3.1 Die Vorgeschichte

Als Muhammad fünfundzwanzig Jahre alt war, heiratete er Khadija, die Tochter des Khuwailid ibn Asad. Khadija war eine angesehene Unternehmerin. Sie ließ Männer mit ihrem Gut Handel treiben und gab ihnen einen Anteil am Gewinn. Als sie von der Treue, Wahrhaftigkeit und den guten Sitten Muhammads hörte, sandte sie zu ihm und schlug ihm vor, in ihrem Auftrag nach Syrien zu reisen und dort mit ihrem Gut Handel zu treiben. Sie versprach, ihm mehr Waren als den anderen Kaufleuten zu geben. Muhammad ging auf ihren Vorschlag ein und reiste mit ihrem Gut in Begleitung eines Dieners von Khadija, der Maysara hieß, nach Syrien.

Als er sich unter dem Schatten eines Baumes in der Nähe der Klause eines Priesters niedergelassen hatte, fragte jener Maysara, wer der Mann unter dem Baum sei. Maysara erwiderte: “Es ist ein Quraischite, ein Bewohner des heiligen Gebietes.” Da sagte der Priester: “Derjenige, der zur Zeit unter diesem Baum sitzt, ist nichts als ein Prophet!” Als Muhammad die mitgebrachten Waren verkauft und andere eingekauft hatte, kehrte er mit Maysara nach Mekka zurück. Maysara sah, so wird berichtet, während der Mittagshitze zwei Engel, die Muhammad, der auf seinem Kamel saß, Schatten spendeten. Als sie in Mekka angelangt waren, verkaufte Khadija die Waren, die er mitgebracht hatte und fand ihr Gut verdoppelt. Auch erzählte ihr Maysara, was der Priester gesagt und wie er die schattenspendenden Engel gesehen hatte. Als Khadija, eine verständige, edle und gute Frau, die Allah zu hoher Gnade bestimmt hatte, dies hörte, ließ sie – wie es behauptet wird – Muhammad rufen und sagte zu ihm: “Mein Vetter, ich möchte dich für mich haben wegen deiner Verwandtschaft mit mir, wegen deines Ansehens unter deinem Volke sowie wegen deiner Treue, Wahrhaftigkeit und guten Sitten.” Zuletzt trug sie sich ihm als Gattin an.1

3.2 Muhammads Ehe und Kinder mit Khadija (nach ca. 595 n.Chr.)

Khadija war damals die Angesehenste unter den Frauen Quraischs, sowohl durch ihre Abstammung als auch wegen ihres großen Reichtums. Jeder aus ihrem Volke begehrte sie. Sie war die Tochter des Khuwailid ibn Asad, und ihre Mutter war Fatima, die Tochter des Zaid ibn al-Assam.

Muhammad teilte Khadijas Antrag seinen Onkeln mit. Sein Onkel Hamza ibn Abd al-Muttalib ging mit ihm zu Khuwailid ibn Asad und hielt für ihn um dessen Tochter an, und die Ehe wurde geschlossen. Als Morgengabe gab ihr Muhammad zwanzig junge Kamele. Sie war die erste Frau, die Muhammad heiratete. Bis zu ihrem Tode heiratete er keine zweite Frau. Sie war die Mutter aller seiner Kinder mit Ausnahme Ibrahims.2 Sie gebar ihm al-Qasim, weshalb er selbst Abu al-Qasim genannt wurde, al-Tayyib, Zainab, Ruqayya, Umm Kulthum und Fatima. AI-Qasim war der älteste seiner Söhne, dann kam al-Tayyib, dann al-Tahir. Die älteste der Töchter war Ruqayya, dann Zainab, dann Umm Kulthum, dann Fatima. Die drei Söhne starben noch im Heidentum, die Töchter aber erreichten alle den Islam, bekannten sich zu ihm und wanderten mit ihrem Vater aus.3

Khadija, die Tochter Khuwailids, hatte ihrem Vetter Waraqa ibn Nawfal4 erzählt, was ihr Maysara von den Worten des Priesters und von den Muhammad beschattenden Engeln mitgeteilt hatte. Waraqa, ein Christ, der die Schriften eingehend studiert hatte, antwortete ihr: “Wenn das wahr ist, so ist Muhammad der Prophet unseres Volkes; denn ich weiß, daß ein Prophet erwartet wird und daß jetzt die Zeit dazu gekommen ist.” Er hatte schon lange darauf gewartet und stets gefragt: “Wie lange wird es noch dauern?”


Footnotes

1 Khadija war etwa vierzig, Muhammad fünfundzwanzig Jahre alt, als sie heirateten. Khadija war zuvor mit zwei anderen Männern verheiratet und hatte von beiden Männern Kinder, die sie mit in die Ehe brachte. Ihr erster Mann war verstorben; den zweiten hatte sie entlassen. Sie war eine starke Persönlichkeit und eine erfolgreiche Kauffrau und Unternehmerin.

An Khadija wird deutlich, daß die Frau vor dem Islam in der Arabischen Halbinsel eine viel höhere Stellung inne hatte als die islamischen Gelehrten zugeben. Diese behaupten, daß erst der Islam der Frau ihre Würde gegeben habe. Das Gegenteil ist der Fall.

Solange Muhammad mit ihr verheiratet war, ging er keine weitere Ehe ein. Vielleicht sah und suchte Muhammad in Khadija einen Ersatz für seine früh verlorene Mutter, da er als Vollwaise wenig Mutterliebe erfahren hatte. Muhammad hatte es fertiggebracht, seine Chefin zu heiraten. Dadurch wurde er reich, angesehen und wohnte im Zentrum Mekkas.

Jesus zog vor, nicht zu heiraten. Er wußte, daß er 30jährig als Lamm Gottes für die Sünde der Welt sterben würde. Er wollte keine unversorgte Familie zurücklassen und seine Kraft ganz der Erlösung der Menschen widmen.

2 Ibrahims Mutter war Maria, die Koptin. Abd Allah ibn Wahb hat von Ibn Lahia erzählt, Maria, die Mutter Ibrahims, die Sklavin des Gesandten Allahs, welche ihm al-Muqawqas geschenkt hatte, stamme aus Hafr im Bezirk Ansina.

3 Der Tod seiner drei Söhne war für Muhammad eine bittere Tragik. Er hatte keinen Erben. Im Orient werden solche Schicksalsschläge auf den Zorn Gottes zurückgeführt oder als Folge schwarzer Magie angesehen. Muhammad war reich und angesehen, innerlich aber haltlos und fragend.

4 Waraqa ibn Nawfal war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat wahrscheinlich an der Hochzeit Muhammads mit Khadija teilgenommen. Die islamischen Traditionen bestätigen, daß es vor dem Islam in Mekka eine christliche Gemeinde gab.