Der Schritt über die Linie
Hinführung zur Entscheidung
Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, und ohne ihn kommt niemand zu Gott, dem Vater (Joh 14,6). Der Weg zum Vater geht also ausschließlich über den Sohn! Wer von Herzen Vergebung seiner Schuld und Frieden mit Gott finden will, hat sicher auch die Bereitschaft und Willigkeit, sich von allem abzuwenden, was dem Wesen und Willen Gottes nicht entspricht. Die Bibel nennt das Umkehr, ein Wort, das auch mit Buße übersetzt wird. Daran kann auch kein Muslim vorbei.
Wir sollten nie einen Trick und eine Methode benutzen, mit denen wir jemand überreden, Gottes Gnadenangebot leichtfertig und ohne diese innere Umkehr anzunehmen. Schnellverkaufstricks sind nicht angebracht. Nur wer wirklich weiß, wofür er sich entscheidet und welche Folgen das für ihn hat, sollte zu einer Entscheidung ermuntert werden. Was nicht durch das Wirken Gottes an einem ehrlichen Herzen bewirkt wird, führt nicht zur echten Umkehr, sondern Proselytentum.
Es mag manchmal Jahre dauern, bevor eine überlegte und ausgereifte Entscheidung für den Herrn Jesus getroffen wird.
Niemand kann zu Jesus kommen, es sei denn der Vater zieht ihn (Joh. 6:44). Wenn Gott jemand zu sich zieht, wird das auch im daraus folgenden geistlichen Leben offenbar werden. Wer Jesus Christus wirklich als Retter sucht, wird ihn auch als Herrn über sein Leben haben wollen.
Für jemand, der als Muslim aufgewachsen und erzogen worden ist, ist dies alles eine völlig neue Materie, mit der er sich auseinander setzen muss. Viele Fragen tauchen auf und müssen beantwortet werden. Das heißt, dass Muslime oft mehr Zeit brauchen, um sich zu entscheiden um sich Jesus zuzuwenden. Und diese muss man ihnen auch zugestehen, ohne die Dringlichkeit einer Hinwendung zu verheimlichen.
Es ist sicher richtig, dass manch ein Suchender vielleicht einen kleinen Schubs braucht, um eine Entscheidung auch wirklich zu fällen, doch sollte nie ein emotionaler Druck angewandt werden. Wer ‘Erfolg’ sucht, wird zur Entscheidung drängen. Wer verantwortlich handelt, wird Gottes Stunde abwarten können (Joh 1:13).
Es mag uns eine Hilfe in unserem Zeugnis sein, zu wissen, was Muslime zu einer Hinwendung zu Jesus bewegt. Nach einer missiologischen Umfrage unter 600 muslemischen Konvertiten aus 39 verschiedenen Ländern (Dudley Woodberry und Russell G. Shubin, Fuller Tyheol. Seminary) ergab sich, dass das Lesen des Neuen Testamentes, die Liebe Gottes und der Christen die mit ihnen Kontakt pflegten, Heilsgewissheit, die Möglichkeit einer persönlichen Beziehung zu Gott, die Persönlichkeit Jesu und Visionen und Träume die Hauptgründe darstellten.
Nach der Entscheidung
Ein Muslim, der sich bekehrt, getauft wird und sich einer christlichen Gemeinde anschließt, wird in den meisten Fällen Verfolgung erleiden. Obgleich der Islam nach außen hin Toleranz in Sachen des Glaubens zusagt - ein Vers im Koran versichert, dass kein Zwang in Glaubenssachen ausgeübt werden solle (Sure 2:257) - ist doch das Gegenteil der Fall. Ein Muslim, der Christ wird, erleidet meist damit eine völlige Ablehnung von Eltern, Kindern, Brüdern, Schwestern und Freunden. Er bringt nach deren Verständnis Schmach und Schande über seine Familie und wird aus dem Familienverband ausgestoßen. In vielen islamischen Ländern steht ein Bekehrter heute noch in großer Gefahr, ermordet zu werden, was ja auch der Schariah entspricht. Er wird auch enterbt und als Verräter gegenüber Gott, der Gesellschaft und der Familie angesehen werden. Das liegt in dem Verständnis begründet, dass ein Muslim Bürger eines Gottesstaates ist. Ein Abfall vom Glauben an Allah ist somit Hochverrat - und der ist des Todes würdig.
Es ist unumgänglich, dass sich eine Gemeinde neubekehrter Muslime entsprechend annimmt, ihnen ein neues Zuhause, eine neue ‘Familie’ und Kontakte zu neuen Freunden vermittelt. Diese Zuwendung sollte sich auch dann fortsetzen, wenn der Reiz des Neuen abgeklungen ist. Muslime kommen aus einem engen Familienverband und brauchen diese Geborgenheit, um nicht in ihrer Einsamkeit in Versuchung zu gelangen, in den Islam zurückzukehren.
In Gegenden, wo für Neubekehrte Todesgefahr besteht, kann man einem neubekehrten Christen dazu raten, in eine andere Stadt zu ziehen, wo er unbekannt ist. Er kann sich dort als Christ niederlassen und wird nicht das volle Maß an Diskriminierung zu ertragen haben.
Es versteht sich von selbst, dass der Neubekehrte jetzt natürlich auch in die Bibel eingeführt werden muss, damit sein Leben eine neue geistliche Grundlage und Dimension erhält, und er ein glückliches und für Gott brauchbares Glied in der Gemeinde werden kann.