wir Glauben schenken können und müssen.
Muslimische Theologen mögen argumentieren, dass der koranische Text nazil, d. h. vom Himmel gekommen ist. Gott weiß um die Sachverhalte, und wenn er ein Wort offenbart, das im Gegensatz zur Bibel steht, dann kann das nur bedeuten, dass der Inhalt der Bibel, weil er verfälscht worden war, durch eine erneute Offenbarung ersetzt werden musste.
Natürlich weiß Gott alles, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Darum offenbarte er allein in der Bibel viele Ereignisse, die damals noch weit in der Zukunft lagen. Wenn diese sich dann im Laufe der Jahrhunderte erfüllen würden, so sagte Gott, dann wird man den Wahrheitsgehalt der Quelle bestätigt sehen können.
Der offensichtliche Grund dafür war, dass jeder ehrliche Sucher anhand erfüllter Prophetie zu der festen Überzeugung gelangen kann, dass es sich hier um Gottes Wort handeln muss, da ein Mensch von sich aus nun einmal nicht in die Zukunft sehen kann. Das gibt der Bibel, wie wir noch sehen werden, eine einmalige Bestätigung ihrer göttlichen Herkunft. Allein schon darum können wir ihr voll vertrauen. Dazu ist es natürlich auch sinnvoll anzunehmen, dass man im Falle von sich widersprechenden historischen Berichten, den als zuverlässig anerkennt, der dem geschilderten Ereignis zeitlich am nächsten ist, und das ist ganz ohne Zweifel die Bibel.
Begründung für die Wahrheit des Kreuzigungsberichtes
Es gibt wohl kaum ein geschichtliches Ereignis, das besser dokumentiert ist, als die Kreuzigung Jesu und sein Tod.
Wir möchten die Gründe für diese Annahme darlegen.
DAS LEBEN JESU UND SEIN GEWALTSAMER TOD WAREN IM ALTEN TESTAMENT VORHERGESAGT
Die prophetischen Vorhersagen, die auf das Leben Jesu deuten, sind ein Argument, dass man einfach nicht übersehen kann, wenn man ein aufrichtiges Herz hat. Diese wurden von verschiedenen Propheten zu verschiedenen Zeiten (1400-400 vor Chr.) gegeben. Die Zeit von Jsu Kommen wurde von Daniel etwa 520 vor Chr. vorhergesagt (9:24ff):
“70 (Jahr)wochen (Jahrwochen, d. h. 70 x 7 = 490 Jahre) sind über dein Volk (Daniels Volk = Juden) und über deine heilige Stadt (Jerusalem) bestimmt, um den Frevel zum Abschluß zu bringen und das Maß der Sünde voll zu machen, um die Verschuldung zu sühnen und ewige Gerechtigkeit herbeizuführen und das Gesicht und den Propheten zu bestätigen (d. h. es folgen danach keine biblischen Propheten mehr) und ein Hochheiliges zu salben (salben bedeutet erhöhen, krönen, weihen). Wisse also und verstehe: vom Ausgang des Wortes in betreff der Wiederherstellung und Neugründung Jerusalems (welches damals zerstört war und dessen Einwohner Gefangene in Babylon waren) bis zu [einem] Gesalbten (= Messias), [einem] Herrscher, sind sieben Jahrwochen, und innerhalb von 62 Jahrwochen (434 Jahre) wird es wiederhergestellt und neuerbaut sein mit Marktplätzen und Gräben, allerdings in drangsalsreichen Zeiten“ (Dan 9: 24-25).
Jerusalem wurde in 49 Jahren wiederaufgebaut, nachdem Nehemia von Artaxerxes (465-425 v. Chr.) den königlichen Befehl empfangen hatte, den er im 20. Jahr seiner Regierungszeit, d.h. im Jahre 445 v. Chr., gab (Neh 2:1.und 8b). Das Buch Nehemia berichtet, dass Jerusalem wirklich in notvoller Zeit aufgebaut wurde, denn viele Feinde versuchten, dies zu verhindern. Die verbleibenden 434 Jahre bringen uns zum Jahr 38 n. Chr. Dieser Zeitpunkt liegt zwar acht Jahre nach Jesu triumphalen Einzug in Jerusalem, seinem Tod und seiner Auferstehung, doch müssen wir bedenken, dass:
- Historische Daten aus dieser Zeit nicht so genau nachprüfbar sind, wie in der neueren Geschichte. Es gab damals offensichtlich noch keinen allgemein anerkannten Kalender, und die Jahre waren von unterschiedlicher Länge (Israel hatte ein Mondjahr von 354 Tagen).
- Das beschriebene Ereignis passt auf kein anderes Geschehen in der Geschichte. Darum müssen wir schließen, dass die Zeitdifferenz an mangelnder Genauigkeit in der Geschichtsschreibung liegt, und nicht an der Bibel.
“Und nach den 62 Jahrwochen wird Messias ums Leben gebracht werden ohne Richterspruch; und die Stadt samt dem Heiligtum wird vom Kriegsvolk eines Herrschers zerstört, der heranzieht, dessen Ende aber (wie) durch eine Sturmflut eintritt; und bis zum Ende wird Krieg stattfinden, festbeschlossene Verwüstungen.“ (Dan 9:26).
Der ‘Fürst‘ ist zweifellos Titus, der römische Feldherr und Sohn des Kaisers Hadrian, der nach dem Tod des Messias kam und Jerusalem zerstörte. Gegen seine Absicht wurde im Jahre 70 n. Chr. auch der Tempel in Schutt und Asche gelegt. Danach kam ‘die Verwüstung‘, die bis in unser Jahrhundert anhielt.
Ebenso wurde der Geburtsort Jesu (etwa um 750 vor Chr.) vorhergesagt:
“Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“ (Micha 5:1).
Viele andere Ereignisse in Jesu Leben, bis hin zu seinem Verrat durch Judas für 30 Silberstücke (Ps. 41:9, Sach. 11:12-13) und seiner Folter bis hin zum Tod (Jesaja 50:6, 52:13-53:12, Psalm 22:1, 6-18) wie auch seine Auferstehung, wurden vorhergesagt (Ps. 16:10).
Allein im Evangelium nach Matthäus finden wir 22 Hinweise auf prophetische Aussagen, die im Leben Jesu in Erfüllung gingen. Explizit sind besonders die Vorhersagen, die seinen Opfertod betreffen:
“Jedoch unsere Krankheiten waren es, die er getragen hat, und unsere Schmerzen hatte er sich aufgeladen, während wir ihn für einen Gestraften, von Gott Geschlagenen und Gemarterten hielten. Und doch war er verwundet (hebr.‘chalal‘, durchbohrt) um unserer Übertretungen willen und zerschlagen infolge unserer Verschuldungen: Die Strafe war auf ihn gelegt zu unserem Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung zuteil geworden. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe; ein jeder wandte sich seinem eigenen Wege zu; der Herr aber hat unser aller Schuld auf ihn fallen lassen. Aus der Drangsal und dem Gericht ist er hinweggenommen worden, doch wer unter seinen Zeitgenossen bedachte es, daß er vom Lande der Lebenden abgeschnitten war? Wegen der Verschuldung meines Volkes hat die Strafe ihn getroffen.
... Und man wies ihm sein Grab bei Frevlern an und bei Missetätern seine Gruft ... während er doch die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter fürbittend eingetreten ist (Jes 53:4ff).
“... in den Staub des Todes hast du mich gelegt ... sie haben mir Hände und Füße durchbohrt ... sie aber blicken mich an und weiden sich an dem Anblick ... sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand“ (Ps 22:16-19).
Wer kann wohl, nach diesen von Gott gegebenen Prophetien, daran zweifeln, dass Jesus sie wirklich in sich erfüllt hat, was auch die Geschichtsschreiber bestätigen?
GESCHICHTSSCHREIBUNG BESTÄTIGT DIE KREUZIGUNG
Die säkulären Geschichtsschreiber, durchweg keine Christen, etliche dem christlichen Glauben gegenüber ausgesprochen feindlich gesinnt, bestätigen nicht nur, dass Jesus unter Pontius Pilatus gekreuzigt wurde, sondern auch, dass die Christen dieser Zeit unter ungeheurer Verfolgung litten.
Wir alle wissen, dass alte historische Annalen und Berichte sich im wesentlichen mit zeitgenössischen Herrschern, deren Kriegen und Ruhmestaten befassen. Folglich kann kaum erwartet werden, dass Geschehnisse in solch entfernten, abgelegenen Gegenden wie Galiläa oder Judäa erwähnenswert erschienen. Und wenn sie es doch waren, dann ging es eben um Kriegsereignisse und Eroberungen in diesen Gebieten. Trotzdem gibt es Bezugnahmen auf biblische Geschehnisse.
Der römische Geschichtsschreiber Plinius (112 n. Chr.) wurde vom Kaiser Trajan als Statthalter in die Provinz Bithynien in Kleinasien geschickt (Apg 16,7). Er schrieb mehrere Briefe an den Kaiser. In einem von ihnen setzte er sich mit den Christen auseinander. Er berichtete, er stieße überall in der Provinz, in Dörfern und ländlichen Gegenden, auf Christen. Ihre schnelle Ausbreitung war zu einem großen sozialen Problem geworden. Die heidnischen Tempel mussten mangels Besuchern geschlossen werden. Ihre kultischen Feste wurden nicht mehr gefeiert, und man benötigte kaum noch Opfertiere. Verbote dieses rapide um sich greifenden christlichen Glaubens sowie religiöse oder wirtschaftliche Sanktionen konnten die Situation nicht kontrollieren. Plinius war beflissen festzustellen, dass dies von nun an unter seiner fähigen Aufsicht anders werden würde. Diejenigen, die an ihrem christlichen Glauben festhielten, sollten hingerichtet werden. Offensichtlich waren diese Menschen für ihn unverbesserliche Verbrecher und verdienten den Tod. Er musste jedoch zugeben, dass er über die Art der Verbrechen, die sie begingen, äußerst erstaunt war. Die, welche unter Zwang ihrem Glauben abschworen, ließen ihn wissen, dass Christen in ihren Versammlungen keine Gräueltaten begingen. Ihre einzige Schuld bestand darin, dass sie sich weigerten, den Verordnungen des Kaisers und der Götter Gehorsam zu zeigen. Aber an gewissen Tagen versammelten sie sich (an Sonntagen) schon vor Sonnenaufgang und sangen von Christus als ihrem Gott. Sie leisteten einen Eid (bei ihrer Taufe), keine Verbrechen zu begehen. Ihr Leben sei vorbildlich. Es gäbe unter ihnen keinen Betrug, keinen Ehebruch, keinen Diebstahl und nichts Unehrenhaftes.
Bei ihren gemeinsamen Mahlzeiten würden sie gewöhnliches Essen und keine geschlachteten Kinder verzehren (Christen wurden oft des Kannibalismus angeklagt, da sie am ‘Leib Christi‘ teilhatten). (Zitate frei übersetzt nach Michael Green‘s ‘Runaway World‘)
Cornelius Tacitus, ein Zeitgenosse von Plinius, war der bekannteste Geschichtsschreiber des römischen Reiches. Er berichtet, wie die Christen von der Bevölkerung wegen ihrer ‘Verbrechen‘ gehasst wurden (wegen der geschwisterlichen Liebe unter den Christen wurden sie von den Heiden oft verdächtigt, unmoralisch zu leben und Kannibalen zu sein). Sie wurden zum Sündenbock gestempelt und für den großen Brand von Rom verantwortlich gemacht und ‘bestraft‘, den Nero 64 n. Chr. verursacht hatte.
“Der Name Christen“, so schreibt er, “ist abgeleitet von Christus, der unter der Herrschaft des Prokurators Pilatus hingerichtet wurde. Der verderbliche Aberglaube, der eine Zeit lang unterdrückt worden war, flammte erneut auf und weitete sich nicht nur in Judäa aus, von wo das Übel seinen Anfang genommen hatte, sondern auch in Rom selbst, wo alles Schlechte zusammenkommt und gefeiert wird.“
Es ist ganz offensichtlich, dass Tacitus keine großen Sympathien für das Christentum hegte, schon weil viele Christen zur sozial niedrigeren Klassen gehörten. Aus diesem Grund ist sein historisches Zeugnis von um so größerem Gewicht.
Der Geschichtsschreiber Thallus schrieb ungefähr um das Jahr 52 n. Chr. in Rom. Seine Werke gingen verloren. Aber ein Fragment davon ist erhalten geblieben und wurde in einem Buch von Julius Afrikanus im 2. Jahrhundert wiedergegeben. Er schreibt über die Finsternis, die zur Zeit der Kreuzigung das Land bedeckte (Mk 15,33) und sagt dazu:
“Thallus erklärt im dritten Band seiner Geschichte, die Dunkelheit sei eine Sonnenfinsternis gewesen, was mir ungerechtfertigt erscheint.“
Wir müssen den Einwand respektieren, der von Julius Afrikanus gemacht wurde. Bei Vollmond - und beim Passahfest, an dem Christus starb, herrschte Vollmond - kann es keine totale Sonnenfinsternis geben. Das besonders Bemerkenswerte an seinem Zitat ist jedoch, dass es zeigt, wie in der Mitte des 1. Jahrhunderts der Tod Christi und seine Begleiterscheinungen sogar in Rom zur Sprache kamen. Die beim Tode Jesu eingetretene Finstenis war so bekannt, dass ein nichtchristlicher Historiker sie für erwähnenswert hielt.
Geschichtsschreiber müssen in den 50er Jahren des 1. Jahrhunderts (ungefähr 20 Jahre nach der Kreuzigung) nicht nur über die Kreuzigung Jesu unterrichtet gewesen sein, sie wussten auch um die Auferstehung, wenn wir die Bedeutung des folgenden Materials richtig beurteilen. Aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius Cäsar (41 bis 54 n. Chr.) stammt eine Eintragung, in der der Kaiser seinen Unwillen über Berichte zum Ausdruck bringt, die über die Entfernung von Toten aus dem Grabe berichten. Er warnt, dass Wiederholungen dieser Art mit dem Tode bestraft würden. Und wo fand man diese Eintragung? Ausgerechnet in Nazareth.
Josephus war einer der Generäle, die an dem Aufstand der Juden gegen Rom teilhatten. Im Jahre 70 n. Chr. (das Jahr des Falls und der Zerstörung Jerusalems) wurde er als Gefangener nach Rom geführt, wo er später der Chronist der Juden am Kaiserhof wurde. Dort versuchte er, das Ansehen des Judentums in der römischen Gesellschaft im allgemeinen, und am kaiserlichen Hof im besonderen, zu korrigieren. Er schrieb sein Werk ‘De BeIlo Judaico‘ (‘Über den jüdischen Krieg‘ 75-79 n. Chr.) und seine ‘Antiquitates Judaicae‘ (‘Jüdische Geschichte‘ 93 n. Chr.), um die römische Öffentlichkeit in ansprechender Weise über die Religion seiner Väter zu unterrichten. Darin begegnen uns viele Personen, die uns aus dem Neuen Testament wohlbekannt sind: Pilatus, Hannas, Kaiphas, Herodes, Cyrenius, Felix, Festus und andere. Er schreibt auch von Johannes dem Täufer, von seinen Predigten, seiner Taufe und seiner Hinrichtung. Auch Jakobus, der Bruder Jesu, wird positiv erwähnt. Von größter Bedeutung jedoch ist sein Bericht über Jesus selbst:
“Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt als Mensch bezeichnen darf; denn er tat wunderbare Werke. Er war ein Lehrer solcher Menschen, die die Wahrheit mit Freuden aufnehmen. Er gewann viele Juden und viele Heiden für sich. Er war der Messias. Und als Pilatus, auf Anraten unserer Führungspersonen, ihn zum Kreuzestod verurteilt hatte, wurde er nicht von denen verlassen, die ihn von Anfang an liebten; denn er erschien ihnen lebendig am dritten Tag, wie die göttlichen Propheten dies und 10000 andere wunderbare Tatsachen über ihn vorausgesagt hatten. Und der Stamm der Christen, die nach ihm genannt werden, ist bis auf den heutigen Tag nicht ausgelöscht worden“ (‘Antiquitates Judaicae‘, Bd. 18, 111, 3).
DAS ZEUGNIS DER STERNE
Wenn wir zur Weihnachtszeit ein Planetarium besuchen, können wir Zeugen eines faszinierenden historischen Ereignisses werden. Ein Planetarium darf natürlich nicht mit einem Observatorium verwechselt werden, in dem man durch ein Teleskop Sterne beobachten kann. Ein Planetarium ist ein mit einer Kuppel versehenes Auditorium mit Sitzreihen, die auf die Mitte ausgerichtet sind. Dort steht ein kompliziertes, computergesteuertes optisches Gerät, das gebündelte Lichtstrahlen an die schwarze Kuppel wirft, die wie wirkliche Sterne am Nachthimmel erscheinen. Jede mögliche Konstellation der Planeten und Sterne kann mit diesem Gerät rekonstruiert werden, wie sie zu irgendeiner bestimmten Zeit von irgendeinem bestimmten Ort auf der Erde gesehen werden konnte. Zur Weihnachtszeit wird des öfteren ein Blick in den Nachthimmel über Bethlehem zur Zeit der Geburt Christi angeboten.
Der vortragende Astronom wird dann darauf hinweisen, wie die Planeten Jupiter und Saturn, beides auffällig helle Lichtpunkte am Himmel, sich aufeinander zu bewegen, bis sie wie ein leuchtender Stern aussehen. Diese Konstellation geschah dreimal innerhalb einer kurzen Zeitspanne, und zwar im Jahre 6 v.Chr.
Ob wir die Geschichte im Evangeliun nach Matthäus kennen, in der von den ‘Weisen aus dem Morgenland‘ berichtet wird, die nach Israel kamen, weil sie ‘den Stern‘ gesehen hatten?
Jesus wurde nach Matth. 2:1 “in den Tagen des Königs Herodes geboren“. Weniger bekannt ist, dass Herodes im Jahre 4 v. Chr. starb. Unsere Kalendermacher hatten sich also geirrt, als sie den Nullpunkt festlegten.
Zu hinterfragen wäre auch, warum Herodes kurz vor seinem Tode, als er sich von den ‘Weisen‘ hintergangen fühlte, den Mord aller Kinder unter zwei anordnete. Konnte man nicht ein neugeborenes Kind von einem Kleinkind, das schon laufen und reden konnte, unterscheiden? Natürlich konnte man das. Aber es wird sicher allerhand an Zeit genommen haben, bis die ‘Weisen‘ die von ihnen beobachtete Konstellation interpretiert und die Vorbereitungen getroffen hatten, bis sie auf die damals auch sehr langwierige Reise gingen und endlich auch am Ziel ankamen. Somit können wir zu Recht annehmen, wie es die Geschichtsschreiber tun, dass Christus weder im Jahre 0 noch im Dezember geboren wurde, sondern eher im Jahre 6 vor unserer Zeitrechnung.
Warum wird das nun aller erwähnt? Weil wir daraus schliessen können, dass sich die erste oben erwähnte Konjunktion zur Zeit der Geburt Christi ereignete. Johannes Kepler, einer der großen Bahnbrecher unter den Astronomen, rekonstruierte im Jahre 1604 diese Konstellation auf Papier und errechnete, dass sie 6 v. Chr. stattgefunden haben müsse. Er machte sich an die Arbeit, um Einzelheiten für die besagte Konstellation zu erarbeiten, nachdem er davon gelesen hatte, dass der rabbinische Schriftsteller Abarbanel Bezug genommen hatte auf “einen ungewöhnlichen Einfluss“, den jüdische Astrologen eben dieser Konstellation zugeschrieben haben sollen. “Der Messias würde erscheinen, wenn es ein Zusammentreffen von Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische gäbe“ (Werner Keller; ‘Und die Bibel hat doch recht‘).
“1925 entzifferte der deutsche Gelehrte P. Schnabel neubabylonische Keilschriftaufzeichnungen eines berühmten antiken Fachinstituts, der Astrologenschule zu Sippar in Babylonien. Unter endlosen Reihen nüchterner Beobachtungsdaten findet er eine Notiz über den Planetenstand im Sternbild der Fische. Jupiter und Saturn sind sorgfältig über die Dauer von fünf Monaten eingezeichnet. Es ist, umgerechnet auf unsere Zeit, das Jahr 7 vor Christi Geburt ... Nach chaldäischer Auffassung waren die Fische das Zeichen des Westlandes, des Landes am Mittelmeer; nach jüdischer Tradition waren sie das Zeichen Israels, das Zeichen des Messias ... Jupiter galt bei allen Völkern und zu allen Zeiten als Glücks- und Königsstern. Nach altjüdischer Überlieferung sollte Saturn Israel schützen.“ Tacitus setzt ihn mit dem Gott der Juden gleich….“
“Seit Nebukadnezar lebten viele Tausende von Juden in Babylonien. Manche unter ihnen mögen an der Astrologenschule zu Sippar studiert haben. Ein so überaus glanzvolles Zusammentreffen des Jupiter mit dem Israelbeschützer Saturn im Sternbild des ‘Westlandes‘, des Messias, muss die jüdischen Astrologen tief bewegt haben. Denn nach astrologischer Sinngebung deutete es auf das Erscheinen eines mächtigen Königs im Westland, dem Land ihrer Väter, hin. Dies persönlich zu erleben, mit eigenen Augen zu schauen, war der Reisegrund der sternkundigen Weisen aus dem Morgenland“ (ibid).
Wir wissen natürlich nicht, ob der biblische Bericht etwas mit den Beobachtern in Sippar zu tun hat und ob die Weisen aus dem Morgenland die oben erwähnte Konstellation sahen und die jüdische Auffassung darüber kannten. Aber diese Entdeckungen zeigen doch sehr überzeugend, dass enge Zusammenhänge bestehen.
Nach der Stillung des Sturmes staunten die Jünger Jesu und sprachen:
“Wer ist der, dem sogar Wind und Meer gehorchen?“
Sollten wir darauf nicht fragen:
“Wer ist es, von dem die Sterne berichten?“
Das soll uns bitte nicht dazu verleiten, uns mit der modernen Astrologie zu befassen. Die Bibel verurteilt diese Praktiken. Aber Gott sieht suchende Menschen und benutzte selbst diesen Weg, den König der Könige finden zu lassen.
WAS DIE ERSTEN CHRISTEN BEZEUGEN
Jedes der vier Evangelienprotokolle räumt der Kreuzigung grösste Wichtigkeit ein. 15% der Evangelienreportage handelt über die letzte Woche im Leben Jesu. Darüber hinaus gibt es weitere Augenzeugenberichte. Braucht man eine noch bessere Dokumentation?
Muslime denken und argumentieren anders. Es kann sein, sagen sie, dass alles so erschienen sein mag, doch Gott nahm Jesus hinweg, und nur das Trugbild von ihm, und nicht er selbst, wurde in Wirklichkeit ans Kreuz genagelt (Sure 4,158). Viele Muslime sind darüberhinaus der Meinung, dass Judas an Christi Statt gekreuzigt wurde.
Wir verstehen, dass Muslime dem Koran vertrauen wollen. Aber das darf nicht auf Kosten der Realität geschehen.
Zunächst müssen wir feststellen, dass Jesus mehrmals seinen Tod am Kreuz vorhersagte (Matth. 16:21; 17:22-23; 20:18-19; 26:1-2; 27:64). Nach seiner Auferstehung zeigte er den Jüngern die Nägelmale in seinen Händen und Füssen und das vom Speer hervorgerufene Wundmal in seiner Seite. Letztendlich macht er dann die unmissverständliche Aussage:
“Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenb. 1:17-18).
Wir wollen auch die prophetische Vorhersage des Alten Testamentes noch einmal anführen Sie bezeugt unzweideutig, dass am Kreuz Gottes Rettungsplan für die Menschheit zur Vollendung kam.
Dann haben wir die Aufzeichnung (1. Kor. 15:6), dass Jesus nach seiner Auferstehung mehr als 500 Leuten erschienen ist, ein Ereignis, das zu deren Lebzeiten nachgeprüft werden konnte (1. Kor. 15:6).
AUGENZEUGENBERICHTE
Der Apostel Johannes beschreibt (Joh. 20:3-8), wie er mit Petrus zum leeren Grab geeilt war “und sah und glaubte“, was geschehen war. Und dann fuhr er fort:
“Noch viele andere Zeichen und Wunder tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht in dieser Schriftrolle (‘biblios‘) geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Joh. 20:30-31).
In einem Brief schrieb er ähnliche Worte:
“Was wir gehört haben, gesehen haben mit unseren Augen, was wir betrachtet und was unsere Hände betastet haben,… das verkündigen wir auch euch…“ (1. Joh. 1:1-3).
Dann müssen die Jünger Jesu erwähnt werden, die sich aus Furcht vor den Juden hinter verschlossenen Türen versteckt gehalten hatten. Sieben Wochen später traten sie, in krassem Gegensatz dazu, an die Öffentlichkeit, als anlässlich eines grossen jüdischen Feiertags (Fest der Wochen) viele Juden in Jerusalem versammelt waren. Petrus, als ihr Sprecher, stand vor dem ganzen Volk und verkündete:
“Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt, … denn es war unmöglich, dass er vom Tode festgehalten werden konnte…“ (Apg. 2:22-24).
Diese Ansprache wurde vor einer Volksmenge gehalten, von der man hätte erwarten müssen, dass sie die Apostel daraufhin in Stücke reissen würden. Aber das geschah nicht.
Es kam auch keiner und sagte: “Lieber Herr Simon Petrus, wovon reden Sie eigentlich? Wer wurde ans Kreuz geschlagen? Davon wissen wir überhaupt nichts!“ Jeder wusste eben darum.
Aber was geschah, ist echt erstaunlich:
“Als sie das aber hörten, drang es ihnen durch‘s Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: ‘Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?‘“ (Apg. 2:37).
Der Bericht sagt uns dann, dass sich an diesem Tag 3000 Menschen zu Jesus bekehrten.
Natürlich kann man einwenden, dass dies alles christliche Propaganda sei. Man stelle sich aber einmal vor, was diese Rede ausgelöst hätte, wenn dieser Bericht der Apostelgeschichte unwahr gewesen wäre und dann ‘veröffentlicht‘ wurde. Das wäre zu vergleichen mit einer in den mittneunziger Jahren geschrieben Aussage, die behaupten würde, dass die ‘Beatles‘ nie Musik geschrieben hätten.
Etwa 30 Jahre später wurde der wegen seines Glaubens gefangene Paulus von König Agrippa verhört. Paulus verkündigte dem König freimütig das Evangelium von Jesus, dem Messias und dass er leiden musste und als erster auferstanden ist von den Toten. Und dann sagte er den bemerkenswerten Satz: “Der König, zu dem ich frei und offen rede, versteht sich auf diese Dinge, denn ich bin gewiss, dass ihm nichts davon verborgen ist, denn dies ist nicht im Winkel (d.h. in einer dunklen Ecke) geschehen!“ (Apg. 24:23, 26).
Ein paar Jahre danach schrieb der Apostel Petrus seinen letzten Brief aus der Todeszelle, wie es erscheint. Er wurde auch kurz darauf hingerichtet. In diesem Brief wies er auf seine Lage hin. Er spricht von seinem Körper als dem ‘Zelt‘ in dem er wohnt:
“Ich weiss, dass das Ablegen meines Zeltes bald geschieht. … Ich werde aber darauf bedacht sein, dass ihr auch nach meinem Abschied jederzeit imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen. Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, nicht indem wir ausgeklügelten Fabeln folgten, sondern weil wir Augenzeugen seiner herrlichen Grösse gewesen sind.“ (2. Petrus 1:14-16).
Wenn für einen Menschen der Zeitpunkt gekommen ist von dieser Welt zu scheiden, um vor Gottes Angesicht zu treten, werden wesentliche Dinge wesentlich. Dann wird man sich sicher auch davor hüten, bewusste Lügen zu verbreiten. Petrus zeigte sich während seines ganzen Lebens mit Jesus als integer – bis auf seine Verleugnung Jesu am Abend vor dessen Hinrichtung. Darum gibt es wohl kaum ein verlässlicheres Zeugnis, als das von Petrus zu diesem Zeitpunkt.
Aber Petrus geht noch einen Schritt über sein persönliches Zeugnis hinaus. Zwischen seinen Zeilen kann man lesen, dass er sich selbst, als Augenzeuge, nicht allein auf das Erlebte und Gesehene verlassen will, denn er beruft sich zusätzlich auf das ‘prophetische Wort‘, die ‘Weissagung der Schrift‘:
“Wir besitzen das noch festere prophetische Wort … und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet…Niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist“ (2. Petrus 1:19).
Diese Worte beziehen sich zweifelsohne auf die alttestamentliche Prophetie, die in Christus erfüllt wurde.
Aber dann steht noch eine eine andere Frage im Raum. Die islamische Theologie hat ein Dogma, eine Lehre, die als ‘taqdir‘ oder ‘qadar‘ (siehe ‘Christen fragen Muslime‘) bekannt ist, was man vielleicht am besten mit Prädestinationslehre, oder Vorherbestimmung, übersetzen kann. Danach geschieht alles in der Welt allein durch den Willen Allah‘s.
Was hätte wohl das Motiv dafür sein können, wenn Allah allen Augenzeugen die Illusion vermittelt hätte, dass Jesus gekreuzigt worden ist und am Kreuz starb - obwohl er ihn entrückt hatte und jemand anders an seiner Statt starb? Warum würde er das dann falsche Zeugnis des Evangeliums als Gottes Wort erklären? Was für ein Interesse hätte er wohl haben können, Milliarden von Menschen damit zu verführen?
DAS ISLAMISCHE GEGENARGUMENT
Nun muss man natürlich Fragen an die Glaubwürdigkeit des islamischen Gegenarguments stellen, das die Kreuzigung Jesu und seinen Tod als Fälschung zurückweist. Dieses beschränkt sich, wie alles andere im Islam auch, auf das Zeugnis einer einzigen Person, die 600 Jahre nach diesem Geschehnis lebte. Die Behauptung, dass dies eben göttlich offenbart war, müsste in diesem Falle ebenfalls glaubwürdig nachgewiesen werden. Wer seinen Glauben an Gott und seine Wahrheit ernst nimmt, ist hier herausgefordert, ehrlich abzuwägen, was glaubwürdig ist, und was nicht.
WAR JESUS WIRKLICH TOT – ODER NUR OHNMÄCHTIG?
“Daraufhin entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: ‘Meister, wir möchten ein Wunderzeichen von dir sehen.‘ Er aber gab ihnen zur Antwort: ‘Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Riesenfisches gewesen ist, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein‘.“ (Matthäus 12:38-40)
Haben wir, wenn wir die Kreuzigungsgeschichte lesen, schon einmal die Idee gehabt, dass Jesus am Kreuz vielleicht nur ohnmächtig wurde und dann als tot in die Grabtücher gewickelt in die Gruft gelegt wurde? Und dass er dann aufwachte und den riesengrossen mühlsteinartigen Felsen vor dem Eingang (Ausgang kann man wohl nicht sagen) wegrollte, um dem kühlen Gewölbe zu entfliehen?
Muslime scheinen das fest zu glauben. Darum fragen sie zu dem obigen Text gerne, wie Jona wohl in dem Bauch dieses Seeungeheuers war - lebendig oder tot? Dies ist offensichtlich nicht, was der Text sagen will, denn er sagt etwas über eine Zeitspanne aus, nämlich, wie lange Jona im Fisch, zubrachte. Ein Gleichnis oder eine Metapher versucht jeweils einen Punkt zu veranschaulichen. In diesem Fall geht es eben um die Länge der Zeit.
Muslime jedoch folgern aus dem Bericht, dass, da Jona lebendig aufs Land ausgespiehen wurde, er im Bauche des Fisches lebendig gewesen war und ergo auch Jesus nicht tot gewesen sein kann, als er ‘im Innern der Erde‘, also im Grabe, war. Er muss also ohnmächtig bestattet worden sein, und ist dann später wieder zu sich gekommen. Das würde natürlich die ganze Lehre vom Opfertod Jesus‘ für unsere Schuld hinfällig machen. Was ist die Antwort darauf?
Zunächst müssen wir einmal feststellen, dass es einem Muslim schlecht ansteht, zu behaupten, dass Jesus ohnmächtig im Grabe war, wenn der Koran aussagt, dass er überhaupt nicht gekreuzigt, sondern entrückt wurde und folglich auch nicht in ein Grab gelegt werden konnte.
Aber was steht denn nun wirklich in der Geschichte des Jona? Wie war sein Zustand im Fisch? Kann man annehmen, dass Jona diese doch sehr lange Zeit ohne zu atmen gelebt hat? Wir sind überrascht in der genauen Übersetzung von Jona 2:7 zu lesen:
“Zu den Wurzeln der Berge sank ich hinab. Der Erde Riegel waren hinter mir auf ewig [geschlossen]. Da führtest du mein Leben aus [dem Ort der] Verwesung (hebr.Schachath) herauf, HERR, mein Gott!“
Dieser Text braucht nicht erklärt werden und bestätigt die Worte Jona‘s:
“Aus der Tiefe des Scheol schrie ich um Hilfe.“ (2:3).
Scheol ist die Unterwelt, der Ort, wo die Verstorbenen auf die Auferstehung warten und auch der Ort, in dem Jesus war, als sein Körper im Grabe lag (Psalm 16:10). Es lohnt sich sicher einmal darüber nachzudenken.
DREI TAGE UND DREI NÄCHTE IM GRAB?
Schwieriger ist die eigentliche Frage, und auch die wird uns unter Umständen gestellt. Der biblische Bericht ist eindeutig, dass Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde und dass er am Sonntagmorgen vor Sonnenaufgang auferstand.
Wir wollen das noch einmal mit dem Text vergleichen, den wir eben schon gelesen haben:
“…wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Riesenfisches gewesen ist, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein“ (Matth. 12:40).
Das Rechenexempel sieht also so aus: Wenn wir den Freitag, obwohl er beim Tode Jesu schon dreiviertel vorbei war, mitrechnen, und den Sonnabend dazunehmen, macht das zwei Tage aus. Wenn wir dann die Nacht vom Freitag zum Sonnabend und die Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zusammenrechnen, kommen ebenfalls nur zwei Nächte heraus. Man könnte dann daraus schliessen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Kann Gott Fehler machen, wenn er zwei unterschiedliche Aussagen offenbart? Das unterstellen Muslime zwar nicht, wohl aber, dass die Bibel fehlerhaft sei und somit entweder nicht Gottes Wort sein kann oder eben verfälscht wurde.
Zunächst müssen wir die Semantik etwas unter die Lupe nehmen. Im hebräischen Sprachgebrauch drückte man das, was wir heute als einen Tag ansehen, also eine 24 Stunden Einheit, mit ‘yom-layelah‘ aus. Wenn eine Anzahl dazu angegeben wurde, dann waren die Ziffern bei ‘Tagen und Nächten‘ immer identisch (‘drei Tage und drei Nächte‘ oder ‘40 Tage und 40 Nächte‘, usw., und niemals etwa ‘drei Nächte und zwei Tage‘ oder ‘fünf Tage und vier Nächte‘. (Siehe dazu 1 Mose 7:4,12; 2 Mose 24:18; 34:28; 5 Mose 9:9-11,18,25; 10:10; 1 Kön 19:8; 1 Sam 30:12; Hiob 2,13; Jona 1:17; und Mt 4:2).
Für die Juden begann ein Tag nicht um Mitternacht, sondern mit dem Sonnenuntergang, d.h. ungefähr um sechs Uhr abends. Jesus starb um drei Uhr am Freitag. Dieses zählte als ein Tag. Den ganzen Samstag war er ‘im Schoße der Erde‘, das wäre der zweite Tag; und er stand auf von den Toten während des dritten Tages, d.h. bei Sonnenaufgang am Sonntag auf. Das wäre der dritte Tag.
Jesus hatte mehrere Male darauf hingewiesen, dass er am dritten Tag von den Toten auferstehen werde, und das wird auch in Lk 24:21; 1 Kor 15:4 bestätigt. Dass traditionell auch ein Teil eines Tages angerechnet wird, können wir aus anderen Texten ersehen. Im Buch Esther sagt diese zu Mardochai: “... fastet um meinetwillen, und zwar drei Tage lang bei Tag und Nacht, ohne zu essen und zu trinken. Auch ich will mit meinen Dienerinnen ebenso fasten….“. Sie fastete drei Tage, aber am dritten Tag aß sie mit dem König. Das stand mit dem zeitgenössischen Gebrauch der Worte durchaus nicht im Widerspruch. Auch im Buch Tobias (Apokryphen, zirka 200 v. Chr.), heißt es in Kap. 3:12-13: “Auf solche Worte ging sie in eine Kammer oben im Haus und aß und trank nicht drei Tage und drei Nächte und hielt an mit Beten und Weinen und bat Gott, daß er sie von der Schmach erlösen wolle (sie war des Mordes angeklagt). Danach am dritten Tage, da sie ihr Gebet vollendet hatte, lobte sie Gott.“
Wenn wir also die kulturellen Gegebenheiten und den Gebrauch der Sprache berücksichtigen, löst sich auch dieses Problem auf.
Jesus - der Weg zur Versöhnung mit Gott
Der Hauptgrund, warum der Kreuzestod Jesu vom Islam infrage gestellt wird, basiert nicht so sehr auf historischen, sondern dogmatischen Erwägungen.
Die Grundaussage der Bibel im Alten, wie im Neuen Testament, besteht darin, dass jeder Mensch für sein Leben vor Gott verantwortlich ist. Das schliesst sowohl das Handeln, als auch das Denken ein. Es sind unsere Gedanken, die sich in Taten niederschlagen, auch wenn dieses ’unüberlegt’ geschehen sollte. Wenn sich nun ein Mensch gegen Gott vergeht, wird die innere Verbindung mit Gott gestört oder gar zerrissen:
”Eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch... Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden. Sie gehen auf krummen Wegen; wer auf ihnen geht, hat keinen Frieden. Darum ist das Recht ferne von uns, und die Gerechtigkeit kommt nicht zu uns.
Wir suchen das Licht, doch siehe, es ist finster, die Helligkeit, doch siehe, wir wandeln im Dunkeln. Wir tasten an der Wand entlang, wie die Blinden und tappen, wie die, die keine Augen haben…Denn wir sind zu oft von dir abgefallen, und unsere Sünden zeugen gegen uns” (Jes. 55:2-12).
Wenn wir wissen, dass Gottes Heiligkeit, Gott selbst, der Maßstab ist, Recht und Unrecht ist zu messen, sollte uns sehr bald klar werden, dass wir schuldig und Gott entfremdet sind.
Gott allein vermag uns von unserer Schuld reinigen. Und er bietet allen Menschen die Möglichkeit dazu an. Dieses Angebot zur Versöhnung mit ihm beinhaltet, dass die Strafe für unsere Schuld zwar vollzogen wird, doch nicht an uns. Gott selbst hat in Jesus unsere Strafe getragen:
”Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten…Der HERR warf unser aller Sünden auf ihn…Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den vielen Gerechtigkeit schaffen, denn er trägt ihre Sünden” (Jesaja 53:5-6,11).
In der Zeit des Alten Testamentes wurde von den Juden zwar das symbolische Tieropfer an Stelle des Schuldigen gefordert, und dieses wurde auch hingerichtet, doch es ist Jesus, der diesen im Nachhinein Gültigkeit verliehen hat.
”Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu und hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet. Wir sind nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns…: ’Lasst euch versöhnen mit Gott!’ Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt” (2. Kor. 5:19-21).
Diese Grundsatzaussage der Bibel wird vom Islam völlig zurückgewiesen. Der Grund dafür ist ein falsches Sündenverständnis. Das Gotteswidrige im menschlichen Denken und Handeln wird verharmlost. Unser reaktionäres, eigenmächtiges Handeln gegen Gottes Wesen, das sich in seinen Geboten reflektiert, wird zum ’Fehler’ reduziert und verniedlicht, den man wiedergutmachen kann, indem man ihn durch ’gute Werke’ kompensiert. Man erwartet, dass Gott ’einfach so’, vielleicht mit einer grosszügigen Geste, vergibt. Darum braucht nach dem Islam auch niemand mit Gott versöhnt zu werden, und darum kann man eigentlich auch mit Jesus nichts anfangen, denn der Mensch kann und muss sich durch seine eigenen Leistung den Weg in den Himmel verdienen und dann einfach darauf hoffen, dass Gott gnädig ist.
Vielleicht verstehen wir am besten, wie Gott unter unseren Sünden leidet, wenn uns innewird, das er
”… sah wie gross die Bosheit des Menschen war, und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war …” (1. Mose 6:5-6).
Wenn Eltern darunter leiden, wenn ihre Kinder ’misslingen’, wieviel mehr Gott?!
Der Versöhnungsprozess ist, jedenfalls von Gott her gesehen, sehr ’kostenaufwendig’, denn es gibt offensichtlich keinen billigen Weg. Der Preis war das Leiden und Sterben Jesu. Er bezeugte es mit seinen eigenen Worten:
”Der Menschensohn ist gekommen, daß er … sein Leben gebe zur Erlösung für viele” (Matth. 20:28).
”Das ist mein Blut des Neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden” (Mt 26:28).
”Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe... und ich gebe mein Leben für die Schafe... niemand nimmt es mir, sondern ich gebe es freiwillig hin (Joh 10:11,15,18).
Aber auch andere Schriftstellen bestätigen dies:
”Erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt ... indem wir… auf das Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Christus Jesus warten, der sich selbst für uns dahingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und sich ein reines Volk zum Eigentum zu schaffen, das eifrig auf gute Werke bedacht ist” (Tit 2:11-14).
Sollte man nicht dem Zeugnis der Propheten, die über anderthalb Jahrtausende die gleiche Botschaft brachten und welche durch erfüllte Vorhersagen bestätigt wurde, mehr glauben, als einer Person, die unabhängig und viel später ohne solche Bestätigung das Gegenteil sagte?
Wir müssen uns hier nun endlich einmal bei jedem Muslim, der dies alles liest, dafür entschuldigen, dass wir diese Aussagen, die ihn zweifelsohne innerlich verletzten müssen, so unverblümt aussprechen. Es geschieht mit der Beteuerung, dass es uns tief bekümmert, seine Gefühle verletzen zu müssen, denn das ist wirklich in keiner Weise unsere Absicht. Es liegt uns ebenso fern, uns als Besserwisser darstellen zu wollen. Das würde uns schlecht anstehen. Unser Motiv ist einzig und allein das Anliegen, welches schon ausgesprochen wurde:
’Lasst euch versöhnen mit Gott!’
Führt Gnade zu Verantwortungslosigkeit?
Muslime sind weithin der Ansicht, dass Gnade, das heisst Vergebung ohne Eigenleistung, zu billig ist und den Weg zu einer leichtsinnigen Haltung gegenüber Gottes Gesetz führt, vielleicht nach dem Motto:
“Sollten wir nicht weiterhin in Sünde leben, damit die Gnade noch grösser wird?“ (Röm. 6:1 frei übersetzt).
Wie wir sehen können, ist das Problem der ‘billigen Gnade‘ nicht neu. Es wurde schon im Neuen Testament aufgegriffen.
Islamische Bücher weisen gerne auf ‘die total ausufernde Unmoral und den sittlichen Verfall hin, in dem sich die christlichen Kontinente Amerika und Europa wälzen‘ (‘The Bible: Word of God or Word of Man?‘ von A.K.S. Joommal). Dieser Verfall wird dem Christentum angelastet, und spezifisch der biblischen Lehre der Errettung allein durch die Gnade Gottes mittels des Glaubens, dem Kernstück des Evangeliums.
Das Denken, was hier zum Ausdruck kommt, ist, biblisch gesehen, etwas unglücklich, denn es gibt weder einen christlichen Kontinent noch ein christliches Volk. Vor Gott steht jeder Mensch allein. Unglücklicherweise ist durch die Institutionalierung der Kirche allenthalben der falsche Eindruck entstanden, dass alle, die irgendwie Kirchenmitglieder und getauft sind, damit auch Christen seien. Darum werden auch immer wieder falsche Schlüsse gezogen.
Die grundlegende Frage, die wir zunächst beantworten müssen, ist noch einmal, ob ein Mensch Vergebung und damit Errettung von den Konsequenzen der Schuld selber verdienen muss oder als Geschenk von Gott erbitten soll. Die klare und unumstössliche Antwort aus der Schrift ist, dass niemand durch eigene Leistung, das heisst durch Einhaltung des Gesetzes, gerettet wird:
“Nur, wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirlich aus dem Gesetz“ (Gal. 3:21), und nur
“der Mensch, der die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit geübt hat, wird durch sie das Leben haben“ (Röm 10:5, 3. Mose 18:5)
Das Gesetz sagt uns, was recht und was unrecht ist. Wir können nach dem Gesetz, nämlich nach Gottes Maßstab, gerichtet und verurteilt werden. Aber wir bedürfen der Gnade Gottes, um Vergebung und Frieden mit ihm zu erlangen.
Das heisst im Klartext, dass wir wählen müssen, ob wir die angebotene Gnade Gottes gläubig annehmen, oder versuchen durch eigene ‘Gerechtigkeit‘ Zugang zu Gott zu suchen.
“Ihr seid aus der Verbindung mit Christus ausgeschieden, wenn ihr durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollt: Ihr seid dann aus der Gnade herausgefallen…Denn in Christus Jesus hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendwelche Bedeutung, sondern nur der Glaube, der sich durch Liebe betätigt (Gal 5:4-6).
Allen, die sich bemühen durch Einhaltung des Gesetzes gerecht zu werden, und das sind die Juden – und auch Muslime, wird gesagt:
“Ich muß ihnen das Zeugnis ausstellen, daß sie Eifer für Gott haben, aber leider nicht in der rechten Erkenntnis. Denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes verkannt haben und dagegen beflissen sind, ihre eigene Gerechtigkeit einzubringen, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen“ (Röm. 10:2-3).
Wer meint, er könne durch Anstrengung und Leistung göttliche Vollkommenheit erlangen – und die wird von Gott erwartet - hat die gesammte Botschaft des Evangeliums völlig missverstanden.
Nun muss aber auch gesagt werden, dass Umkehr (Bekehrung) vom eigenen Weg zurück zu Gott, eine Sinnesänderung mit sich bringt. Wenn jemand durch Jesus Befreiung von Schuld und Sünde erfahren hat, der wird ihn dafür auch lieben. Darum wird jeder wirklich Gläubige immer bemüht sein, Gott nicht mehr durch falsches Sinnen und Trachten zu betrüben. Wohlbemerkt, nicht um in den Himmel zu kommen, sondern weil Jesus uns den Weg dorthin geöffnet hat. Darum ist die Antwort auf die obige Frage, ob wir nicht weiterhin in Sünde leben sollten, damit die Gnade noch grösser wird, im gleichen Text beantwortet:
“Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind?“ (Röm. 6:2).
Eine Metapher mag das illustrieren. Wer jemand aufrichtig und von Herzen liebt, wird alles tun, um die geliebte Person zu beglücken und umgekehrt alles aus seinem Leben verbannen, was verletzt, traurig oder Kummer macht.
Zugegeben, Gott ist Geist und somit unvorstellbar und abstrakt. Aber seine wahrnehmbare Seite, Jesus, wird, wenn wir uns mit dem Evangelium befassen erkennbar und unendlich liebenswert. Mit ihm, dem Auferstandenen und Lebendigen, hat jeder Gläubige ein persönliches Verhältnis. Somit wird jeder echte Christ die eben zitierten Worte von Herzen nachvollziehen: “Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, für die du doch für uns – für mich! - den Tod erlitten hast?“
Wir werden immer wieder im Neuen Testament daran erinnert:
“Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt, und dass ihr euch nicht selbst gehört? Ihr seid teuer erkauft, darum preist Gott mit eurem Körper!“ (1. Kor. 6:19-20)
“Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes: Bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer dar: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr ein sicheres Urteil darüber gewinnt, welches der Wille Gottes sei, nämlich das Gute und Gott Wohlgefällige und Vollkommene“ (Röm 12:1-2).
Die Bibel kontrastiert ein geistliches Leben mit dem ‘weltlichen‘, und sagt:
“Offenbar sind die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zerwürfnisse, gemeine Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Trunksucht, Schwelgerei und so weiter. Von diesen Sünden habe ich euch schon früher gesagt und wiederhole es jetzt, daß, wer derartiges verübt, das Reich Gottes nicht erben wird. Die Frucht des Geistes dagegen besteht in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Beständigkeit; gegen derartige Geistesfrüchte kann das Gesetz keine Anklage erheben. Die aber Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Gal 5:19-24).
“Den Feigen und Ungläubigen, den Unreinen und Mördern, den Unzüchtigen und Zauberern, den Götzendienern und allen Lügnern soll ihr Teil in dem See werden, der mit Feuer und Schwefel brennt: dies ist der zweite Tod“ (Offb 21:8).
Umkehr zu Gott führt immer aus etwas heraus und in etwas hinein. In der Gnade leben heisst nicht, daß Christen sich nicht mehr an den Geboten Gottes orientieren, wohl aber, dass Christen nicht mehr unter dem Gesetz leben. Sie leben aus der Liebe Gottes. Jesus erklärte es uns:
“Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14:15).
“Wer mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14:23).
Dies bedeutet leider nicht, dass gläubige Christen sündlos leben oder leben könnten. Aber sie hassen sie, und wenn Sünde sie überrascht und sie fallen, suchen sie immer wieder Zuflucht unter die Gnade Gottes!
Der Absolutheitsanspruch Jesu
Jesus ist menschgewordener Gott. Er sagte einmal:
”Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich” (Joh 14,6).
”Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wieder verlasse ich die Welt und gehe zum Vater” (Joh. 16:28).
Jesus, der Messias, nimmt hiermit einen absoluten Sonderplatz ein. Das wird immer wieder in der Schrift bestätigt:
”Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes… denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare…es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Er ist vor allem, und es besteht alles in ihm…denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und er hat durch ihn alles mit sich versöhnt, …indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz… Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart…hat er nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle” (Kol. 2:15-22).
Diese unglaublichen Aussagen stehen im Einklang mit dem Rest der Bibel, doch lösen sie zwangsläufig einen Horror in Muslimen aus, denen solche Aussagen als schiere Gotteslästerung erscheinen müssen. Ihnen steht das tauwied Konzept Allah’s vor Augen: Gott steht für sich allein und hat keinen Partner, eine Aussage, von der natürlich auch jeder Christ ausgeht – nur eben mit dem Unterschied, dass Gott sich dreifältig offenbart.
Wenn wir nun zur dem Absolutheitsanspruch Jesu zurückkommen, …stellen sich gewisse Fragen, die natürlich auch von Muslimen gestellt werden: Warum gab sich Jesus wiederholt als ein Prophet exklusiv für das jüdischen Volk zu erkennen?
”Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt” (Matth. 15:24),
”... denn er ist es, der sein Volk (das Volk der Juden) von ihren Sünden erretten wird” (Matth. 1:21).
”Die Zwölf sandte Jesus aus, nachdem er ihnen folgende Weisungen gegeben hatte: ’Den Weg zu den Heidenvölkern schlagt nicht ein und tretet auch in keine Samariterstadt ein, geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel’” (Matth. 10: 5-6).
Die Aussagen sind recht eindeutig. Warum hielt sich Jesus Christus denn zu den Juden und ging nicht auch nach Athen oder Rom? Wir finden die Antwort in 1. Mose 12:3, wo Gott dem Abraham sagte:
“...durch dich sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.“
Gemeint war natürlich, dass dies durch Abraham‘s Nachkommenschaft geschehen würde.
Die Linie der Nachkommenschaft war auch festgelegt und diese lief über Isaak und Jakob - bis hin zu Jesus. In dem Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen bringt er zum Ausdruck, dass das Heil von den Juden kommt (Joh. 4:22). Achten wir darauf: Es wurde nicht gesagt ‘zu‘ den Juden, obwohl das natürlich auch geschah.
Allein die Juden konnten wissen, wer der ‘Messias‘ sein würde, und was sein Titel beinhaltet. Kein Römer, kein Inder oder Japaner hätte ihn erwartet oder verstehen können, weil er allein in die jüdische Geschichte und in das ihnen offenbarte Wort Gottes, das Alte Testament, eingebettet war. Folglich erwarteten ihn nur die Juden. Der Messias musste auch ein Jude sein (5 Mose 18:15). Er musste sogar seinen Stammbaum nachweisen können, um seine Abstammung vom Hause Juda und vom Hause David nachweisen zu können (1 Mose 49:10 und 2 Sam 7:13). So erwartete jeder Jude den Messias, auch wenn viele ihn bei seiner ersten Ankunft nicht erkannten.
Die Juden waren von Gott dazu ausersehen, ihn unter allen Völkern bekannt zu machen (1. Mose 18:18; 1. Könige 8:60; 1. Chronik 16:23; 2. Chronik 6:33; Psalm 9:11; 18:49; 46:10; 67; 96:1-7; 72:17; 86:9; 99:2-3; 145:12; Jesaja 12:4-5; 45:22; 49:1 und 6; 51:5; 55:5; 56:7-8; 66:18-19 und Jeremia 4:2), was sie leider versäumten zu tun. Von daher ist es verständlich, dass alle Apostel und fast alle ersten Christen Juden waren.
Obwohl Jesus den Jüngern geboten hatte, in alle Welt zu gehen und die gute Nachricht allen Völkern zu bringen (Mt 28:19-20), predigten die Apostel anfangs ausschließlich den Juden, bis Gott zu Petrus auf dem Hausdach in Joppe (Apg 10), zu Paulus auf dem Wege nach Damaskus (Apg 9) und zu Philippus in der Einöde der Wüstenstraße im Gazastreifen (Apg 8) sprach. Die Jünger hatten offenbar zunächst große Schwierigkeiten zu verstehen, dass, aufgrund des anhaltenden Ungehorsams der Juden, der Missionsauftrag nun allen Gläubigen, auch den nichtjüdischen, übertragen werden sollte.
Erst nach den Geschehnissen in Joppe, Damaskus und Gaza waren die Apostel imstande, das in einem neuen Licht zu sehen.
“Nun erfahre ich in Wahrheit, daß Gott nicht die Person ansieht, sondern daß in jedem Volk der, welcher ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt, ihm angenehm ist. Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher Herr ist über alle“, erkannte Petrus (Apg. 10:34-35).
Vielleicht kann uns eine Illustration helfen, die Hintergründe besser zu verstehen.
Ohne ein Bewässerungssystem ist eine Wüste ohne nennenswerte Vegetation. Um sie anbaubar zu machen, kann man einen Staudamm errichten und mit dem gestauten Wasser den Boden berieseln lassen. Das braucht dann aber Rohrleitungen oder Kanäle um das Wasser aus dem Staudamm auf die Felder zu leiten. Jesus sagte einmal von sich, er sei das Wasser des Lebens. Die Schleusentore für das lebenspendende Wasser waren gleichsam die Juden. Die Apostel, die Evangelisten, wurden die ‘Kanäle‘, durch die das Wasser auf die Felder, d.h. in die Welt, fließen fließen sollten:
“Wer an mich glaubt,…von dem werden Ströme lebendigen Wassers fliessen“ (Joh. 7:38), sagte Jesus.
Darum verbrachte er die meiste Zeit seines Erdenlebens damit, die ‘Kanäle‘ vorzubereiten, die das Wasser auf die Felder tragen sollten
Als Jesus sein Werk vollendet hatte, gab er seinen Jüngern den Auftrag, den wir vollenden sollen:
“… gehet hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und wisset wohl: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit“ (Mt 28:18-20).
Dieser Auftrag gilt auch heute noch allen, die Jesus von Herzen nachfolgen, jeder mit seinen Gaben und Mittelnerzen nachfolgen.
Ja, Jesus hat einen absoluten Anspruch auf unser Leben. Er ist in Gott unser Schöpfer und unser Erretter von aller Schuld – oder aber unser Richter am Jüngsten Tag.
Das Evangelium des Barnabas
Es passiert immer wieder, dass Christen von Muslimen gefragt werden, ob sie auch das Evangelium des Barnabas in ihrer Bibel hätten. Das macht Christen natürlich stutzig, denn wer kennt das schon?
Nach islamischer Ansicht ist dieses das Urevangelium, wie Gott es Jesus gegeben hatte. Die vier Evangelienberichte im Neuen Testament seien nur ein ‘Cover-up‘, meint man, eine verfälschte Darstellung des Lebens Jesu. Stimmt das, und was sind die Argumente und Indizien, die dafür sprechen könnten?
Zunächst möchten wir natürlich wissen, was ist dieses ‘Evangelium‘ überhaupt ist. Adam Peerbhai, ein Koranlehrer aus Südafrika, nannte die Entdeckung des ‘Evangeliums des Barnabas‘, in einer Schrift darüber, einen der größten Funde der Menschheitsgeschichte. In beredter Weise behauptet er, dass das Barnabasevangelium die größte aller Wahrheiten sei, und dass es die grösste Tragödie in der Geschichte sei, dass es beinahe 2000 Jahre geheimgehalten wurde. Für Herrn Peerbhai scheint es unbegreiflich, dass dieses Evangelium nicht im Neuen Testament erscheint, obgleich Barnabas einer der Jünger Jesu war (wie er fälschlicherweise annimmt), wo doch weniger wichtige, wie die des Markus, Lukas und Paulus (?) im Neuen Testament ihren Platz finden konnten.
Als ich ihn in einem persönlichen Gespräch einmal fragte, ob er wirklich glaube, dass das Evangelium des Barnabas authentisch sei, wo alle Daten dagegen sprechen, erwiderte er lachend: “Aber es ist doch sicher eine Diskussion wert!“ Wir meinen, dass man so mit Wahrheit nicht umgehen darf, wenn man glaubwürdig sein möchte.
Dieses Pseudoevangelium ist eine offensichtliche Fälschung, was auch jeder halbwegs belesene Muslim wahrgenommen haben müsste. Wir sind erschrocken darüber, dass dieses ‘Evangelium‘ trotzdem immer noch vom Islam als das einzig wahre angepriesen wird. Der Grund für die Propagierung dieses Pseudoevangelium, ist ebenso offensichtlich, wie die Tatsache seiner Fälschung. Es ist ein Evangelium, wie es sich jeder Muslim es sich vorstellt und wünscht, wie wir gleich sehen werden.
Woher kommt dieses ‘Evagelium‘ nun, was ist seine Botschaft, und woher wissen wir, dass es eine Fälschung ist?
Herkunft
Die Geschichte des ‘Evangeliums des Barnabas‘ geht zurück bis 1709, als es in Holland auftauchte. Das neuentdeckte Manuskript war auf italienisch verfasst und mit Fußnoten in schlechtem Arabisch versehen.
George Sale übersetzte den Koran im Jahre 1734 aus dem Arabischen ins Englische. In dem Vorwort dazu erwähnt er ein Manuskript des ‘Evangeliums des Barnabas‘ in Spanisch. Dieses Dokument gibt es nicht mehr, und alles, was wir darüber wissen, sind die Aufzeichnungen von Sales darüber. Vermerkt war, dass eine Kopie des italienisches Manuskripts in der Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoy aufbewahrt sei. Dieses Dokument befindet sich jetzt im Kaiserlichen Archiv in Wien. Sale erwähnt weiter, dass der italienische Text (wahrscheinlich der Originaltext) von einem Mönch, Fra(ter) Marino, aus der päpstlichen Bibliothek gestohlen wurde, als Papst Sixtus V. ein kleines Nickerchen hielt. Nachdem Bruder Marino, das Manuskript gelesen hatte, wurde er Muslim.
Im Jahre 1907 wurde das Barnabasevangelium von Laura und Lonsdale Ragg ins Englische übersetzt und wird seitdem von Muslimen benutzt, um Christen auf dieses ‘wahre Evangelium‘ aufmerksam zu machen.
Inhalt
Das ‘Barnabasevangelium‘ unterscheidet sich völlig von den biblischen Evangelienberichten und entspricht der islamischen Auffassung über Jesus.
Es will auf das Kommen Mohammed‘s, des Retters der Welt (Kap. 96 b und 97 b) hinweisen. Jesus wird die Rolle des Wegbereiters des Messias zugeordnet, und der Messias ist, wie sollte es auch anders sein, Muhammad. Jesus übernimmt also in etwa die Rolle, Johannes des Täufers, der im Barnabasevangelium gar nicht erscheint.
Jesus wird als ein wirklich guter Prophet dargestellt, der zwar von den Juden bedroht, aber eben nicht gekreuzigt und getötet wurde, wie es dem islamischen Konzept entspricht. Mit Hilfe der vier Erzengel (die erst in der Zeit nach Christus als solche bekannt wurden) wurde er aus dem Gärtnerhäuschen des Gartens von Getsemane vor den Juden gerettet, indem er durchs Fenster himmelwärts entrückt wurde. Und da das Gute immer siegen muss, wurde Judas, der Böse, der die Gestalt Jesu angenommen hatte, gekreuzigt.
Das Barnabasevangelium ist ein offensichtlicher Versuch, die Vorzüglichkeit Mohammeds gegenüber Jesus darzustellen.
Geschichtlichkeit
Muslime weisen darauf hin, dass die Existenz eines Barnabasevangeliums in einem Beschluss des Papstes Gelasius (492-495 n. Chr.) nachgewiesen werden kann. In dem besagten Dekret wird von dem Kirchenkonzil ein Barnabasevangelium mit zehn anderen Schriften von Thaddäus, Matthias, Petrus, Jakobus (der Jüngere), Thomas, Bartholomäus und Andreas als nicht authentisch verworfen. Das Datum des Beschlusses, der Gelasius zugeschrieben wird, ist allerdings umstritten. Er könnte auch 100 Jahre früher gefällt worden sein.
Muslime behaupten auch, dass das Dekret von Papst Sixtus 1. (465 n.Chr.) ebenfalls die eben erwähnten Schriften anführt. Er war Papst von 402-417 n. Chr. In diesem Dekret wird jedoch das Barnabasevangelium nicht genannt.
Muslime behaupten auch, dass das ‘Dekret der Westlichen Kirche‘ (im Jahre 382 n. Chr.) das Barnabasevangelium erwähnt. Das bezieht sich ganz offensichtlich auf das Konzil von Rom. Alles, was wir von diesem Konzil wissen, stammt aus dem Dekret des Gelasius, und somit der gleichen Quelle.
Eine Abschrift des ‘Barnabasevangeliums‘, so sagt man uns, wurde in den Armen des Barnabas gefunden, als sein Grab in Zypern 478 n. Chr. entdeckt und geöffnet wurde. Eine Legende will, dass Barnabas dem Bischof von Salamis (Zypern) in einer Vision erschienen sei und gesagt habe: “Du wirst eine Höhle finden und einen Sarg. Dort ist mein Leichnam aufbewahrt und auch das Evangelium, das ich mit meiner eigenen Hand geschrieben habe...“
Leider endet die von Muslimen zitierte Anmerkung mitten im Satz, der im Original fortfährt: “…welches ich vom heiligen Apostel und Evangelisten Matthäus empfing“. Somit hielt er also das Evangelium nach Matthäus in seiner Hand, das er aber eigenhändig kopiert hatte.
Eine Richtigstellung
Wir sind uns bewusst, dass ein Barnabasevangelium im Dekret des Gelasius erwähnt wurde. Es existiert allerdings nicht mehr. Da die frühe Kirche sehr über die Authentizität kanonischer Schriften wachte, müssen wir annehmen, dass die als ‘Evangelien‘ betitelten Bücher, Fälschungen waren und als solche verbrannt wurden. Barnabas genoss zu allen Zeiten ein hohes Ansehen, und man hätte mit Sicherheit eine Schrift von seiner Hand nicht den Flammen preisgegeben.
Wir werden feststellen können, dass das ‘Barnabasevangelium‘ von Fra(ter) Marino eine Fälschung ist, und somit kann es nicht das im Dekret des Gelasius verworfene Barnabasevangelium sein.
Wir finden es beklagenswert, dass die muslimischen Herausgeber des von Laura und Lonsdale Ragg übersetzten Werkes nicht nur versäumten, die Übersetzer zu erwähnen, sonders dieses auch ohne ihre erklärenden Fußnoten veröffentlichten. Darin finden sich nämlich viele Hinweise, die die Originalität des Barnabasevangeliums sehr infrage stellen. Es wird darin u.a. belegt, dass alle neutestamentlichen Schriften schon um das Jahr 200 n.Chr. überall im Umlauf und vor dem Konzil von Rom (382 n. Chr.) allgemein anerkannt waren. Bis zu dieser Zeit und auch danach wurde ein Barnabasevangelium von keinem der Kirchenväter erwähnt, wogegen alle anderen neutestamentlichen Bücher ausführlich mit Namen oder durch Zitate erwähnt wurden.
Historisch ist es unannehmbar, dass eine andere Evangelienerzählung, die existiert hat und echt war, spurlos verloren gegangen sei oder unterschlagen werden konnte.
Der muslimische Anspruch, dass das Barnabasevangelium das Originalevangelium darstellt, ist somit nicht akzeptierbar.
Der Bericht des Fra(ter) Marino über die Entdeckung des Evangeliums von Barnabas in der Bibliothek des Papstes Sixtus V. (1585-1589), ist ebenso unglaubwürdig, wie das ganze ‘Evangelium‘:
“... nachdem er zufällig auf eine Schrift des Irenäus (eines Kirchenvaters) gestoßen war, in der dieser sich gegen Paulus wendet und als Autorität dafür das Barnabasevangelium anführt, wollte er unbedingt dieses Evangelium finden; und Gott schenkte es, dass er mit Papst Sixtus V. sehr vertraut wurde. Eines Tages, als sie in der Bibliothek des Papstes waren, fiel seine Heiligkeit in einen Schlaf; und als er nach einem Buch griff, um zu lesen, hatte er schon das so sehr ersehnte Evangelium in der Hand. Überglücklich ... zögerte er nicht, sein kostbares Gut zu verstecken ... und beim Erwachen des Papstes verabschiedete er sich von ihm und nahm den himmlischen Schatz mit. Als er darin las, trat er zum Islam über.“ (Vorwort des ‘Gospel of Barnabas‘, George Sale, Gent 1801).
Wir stellen fest, dass Irenäus nie das Barnabasevangelium erwähnt und auch nie gegen Paulus gesprochen hat. Er erkannte die Schriften des Paulus als inspiriert an und behauptete, dass unsere vier bekannten Evangelienberichte die einzigen von Gott gegebenen waren (Gairdner, ‘The Gospel of Barnabas‘, S.12). Wenn wir ein vertrauenswürdiges Schriftstück haben, bedarf es keiner Lüge, um seine Echtheit zu ‘beweisen‘.
Eine Untersuchung des Inhalts und der Datierung
Fragen an die Echtheit ergeben sich aus dem Text und Inhalt des Buches selbst. Jedes Schriftstück trägt Zeichen der Zeitepoche, in der es geschrieben wurde. Der Stil, die Sprache und die Thematik eines Buches sagen etwas darüber aus (Gairdner, S.9).
Zunächst müssen wir wissen, dass alle Zitate des Alten und Neuen Testamentes innerhalb des Barnabasevangeliums der Vulgataübersetzung genommen sind, die etwa im Jahre 380 n. Chr. fertiggestellt wurde. Diese Tatsache allein schliesst aus, dass das Barnabasevangelium geschrieben wurde, bevor die Vulgata existierte.
“Wenn jemand uns einen Film vorführt, den er angeblich im Jahre 1905 gedreht haben will, könnten wir ihm wohl glauben, wenn das gesammte Umfeld auf dem Film diesem Datum entsprechen würde. Wenn aber plötzlich mitten in der Szene ein Concorde-Flugzeug durch das Bild fliegen würde, ist erbracht, dass dieser Film eine Fälschung ist“ (John Gilchrist).
So ein Anachronismus ist es auch, der die Befürworter des Barnabasevangeliums lügen straft.
- Der Leser des Barnabasevangeliums findet zu seiner Überraschung Nazareth an den Ufern des Sees von Galiläa (Kap. 2), aber es ist in Wirklichkeit meilenweit von diesem See entfernt und von Bergen umgeben.
- Im nächsten Kapitel ist die Rede davon, dass Jesus nach Kapernaum hinaufgeht. Kapernaum ist jedoch direkt am Ufer des Sees gelegen, und der liegt etwa 200m unter dem Meeresspiegel. Man kann nur hinunter gehen nach Kapernaum – es sei denn, man steigt aus dem See empor.
- Dann wird uns gesagt, dass Jesus in ein Schiff stieg (in Nazareth? Siehe Kap. 143) und bald darauf in Jerusalem ankam (Kap. 151). Man fragt sich unwillkürlich, ob seine Jünger das Boot dorthin getragen haben, denn ein Gewässer gibt es zwischen diesen Orten nicht.
- In Kapitel 5 unterläuft dem Schreiber ein verbreiteter Irrtum. Er berichtet von den ‘drei Weisen‘, die aus dem Osten kommen. Das Neue Testament gibt keine Auskunft über die Anzahl, wohl aber über drei Geschenke, die von den Weisen gebracht wurden, nämlich Gold, Myrrhe und Weihrauch. Das führte viel später im Volksglauben zu der Annahme, dass es sich um drei Magier aus dem Morgenland, also dem Osten, gehandelt habe. Aber diese Annahme ist nicht aus dem Neuen Testament abzuleiten. Auch diese Geschichte weist hin auf die erhebliche Zeitdifferenz zwischen den biblischen Evangelien und der Erstellung des Pseudoevangelium des Barnabas.
- In den Kapiteln 91-92 wird uns berichtet, Jesus und seine Jünger hätten die ‘40 Tage‘ gehalten. Der Textzusammenhang macht deutlich, dass sich diese Periode auf die Fastenzeit vor Ostern bezieht. Diese Fastenzeit wurde von den Kirchen ebenfalls zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt eingeführt. In dieser Zeit sollten die Gäubigen über das Leiden Christi nachdenken, was natürlich unmöglich war, solange Jesus noch lebte. Wir wissen, dass die Fastenzeit erst vom 4. Jahrhundert an gehalten wurde. Von Jesus und seinen Jüngern wird behauptet, dass sie zum Fasten auf den Berg Sinai gegangen wären, eine Strecke von 450 km. Im Neuen Testament findet sich kein Bericht, der uns dies auch nur andeutungsweise bestätigen würde.
- Dann wird uns berichtet, dass die Römer in Mizpa drei Armeen versammelt hätten, von denen jede 200 000 Mann zählte (Kap. 91). Das ganze römische Heer bestand zu dieser Zeit aber nur aus 300 000 Mann (Encyclopedia Britannica).
- “Jesus nahte sich dem Priester (dem Hohenpriester) mit Ehrerbietung. Aber dieser wollte sich selber vor Jesus verneigen und ihn anbeten. Doch Jesus rief aus: ‘Hab acht darauf, was du tust, Priester des lebendigen Gottes! Sündige nicht wider unseren Gott!‘“ lesen wir in Kap. 93. Diese Darstellung widerspricht dem Neuen Testament derartig, dass man auf weitere Erklärungen verzichten kann.
- In Kapitel 3 wird die Geburt Christi als schmerzlos bezeichnet. Diese Ansicht wurde in der Kirchengeschichte vor Thomas von Aquin nicht vertreten (er starb 1274), wird jedoch im Koran (Sure 19:24) erwähnt.
- Nach dem Barnabasevangelium wurde Jesus geboren, als Pilatus Statthalter war. Aber dieser war tatsächlich nur in den Jahren 26-27 n. Chr. Statthalter.
- Wir lesen auch, dass Jesus fünfmal am Tag betete und alle Gebetszeiten der Muslime sind erwähnt.
- Maria wurde nicht vor dem 4. Jahrhundert mit dem Namen ‘Jungfrau‘ tituliert, und doch erscheint diese Bezeichnung für sie im Barnabasevangelium.
- Die christliche Überlieferung, dass es sich beim Berg der Verklärung um den Berg Morija handelt, stammt aus dem 3. nachchristliche Jahrhundert, und doch enthält das Barnabasevangelium diese Information.
- Wie wir schon sahen, erwähnt das Barnabasevangelium vier Erzengel. Auch dies ist eine Überlieferung der Kirche, die auf das frühe Mittelalter zurückgeht.
- Das islamische Konzept, dass Gott Propheten ein Buch gab, findet sich im Kapitel 10, wo wir lesen, dass der Engel Gabriel Jesus ein Buch darreichte, als wäre es ein glänzender Spiegel, der in das Herz Jesu drang. Dies stimmt sehr genau mit den Suren 5:50 und 2:98 überein – jedoch gar nicht mit der Bibel.
- In Kapitel 54 erwähnt der italienische Text einen Dinar, der aus 60 Minuti besteht. Diese Goldmünzen wurden nur in Spanien unter dem Kalifen Abdul Malik (685 n.Chr.) benutzt.
- In Kapitel 152 werden wir davon unterrichtet, dass ‘Soldaten aus dem Tempel gerollt wurden, wie man Holzfässer rollt, wenn sie ausgewaschen werden, um sie wieder neu mit Wein zu füllen‘. Holzfässer wurden später in Gallien erfunden und wurden zur Zeit des Neuen Testaments nicht im Osten verwendet. Wein und andere Flüssigkeiten wurden in Tierhäuten aufbewahrt.
- In Kapitel 97 wird Mohammed Messias genannt. Der Koran und auch die Bibel wenden diesen Titel ausschliesslich auf Jesus an. Es ist schon seltsam zu sehen, dass in der Einführung zum ‘Barnabasevangelium‘ Jesus mit Christus bezeichnet wird, und dass Barnabas in Kapitel 42 und 82 leugnet, dass Jesus der Messias sei. Nur ein theologisch ungebildeter Mensch kann solche Feststellungen treffen, weil ‘Christos‘ das griechische Wort für das hebräische ‘Messias‘ ist.
- In dem “wahren Buch des Mose“ steht laut dem ‘Barnabasevangelium‘ geschrieben, dass “Ismael der Vater des Messias und Isaak der Vater des Boten des Messias ist“ (Kap. 191).
- Eva soll im Paradies einen Apfel (Kap. 40 und 41) gegessen haben. Wir wissen, dass die Bibel die Frucht, die Eva gegessen hat, nicht beschreibt. Die Meinung, dass es ein Apfel war, entstand in späterer Zeit
- Im Kapitel 222, dem letzten Kapitel des Barnabasevangeliums , lesen wir:
“Nachdem Jesus aufgebrochen war (nachdem er aus seinem Versteck durch das Fenster eines Hauses im Garten Gethsemane gehoben wurde), zerstreuten sich die Jünger in die verschiedensten Teile Israels und der Welt, und die Wahrheit, die dem Satan verhasst war, wurde, wie es immer ist, durch Falschheit verfolgt. Denn gewisse böse Menschen, die vorgaben, Jünger zu sein, redeten, dass Jesus gestorben sei und nicht auferstanden wäre. Andere predigten, dass er wirklich gestorben, aber wiederauferstanden sei. Andere predigten noch, dass Jesus der Sohn Gottes sei, unter ihnen ist auch Paulus verführt worden.“
Das ‘Barnabasevangelium‘ bemüht sich offensichtlich, die authentischen Evangelien und Paulus zu korrigieren. - Wir müssen vermuten, dass das ‘Barnabasevangelium‘ zur Zeit des italienischen Dichters Dante lebte (1265-1321). Es ist interessant, eine Reihe von Zitaten aus Dantes Werk darin zu entdecken. Das ‘Barnabasevangelium‘ zitiert Jesus, wie er zu Petrus sagt: “Wisse nun, dass es nur eine Hölle gibt, aber sie hat sieben Zentren. Ein Zentrum liegt immer unter dem anderen. So wie die Sünde sieben verschiedene Arten hat, denn Satan hat sieben Tore der Hölle geschaffen, so gibt es auch sieben Strafen darin“ (Kap. 135 a).
Genau das sagt Dante in Gesang V und VI usw. in seinem ‘Inferno‘. Dann sagt ‘Barnabas‘, dass Gott, der die menschliche Vernunft geschaffen hat, sie “zur Hölle und zu unerträglichem Eis und Schnee erschaffen hat“ (Kap. 106, das mit Gesang XVIII und III des ‘Inferno‘ übereinstimmt).
Die Beschreibung der Sünden und wie sie am Ende wie in einem Fluss zu Satan zurückkehren, der ja ihr Ursprung und Quell ist, ist, dieses Mal ein indirektes Zitat aus Dantes Beschreibung der Höllenflüsse. Ähnlich ist es mit den Abschnitten über die Gläubigen, die zur Hölle gehen, nicht um gequält zu werden, sondern um die Ungläubigen in ihrer Pein zu sehen. Sie erinnern an ein gleiches Bild bei Dante. Die Unterscheidung zwischen Herrlichkeitsstufen und dem Fehlen aller Feindschaft und aller Eifersucht im Himmel ist Dantes ‘Paradies‘ entnommen (Gesang III) (Gairdner, S. 19-21).
Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, um zu belegen, dass der Verfasser des ‘Barnabasevangeliums‘ die Schriften Dantes gekannt haben muss. Folglich muss er zur Zeit oder nach Dante gelebt haben. - Dem Kapitel 145 des Barnabasevangeliums entnehmen wir, dass es schon zur Zeit des Elia Pharisäer gab, und zwar 17 000. In der Geschichte treten die Pharisäer erst 700 Jahre später, in der Zeit zwischen 135 und 104 v. Chr., erstmals in Erscheinung.
- In Kapitel 82 werden die ‘Jubeljahre‘ erwähnt, ‘die jetzt alle 100 Jahre stattfinden‘. Das Jubeljahr fand nach dem Alten Testament alle 50 Jahre statt (nach sieben mal sieben Jahren). Der Ursprung dieser Falschinformation geht zurück auf das Jahr 1300 n. Chr. Zu diesem Zeitpunkt bestimmte Papst Bonifazius VIII., dass das Jubeljahr von der Zeit an alle 100 Jahre gefeiert werden sollte. Papst Clemens VI. machte diese Entscheidung des Bonifazius wieder rückgängig und feierte das nächste Jubeljahr schon 1350. Dies war das einzige Mal, dass das Jubeljahr als ein Jahrhundertereignis beabsichtigt war. In der Praxis wurde es aber nie geändert (Gairdner, S.19). Aufgrund dieser Aussage und der Zitate von Dante, der damals sehr populär war, können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass das Barnabasevangelium um diese Zeit entstand.
- Ein anderer Hinweis dafür, dass das Barnabasevangelium im Mittelalter und nicht im Altertum entstand, liegt darin, dass wir in Kap. 99 den Bericht über ein Duell zweier rivalisierender Liebhaber finden. Diese Art von Ritterlichkeit blühte erst in der spätmittelalterlichen Gesellschaft.
- Kapitel 80 des ‘Barnabasevangeliums‘ berichtet über Daniel, dass er von Nebukadnezar gefangengenommen worden sei, als er erst zwei Jahre alt war. Auch diese Darstellung entspricht nicht der Geschichte. Wahr ist, dass Daniel im zweiten Regierungsjahr von Nebukadnezar, dessen bekannten Traum interpretierte.
“Darauf erhob der König den Daniel zu hohen Ehren, gab ihm viele kostbare Geschenke und machte ihn zum Statthalter über die ganze Landschaft Babylon und zum Obervorsteher über alle Weisen Babylons“ (Dan 2: 48).
Wenn wir davon ausgehen, dass Nebukadnezar Daniel im ersten Jahr seiner Regierung gefangengenommen hat (das ist der früheste Zeitpunkt, der für Daniels Gefangennahme angenommen werden kann), und dass, nach ‘Barnabas‘, Daniel zu der Zeit zwei Jahre alt war, müsste er im zweiten Jahr der Regierungszeit des Nebukadnezar erst drei Jahre alt war gewesen sein (Gairdner, S. 26). Daniel wurde tatsächlich 621 v. Chr. geboren und seine Gefangenschaft begannn 605 v. Chr. Also war er 16 Jahre alt, als er in Gefangenschaft geriet. - Kapitel 44 berichtet, dass Ismael, und nicht Isaak, von Abraham auf dem Altar geopfert werden sollte. Das ist wieder eine eindeutig islamische Version.
- Von Gott heißt es in Kapitel 212, er sei “der Gott Abrahams, Ismaels und Isaaks“. Im Alten, wie im Neuen Testament betitelt sich der HERR selbst als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
- Sicherlich finden wir es auch schwer zu akzeptieren, dass (nach Kapitel 192) die Thora von einem Ismaeliten verfasst wurde.
- Am verdächtigsten jedoch ist die Erwähnung des Namens Muhammad im ‘Barnabasevangelium‘ (Kap. 44, 54, 112, 97 und 63 usw), besonders darum, weil die Indizien darauf hinweisen, dass das ganze eine mittelalterliche Fälschung ist.
- Letztlich wird dann noch im Kapitel 39 beschrieben, dass Adam eine leuchtende Schrift am Himmel sah. Der Text war, wie man ahnen kann, die ‘Kalimah‘ bzw. ‘Schah?da‘: “Allah allein ist Gott und Muhammad ist sein Prophet!“
Auswertung
Jedem ehrlich-kritischen Leser muss anhand der vielen Hinweise und Belege bewusst geworden sein, dass das ‘Barnabasevangelium‘ weder apostolisch, noch apokryph sein kann, sondern eine plumpe mittelalterliche Fälschung ist, die versucht, den Koran als der Bibel überlegen darzustellen. Es ist nicht zu leugnen, dass es von einem Muslim verfasst wurde, um Christen von der ‘Wahrheit‘ des Islams zu überzeugen. Anstatt den Islam zu propagieren, wird die biblische Botschaft verfälscht – gerade das, was man den Christen vorwirft! – und der Name des Barnabas wird benutzt, um die Fälschung glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Wir sind bestürzt darüber, dass ernsthafte Muslime ein Buch propagieren können, das eine so offensichtliche Fälschung ist. Wer zu so unredlichen Methoden greift, darf nicht damit rechnen, ernst genommen zu werden oder gar glaubhaft zu erscheinen.
Die Bibel lehrt uns:
“Habt auch nichts zu tun mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, legt vielmehr mißbilligend Zeugnis gegen sie ab“ (Eph 5:11).
“Wir haben uns von aller schändlichen Heimlichtuerei losgesagt; denn wir gehen nicht mit Arglist um, verfälschen auch das Wort Gottes nicht, empfehlen uns vielmehr durch die offene Verkündigung der Wahrheit jedem Gewissensurteil der Menschen vor den Augen Gottes“ (2 Kor 4:2).