Was ist Islam?
Was bedeuten und beinhalten die Worte Islam und Muslim?
Die ursprüngliche arabische Schriftsprache benutzte, wie auch die hebräische, nur Konsonanten, und somit besteht das Wort Islam aus den drei Konsonanten SLM Das Wort Muslim wird demgemäss MSLM geschrieben, was den bezeichnet, der sich unterworfen hat.
Das arabische Wort Islam enthält zwar in seiner Wortwurzel auch den Begriff ‘Frieden’, ‘Salaam’ wie schon der Gruss ‘Salaam alaikum’ ausdrückt. Allgemein jedoch wird der Begriff Islam als Unterwerfung gedeutet. Gemeint damit ist die Unterwerfung unter Allah’s Willen.
Islam ist die jüngste der Weltreligionen und nach dem Christentum die zahlenmässig grösste. Die fundamentale Glaubensaussage des Islam ist in der Schahada, dem Glaubensbekenntnis ausgedrückt. Im Arabischen, und so muss es zitiert werden, heisst es: “La Ilaha illa‘llahu: Muhammadun Rasulu’lluh”. Auf deutsch bedeutet das: “Allah allein ist Gott, und Muhammad ist sein Gesandter”.
Diese Aussage macht den Islam exklusiv. Sie ist das islamische Pendent zu der ebenso exklusiven Aussage Jesu: “Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich” (Joh. 14,6). Haben die beiden Aussagen im breiteren Sinn das selbe, oder wenigstens das gleiche, Objekt?
Allah allein ist Gott…
ist das fundamentale Zeugnis eines jeden Muslim. Es ist gleichzeitig eine Aufforderung an alle Religionen, ‘folgt dem einen Gott, der allein Gott ist und der seine letzte Offenbarung, die alle vorhergehenden korrigiert, im Koran manifestiert hat!’
Zwar geht der Koran davon aus, dass Allah und der Gott der Bibel ein und derselbe sei, aber es wird gleichzeitig unmissverständlich gesagt, dass Gott keinen Partner hat. Und da Jesus als ein ‘Partner’ Gottes verstanden wird, bewertet man den christlichen Glauben als Häresie.
Wenn immer das islamische Glaubensbekenntnis erklingt, das gescieht auch fünfmal täglich von jedem Minarett, dann fordert dieser Ruf auf, sich Allah zu unterwerfen.
Orthodoxie und Volksglaube
Obwohl nach aussen hin der Anschein einer inneren Einheit besteht, ist der Islam doch recht fragmentiert. Interne Unstimmigkeiten werden oft mit grosser Vehemenz ausgetragen. Die meisten Muslime sind jedoch friedlich und möchten ein ruhiges Leben führen.
Um den Begriff ‘Muslim‘ besser einordnen zu können, sollten wir wissen, dass es, abgesehen von einigen theologischen Splittergruppen, zwei Hauptströmungen gibt. Eine ist die Orthodoxie, in der die Rechtgläubigkeit aufgrund des Koran und der Hadithen im Vordergrund steht. Sie vertritt das, was man von aussen im Islam sieht, nämlich das Image der Muslime als hingebungsvolle Gläubige, die mit viel Aufwand und Disziplin den Auflagen ihres Glaubens nachgehen. Die grosse Mehrzahl der Muslime folgt jedoch einem islamischen Volksglauben, der sich von Ort zu Ort recht unterschiedlich darstellen kann. Hier blühen Aberglaube und Magie, die alle Aspekte des Lebens bestimmen, obwohl nach aussen hin allenthalben die uniformen islamischen Formen praktiziert werden. Somit hat der Volksislam, im Gegensatz zur Orthodoxie, ein wenig auffallendes Profil.
Der Volksglaube bestätigt die Glaubensaussagen des Koran grundsätzlich, obwohl in der Praxis der formale Islam eher als Randerscheinung und weniger als Zentrum im Glaubensleben erscheint. Da Allah losgelöst vom Menschen, fern und unerreichbar erscheint, suchen sich viele Muslime, gleichsam als Ersatz, einen Ansprechpartner, dem man Kummer, Sorgen und Nöte mitteilen und der auch helfend zur Seite stehen kann. Und da Jesus Christus in dieser Funktion im Islam ausgeklammert ist, wendet man sich an Menschen, von denen man glaubt, dass sie Zugang zu baraqa, dem Segen Allah’s, haben. Man versucht mit deren Hilfe Einfluss auf geistliche Kräfte auszuüben, weil man annimmt, dass diese Krankheit, Unglück, Liebesprobleme oder ähnliches, verursachen. Alle Widerwärtigkeiten des Lebens gehen, so der Volksglaube, von der ‘geistlichen‘ Welt aus, von Dschinnen und Dämonen. Diese können nur von ‘heiligen‘ Männern (auch Pir oder Wali genannt) oder Frauen, die als Schamanen fungieren, kontrolliert und manipuliert werden. Besonderen Zulauf haben verstorbene ‘Heilige‘, die an ihren Grabstätten aufgesucht werden. Zauberei, sowie der Gebrauch von Talismanen, Amuletten und Weihrauch, wird auf vielerlei Weise praktiziert. All das wird im ‘aufgeklärten‘ Westen oft in die Märchenwelt verwiesen, ohne zu ahnen, dass diese Welt tatsächlich existiert und unzählige Millionen von Menschen darin gefangen sind.
Das islamische Verständnis vom Reich Gottes
Wie Muslime und Christen ein unterschiedliches Gottesbild haben, so ist es auch mit dem Verständnis vom Reich Gottes. Wir Christen werden unwillkürlich an die Worte Jesu erinnert: “Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Jünger würden darum kämpfen…”(Joh. 18,36), oder, “das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann; man wird nicht sagen: ‘Siehe hier ist es!’oder ‘Da ist es!’ Denn siehe, das Reich Gottes ist in (oder mitten unter) euch!” (Lk. 17,21). Nach biblischem Verständnis geschieht die Ausbreitung des Evangeliums – die Einladung zur Teilnahme an Gottes Reich - ausschliesslich durch Verkündigung und begleitende Liebestaten. Gott hat dem Menschen die Freiheit geschenkt, seine Einladung anzunehmen oder abzulehnen.
Das islamische Verständnis eines Gottesreiches ist grundsätzlich anders. Allah ist Herrscher über alles. Er offenbarte seinen Willen, den der Mensch in der Lage ist, auszuführen. Alles, was ein Mensch benötigt, ist das Wissen um diesen Willen, der in Allah’s Gesetz, der Schariah, festgelegt wurde, und al-Hidayah, die rechte Wegführung. Aber der grössere Teil der Menschheit hat sich diesem Willen Allah’s noch nicht unterworfen, weil dieses Gesetz (noch) nicht allen bekannt ist. Es ist die Aufgabe der Muslime, und das sind alle, die sich Allah unterworfen haben, die Schariah, das Gesetz Allahs, wo immer möglich, einzuführen und seine Einhaltung durchzusetzen. So wird die Herrschaft Allah’s verwirklicht. Es bedarf also zunächst einer exekutiven Gewalt, um dem Gesetz überall Geltung zu verschaffen. Das kann auf friedliche Art durch Verkündigung und Überzeugung Andersglaubender geschehen, aber ebenso durch ökonomische, politische und auch militärische Macht. Allah muss herrschen! Sein Wille ist im Koran niedergelegt, aber auch in Aussagen, die der Prophet des Islam, Muhammad, ausgesprochen hat und die in den Hadithen, den Traditionen, niedergeschrieben wurden.
Menschen werden vom Islam angezogen
Der Islam wächst, wie es scheint, explosionsartig. Die Presse spiegelt eine nicht unberechtigte Sorge darüber wider. Das lässt bei uns natürlich die Frage aufkommen, warum der Islam so prominent geworden ist und so attraktiv auf Menschen zu wirken scheint.
Natürlich spielen eine Reihe von Faktoren mit, aber zunächt sollten wir einfach wissen, dass das Wachstum im Islam weitgehend biologisch begründet ist. Muslimische Volksgruppen wachsen doppelt so schnell, wie andere.
In manchen Ländern, wie auch in Deutschland, treten nominelle Christen gelegentlich zum Islam über, oft jedoch, weil sie einen muslimischen Partner heiraten. Fast immer ist daran die Bedingung geknüpft, dass der nichtmuslimische Partner seine Religion zu Gunsten des Islam aufgibt. Eine innere Überzeugung wird dabei im allgemeinen nicht unbedingt erwartet, wohl aber das Einhalten islamischer Formen und die muslimische Erziehung der Kinder.
Aber es gibt natürlich auch Leute, die aus Überzeugung Muslime werden. Was ist es wohl, was am Islam so anziehend wirkt? Ansprechend finden manche Menschen, wie konsequent und ernsthaft viele Muslime ihren Glauben ausleben. In der ‘aufgeklärten’ Welt, wird Unverbindlichkeit, Kompromissbereitschaft und eine falsch verstandene Toleranz als Tugenden gefeiert. Selbst die Kirche traut sich oft nicht mehr, klare Glaubensaussagen zu machen. Sie mag gar beflissen andere Religionen als glaubwürdig darstellen. Dadurch wird sicher mancher Mensch versucht sein, eine Alternative suchen. Ein halbherziges, verschwommenes Christentum wirkt entschieden abstossend!
Der Islam dagegen zeigt Fahne. Er bietet eine Religion an, die das persönliche und gesellschaftliche Leben bis in alle Winkel hinein regelt. Was erlaubt und verboten ist, ist klar markiert. Der Islam tritt auch stark und mit Überzeugung auf. Es sind oft Muslime, die protestieren, wenn ein Film gezeigt werden soll, der beispielsweise Jesus als schwulen Trunkenbold darstellt. Muslime treten auf als Leute, die Prinzipien haben. Und wer ist nicht beeindruckt, wenn man ein islamisches Land bereist und sieht wie sich Muslime beim Gebetsruf auf der Strasse auf einer ausgebreiteten Zeitung im Gebet vor Allah beugen?
In einer Nation, in der die Zahl der Ein-Personen-Haushalte die Familienhaushalte überrundet hat, darf man sich nicht wundern, wenn vereinsamte, sich überflüssig vorkommende Menschen, vielleicht unbewusst, eine innere Sehnsucht nach Geborgenheit in einer ‘altmodischen’ Familie haben. Muslimische Familien scheinen das noch zu bieten. Allerdings gibt es auch sehr hässliche Kehrseiten, die nach aussen hin nicht immer sichtbar sind. Frauen und Mädchen kommt oft eine sehr untergeordnete Rolle zu, wobei der Hausherr allzu häufig der Hausherrscher ist.
Aber nicht nur in den Familien findet man noch eine Gemeinschaft, sondern auch in der Ummah, der islamischen Gemeinde, die weltweit die selbe Liturgie und die gleichen Formen hat und in der man eben auch diese Geborgenheit in einer Gemeinschaft vermutet. Es reizt schon, sich damit zu identifizieren und sich zugehörig zu fühlen – besonders, wenn man unter der Unverbindlichkeit in vielen Kirchen und auch in der Partnerschaft und Gesellschaft leidet.
Um das Blatt einmal umzudrehen – was könnte passieren, wenn Menschen sich wirklich in unserer Gemeinde echt verstanden und angenommen fühlten? Natürlich werden viele von uns das als selbstverständlich voraussetzen, aber es gibt allzu viele Menschen, die gerade das nicht so erlebt haben. Es mag eins der wichtigsten Versäumnisse sein, wenn Besucher sich nicht willkommen und angenommen fühlen und nicht das Gefühl der Geborgenheit in unserer Mitte finden.