Muhammad und seine Botschaft
“….und Muhammad ist sein Prophet” ist neben dem dazugehörigen ersten Teil des Satzes “Allah allein ist Gott…” wohl die meistgebrauchte religiöse Formel auf dieser Erde. In jedem Gebetsruf der erschallt, in jedem Gebet eines Muslims ist sie enthalten. Nach dem islamischen Glauben ist Muhammad der letzte Prophet, das Siegel allen Prophetentums. Er brachte die universale und universelle, letzte Botschaft von Gott, der sich die gesammte Menschheit zu unterwerfen hat.
Wer war dieser Muhammad, und welches göttliche Zeugnis kann er vorweisen, dass wir ihm glauben sollten?
Arabien vor der Zeit Muhammads
Im Jahre 570 n.Chr. wurde er in Mekka von Amina geboren. In dem Arabien dieser Zeit gab es eine Vielfalt von Religion. Da die Muslime während der Frühzeit des Islam fast alle vorislamischen Schriften vernichtet haben, ist es schwer, diese Situation zu rekonstruieren. Es gibt folglich kontroverse Thesen darüber. Die meisten Araber folgten einem animistischen Volksglauben, in dem Sonne, Mond und andere Himmelskörper verehrt wurden. Sie hatten auch Stammesgottheiten, von denen man annahm, dass sie in bestimmten Steinen wohnten und denen in einer Kaába (wörtlich ‘Würfel’) ihre Kultstätten erstellt waren. Allah, war eine Art von ‘Obergott’, wenn man das mal so sagen darf, vielleicht Wotan, Jupiter oder Zeus vergleichbar. Wenn auch den Gottheiten mehr praktische Hinwendung zuteil wurde, rief man in Zeiten der Not Allah, den Schöpfergott an (Wellhausen: ‘Reste Arabischen Heidenthums’ 1887). Aber es lebten und wirkten auch orthodoxe, koptische und nestorianische Christen in Arabien, und somit auch in Mekka. Ebenso wohnte in Arabien auch eine Reihe von jüdischen Sippen in Diasporagemeinden. Sie lebten nach der jüdischen Überlieferung, allerdings eher vom Talmud, als von der Torah bestimmt. Es gibt aber auch eine begründete Annahme (G. Lüling), nach der die ka’aba in Mekka eine christliche Kirche gewesen sei.
Kindheit und Jugend Muhammads
Muhammad gehörte zum Stamm der Kuraisch, dessen Oberhaupt sein Grossvater gewesen sein soll. Der Vater Muhammad’s verstarb auf einer Karawanenreise vor der Geburt seines Sohnes, und seine Mutter Amina starb, als ihr Sohn sechs Jahre alt war. Nach deren Tod wurde Muhammad von seinem Grossvater Abdul Muttalib bis zu dessen Tod betreut, wonach Muhammad’s Onkel Abu Talib ihn aufnahm. Abgesehen von Legenden, weiss man wenig über Muhammad’s Leben bis zu seiner Heirat mit Chadidjah, einer wohlhabenden Witwe mit einem Handelsunternehmen, deren Angestellter er war. Obwohl nach den meisten Traditionen Chadidjah 15 Jahre älter war als ihr Mann, müssen die beiden wohl eine zufriedenstellende Ehe geführt haben. Sie hatten sechs Kinder, zwei Jungen, die sehr früh starben, und vier Töchter, von denen ihn allerdings nur eine, Fatima, überlebte.
Das grosse religiöse Erlebnis Muhammads
Als Muhammad 40 Jahre alt war und sich religiösen Exerzitien in einer einsamen Höhle am Berg Hira unweit von Mekka unterzog, hatte er ein geistliches Erlebnis, die sein Leben drastisch veränderte. Im Traum erschien ihm eine Gestalt, die er später als den Engel Gabriel bezeichnete. Der gab ihm die erste Offenbarung, die nun im Koran zu finden ist: “Lies (oder ‘zitiere’, oder auch ‘wiederhole’) im Namen deines Herrn, der alles geschaffen hat und der den Menschen aus geronnenem Blut erschuf. Lies (ibid), bei deinem Herrn, dem glorreichsten, der den Gebrauch der Feder lehrte und den Menschen lehrt, was er nicht gewusst hat” (Sura 96:2-6). Muhammad soll diese Art von Offenbarungen über eine Zeitspanne von 23 Jahren, bis zu seinem Tode, erhalten haben. Die spätere Sammlung all der Aussagen bildet den Koran.
Muhammad, der Warner der Araber
Aufgrund dieser Offenbarungen, ermahnte Muhammad die Mekkaner, sich vom Heidentum abzuwenden und Allah, dem alleinigen Gott, zu dienen. Er verstand sich offensichtlich zunächst als ein Warner der Araber (Suren 42:7, 46:12, 43:3). Seine Botschaften betonten besonders das kommende Gericht. Die Mekkaner waren wenig angetan von seiner Botschaft, und Muhammad erntete zunächst viel Spott und Ablehnung. Seine Frau, Chadidjah glaubte ihm jedoch, und auch einige Mekkaner wandten sich dem Islam, seiner neuen Lehre, zu.
Die ‘satanischen Verse’
Wir müssen es Muhammad positiv anrechnen, dass er in den etwa 13 Jahren seines prophetischen Wirkens in Mekka zielstrebig seinen Weg ging. Wir wissen von nur einem Kompromiss. Es muss ihn wohl sehr belastet haben, dass die Mekkaner kaum auf seine Botschaft hörten, und dass eine Gruppe der wenigen Konvertiten nach Äthiopien auswanderte, um dort bei dem christlichen Negus Asyl zu erbitten, was ihnen auch gewährt wurde. Dies geschah wohl, weil man dort von den Muslimen annahm, dass sie einer christlichen Sekte angehörten. Um seine neue Religion bei den Mekkanern akzeptierbarer zu machen, verkündigte Muhammad eine neue ‘Offenbarung’: “Was denkt ihr denn wohl von Al-Lat, Al-Uzza und von Manat, der anderen dritten Göttin? Ihre Fürbitte ist zu erhoffen.” (Sure 53:20). Die drei genannten Gottheiten wurden von den Mekkanern verehrt und waren bis dahin von Muhammad strikt abgelehnt. Nach diesem Zugeständnis wandten sich viele Mekkaner der neuen Religion Muhammad’s zu. Auch der Spott und die persönlichen Bedrohungen hörten auf, sodass die im Exil lebenden Muslime beschlossen zurückzukehren.
Einige Zeit später erklärte Muhammad jedoch, dass der Engel Gabriel bei einer Prüfung oder Durchsicht der Offenbarungen festgestellt hatte, dass dieser Vers von Satan und nicht von Allah inspiriert worden war. Im heutigen Koran finden wir darum die Worte “ihre Fürbitte ist zu erhoffen” nicht mehr. Es handelt sich hier um die sogenannten ‘satanischen Verse’. Weltweit bekannt wurden sie durch das Buch gleichen Titels von Salman Rushdie.
Die Flucht nach Medina
Die erneute Ablehnung der alten arabischen Gottheiten führte nun zu vermehrter Verfolgung, und dies geschah zu einer Zeit, als Muhammad’s Frau Chadidjah und sein Onkel Abu Talib kurz aufeinander starben, was für Muhammad den Verlust seiner Protektoren bedeutete. Darauf folgte seine Flucht nach Yatrib, einer Stadt etwa 350 km nördlich von Mekka, die später in Madinatu’n-Nabi (‘Stadt des Propheten’) umgenannt wurde, und heute einfach Medina heisst. Es war ihm von den Muslimen, die dort lebten, angetragen worden, als Vermittler zwischen den verschiedenen dort ansässigen ethnischen Gruppen zu wirken. Er wurde dann auch de facto der geistliche und weltliche Leiter dieser Stadt. Wir finden hier die Anfänge des islamischen Denkens, dass Islam nicht nur legislativ, sondern auch exekutiv wirksam sein muss, bevor ein Land als islamisch gelten kann. Es muss somit die ganze Erde islamisiert sein, bevor die Welt dem Willen Allah’s unterworfen werden kann. Diese Unterwerfung ist das grosse Ziel des Islam. Die Flucht Muhammad’s, Hedschra genannt, gilt als der offizielle Beginn der islamischen Zeitrechnung und war nach unserer Zeitrechnung 622 nach Christus.
Die Wende im Leben Muhammads
Nun brach eine völlig neue Epoche an. Das Wesen des Propheten des Islam unterzog sich einer merkwürdigen Wandlung. Aus dem bescheidenen, verspotteten, in Monogamie lebenden Mann wurde ein orientalischer Herrscher. Schon zwei Monate nach dem Abscheiden seiner Frau, mit der er durch eine 25jährige Ehe verbunden war, verlobte er sich, mit Sa’uda, einer jungen Witwe. In scheller Folge ehelichte er dann mindestens 11 Frauen und hatte dazu mindestens 2 Nebenfrauen. Muslime legen Wert darauf festzustellen, dass es sich in fast allen Fällen um Witwen handelte, denen Muhammad Zuflucht und Schutz bieten wollte. Das Wort ‘Witwe’ vermittelt natürlich die Vorstellung von Alter. Es ist aber bemerkenswert, dass Muhammad Frauen zu sich nahm, die bei ihren respektiven Hochzeiten mit ihm zwischen 17 und 35 Jahre alt waren. Er selbst war zu der Zeit zwischen 50 und 62 Jahre alt. Seine Lieblingsfrau A’ischa war eine Tochter seines Freundes und späteren Nachfolgers Abu Bakr, die er heiratete, als sie sieben Jahre alt war. Sie war allerdings ‘schon’ neun Jahre alt, als er die Ehe mit ihr wirklich vollzog.
Der Biograph ibn Sa’d berichtet, dass Muhammad’s Genossen sich, offensichtlich in seiner Gegenwart, über seine sexuellen Aktivitäten unterhielten, worauf Muhammad erwiderte: “Mir wurde die sexuelle Potenz von vierzig Männern gegeben”. (‘Kitab- Tabaqat-al-Kabir’ von Ibn Sa’d, Seite 438 engl. Ausgabe). All das bestärkt nicht den Eindruck, dass Muhammad bei seinen Eheschliessungen eben nur die Versorgung von Witwen im Auge hatte.
Eine weitere Veränderung in Muhammad’s Charakter zeigte sich in der Art, wie er mit Macht umging. Als der vormals Machtlose weltliche Macht bekam, nutzte er sie rückhaltslos, um seine Feinde zu unterwerfen oder sogar zu vernichten. Bestehende religiös-ethische Regeln konnte er durchbrechen, um Raubzüge zu unternehmen, damit Mittel für den Lebensunterhalt seiner Krieger sichergestellet werden konnten. Auch vor Attentaten scheute er nicht zurück. Wir wissen um mindestens 27 Meuchelmorde, die er aus persönlicher Rache durchführen liess. Ebenso wird von 27 Schlachten berichtet, bei denen Muhammad der Urheber war und die als ‘Jihaad’, ‘heiliger’ Krieg, gerechtfertigt wurden.
Als Christen betrübt uns natürlich, dass auch durch die Kirche viel Unrecht geschehen ist. Wir brauchen uns nur an die Kreuzzüge und die Inquisation zu erinnern. Dieses Handeln entsprach aber nie dem Geist und der Lehre Jesu.
Muhammad missbrauchte seine Macht sogar, um seinem Adoptivsohn die Ehefrau auszuspannen, in die er sich verliebt hatte. Sein Verhalten wird von Allah im Koran gebilligt und gerechtfertigt (Sure 33:36-38). Ebenso wurden ihm andere persönliche Sonderrechte garantiert, die seine Macht und Privilegien sicherstellten (e.g. Sure 33: 37, 51-52,54,56b,58,).
Die grosse Wende im Leben Muhammads direkt nach der Hedschra mag durch ein Ereignis ausgelöst worden sein: Die vielen biblischen Geschichten im Koran wurden von Muhammad sehr ungenau wiedergeben, weil er selbst nie Zugang zu den Schriften hatte und sie ihm nur vom Hörensagen bekannt waren. Als die Juden in Medina – es wohnten dort mindestens drei sogenannte jüdische Stämme in Diasporagemeinden – Muhammad auf sein falsches Verständnis biblischer Lehren hin ansprachen, musste er sich entscheiden, wie er auf diese Anschuldigung reagieren würde. Er hätte integer handeln und den Inhalt und den Wahrheitsgehalt der jüdischen Schriften prüfen können, um dann seine offensichtlichen Fehler zu korrigieren. Das hätte ihn aber als falschen Propheten blossgestellt. Dazu war er nicht bereit, sondern erklärte die Juden als Schriftverdreher (nach Dr. Peter Cotterell in der Videoserie ‘Battle for the Hearts‘). Er verbannte zwei dieser jüdischen Stämme von Medina und liess alle 600-800 Männer des dritten Stammes wegen angeblichen Verrats köpfen und verteilte die Frauen und Kinder als Sklaven unter die Muslime. Rihana, wie berichtet wird, eine sehr hübsche Frau, deren Mann auch enthauptet worden war, wurde von Muhammad als Nebenfrau zu sich genommen, da sie eine Heirat mit ihm verweigerte.
Muhammad und die Juden und Christen
Anfangs hatte Muhammad wohl damit gerechnet, dass sowohl die Juden als auch die Christen, ihn als Propheten anerkennen würden. Aber schon kurz nach seinem Antritt in Medina machten die Juden es ihm klar, dass sie ihn nicht als Propheten im biblischen Sinne anerkennen könnten. Diese Ablehnung hatte zur Folge, dass sie von nun an zu Muhammad’s verhassten Feinden gehörten. Allerdings erkannte Muhammad nach einigen Jahren auch klar, dass die Christen, die er anfangs sehr hoch schätzte, ihn ebenfalls als Propheten ablehnten. Längere Gespräche mit den Leitern der Christen von Najran vom Süden Arabiens endeten, ohne eine Übereinstimmung erreicht zu haben.
In einer frühen Sure finden wir eine positive Beurteilung der Christen: “Du wirst finden, dass unter allen Menschen die Juden und Götzendiener den Gläubigen (hier: Muslime) am meisten feind sind; du wirst ferner finden, dass den Gläubigen noch die am besten gesinnt sind, welche sagen: ‘Wir sind Christen’. Das kommt daher, weil unter ihnen Priester und Mönche sind (d.h., dass sie gelehrig sind), die der Welt abgesagt haben, und auch weil sie nicht hochmütig sind. Wenn sie hören werden, was dem Gesandten (i.e. Muhammad) offenbart worden ist, so wirst du ihre Augen in Tränen überfliessen sehen wegen der Wahrheit, die sie nun wahrnehmen…” (Sure 5:83-84). Das bewahrheitete sich aber nicht, und darum finden sich später auch härtere Worte: “O Gläubige, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden; denn sie sind nur einer des anderen Freund. Wer von euch sie zu Freunden nimmt, der ist einer von ihnen”. (Sure 5:51). “Die Juden sagen Uzair (Esra?) ist der Sohn Gottes; und die Christen sagen: Christus ist der Sohn Gottes. ….Gottes Fluch sei auf ihnen (wörtl.: Allah bekämpfe sie)!” (Sure 9:30). Obwohl, auch später, ein wesentlicher Unterschied gemacht wurde zwischen Götzendienern (Heiden) und den “Leuten des Buches”, den Juden und Christen, sehen wir doch, dass Muhammad sich abschottete von allen, die ihn nicht als letzte Instanz annehmen konnten.
Muhammad, der Staatsmann und Stratege
In Medina begann Muhammad mit dem Bau seines islamischen Reiches. Er war, ohne Zweifel, ein Führer und Stratege. Die nun schnell wachsende Zahl seiner Anhänger verehrte ihn und glaubte an ihn. Er bewies soziales Handeln, indem er für die Wohlfahrt seiner Leute sorgte, trat für Witwen und Waisen ein und erwies sich auch als ein tapferer Krieger. Aber er forderte Respekt und Unterordnung, besonders durch die Anerkennung seiner Berufung als Gesandter Allah’s. Seine Vollmacht beruhte nun allerdings weitgehend auf dem Schwert.
Nach etwa 10jähriger Herrschaft in Medina hatte sich Muhammad’s Streitmacht von anfänglich 300 Muhajirun (die Männer, welche Muhammad von Mekka nach Medina gefolgt waren) auf über 10.000 (manche Quellen sagen 30.000) Krieger vergrössert. Der Zustrom hatte gute Gründe. Eimal hatte jeder, der aktiv an einer kriegerischen Auseinandersetzung Teil hatte, Anrecht auf seinen Anteil der Beute, abzüglich eines Fünftels, das Muhammad zustand. Aber dann wurde auch jedem Krieger, der in einer Kampfhandlung fallen würde, eine Absolution, die völlige Sündenvergebung, zugesprochen und der sofortige Zugang zum koranischen Paradies zugesagt. Dies wirkte offensichtlich als eine starke Motivation. Die Mekkaner dagegen waren kriegsmüde geworden. Da sie gewisse Zugeständnisse von Muhammad erhalten hatten, gaben sie schliesslich Mekka ohne Widerstand auf. Es kam zwar zu einzelnen Hinrichtungen, aber die Mehrzahl der Mekkaner nahmen den Islam freiwillig an. Muhammad zerstörte alle Götzenbilder, erst in Mekka und dann auf der gesammten arabischen Halbinsel.
Das Ende seines Lebens
Anlässlich seiner letzten Pilgerreise nach Mekka, in seiner jetzt als ‘Abschiedsrede’ bekannten Predigt, formulierte Muhammad gleichsam sein Vermächtnis: “Ich habe meine Sendung vollbracht und hinterlasse euch viel, dass, wenn ihr euch daran haltet, ihr nie irregehen werdet: Eine klare Weisung: das Buch Allah’s und das Beispiel Seines Propheten.” (‘Biographie Muhammad’s’ von ibn Hischam, übers. von G. Weil). Zwar existierte der Koran zu der Zeit noch nicht in Buchform, wurde aber durch diese Aussage quasi kanonisiert und somit als göttliche Offenbarung verabsolutiert. Darüber hinaus stellte Muhammad sich selbst als verbindliches Modell für alles religiöse und zeitliche Handeln dar, das alle Muslime zur Nachahmung verpflichtet. Die Imitation Muhammads wird Sunnah genannt.
Muhammad starb unerwartet im Alter von 63 Jahren. Zu dieser Zeit war die arabische Halbinsel, zumindest vordergründig, dem Islam unterworfen.
Offensichtlich hatte Muhammad keinen Nachfolger vorgesehen, was dazu führte, dass das neue islamische Imperium zu zerfallen drohte.