Der Koran und die Traditionen
Der Islam basiert auf zwei Schriften, die von Muslimen als göttlich inspiriert angesehen werden. Die eine ist der Koran, und beigeordnet, wenn auch nicht in der selben Rangklasse, sind die Hadithen. Dies sind Sammlungen von Berichten über das, was Muhammad gesagt und getan hat, und die als Modell für die Lebensweise aller Muslime gelten. Wenn auch theologisch der Koran den Hadithen übergeordnet ist, spielen im praktischen Leben der Muslime die Hadithen meist eine wesentlichere Rolle, wie wir gleich sehen können.
Der Koran als heilige Schrift
Das Wort ‘Koran’ ist von kara abgeleitet, was ‘zitieren’ bedeutet (daher auch der Name Kurra für die, welche den Koran auswendig gelernt hatten), was die poetische Ausdrucksform der Araber dieser Epoche darstellte. Obwohl Niederschriften nicht unbekannt waren, war die allgemeine Kulturform der Vermittlung religiöser oder literarischer Texte das Zitieren, das öffentliche Vortragen. Somit war es einerseits ein revolutionärer Gedanke, den Koran schriftlich zu fixieren, andererseits hat sicher die Existenz der Bibel einen nicht unwesentlichen Anstoss dazu gegeben.
Der Koran wird von den Muslimen als nasil (d.h. vom Himmel ‘herabgesandt’) betrachtet. Der Vorgang des Vermittelns heisst wahy, was oft mit Offenbarung übersetzt wird, aber eigentlich eher ‘Inspiration’ bedeutet.