4.1 Wie Muhammad den Streit um den heiligen Stein in Mekka schlichtete

Als Muhammad fünfunddreißig Jahre alt war, beschlossen die Quraischiten, die Ka'ba wieder aufzubauen. Sie war nicht höher als ein Mann und bestand aus übereinandergeschichteten Steinen. Doch scheuten sie sich, sie einzureißen. Sie wollten die Wände hochziehen und bedecken; denn der Schatz, der in einem Brunnen im Innern der Ka'ba verborgen lag, war gestohlen worden. Man hatte ihn bei Duwaik, einem Freigelassenen der Banu Mulaih, wieder gefunden. Man nimmt aber an, daß andere ihn gestohlen und bei Duwaik versteckt hatten. Kurz zuvor hatte ein Sturm das Schiff eines griechischen Kaufmanns an die Küste von Djidda geworfen, wo es zerbrach. Die Araber hatten sein Holz herbeigeschafft und wollten es zum Bau des Daches der Ka'ba verwenden. Außerdem fand sich in Mekka ein Kopte,1 der von Beruf Zimmermann war und ihnen das Holz für das Dach bearbeitete.

Im Brunnen der Ka'ba, in den man täglich Speisen warf, wohnte eine Schlange. Sie lag gern auf der Mauer der Ka'ba und sonnte sich. Man fürchtete sie sehr. Sobald sich jemand ihr näherte, erhob sie sich, zischte und sperrte den Schlund auf. Eines Tages, als sie sich wie gewöhnlich auf der Mauer der Ka'ba sonnte, schickte Allah einen Vogel, der sie wegschleppte. Da sprachen die Quraisch: “Wir hoffen, daß Allah unsere Absicht billigt. Wir haben einen Zimmermann als Freund; wir haben Holz, und nun hat uns Allah auch vor der Schlange Ruhe verschafft.”

Die Quraisch teilten nun den Bau der Ka'ba unter sich auf. Die Seite, an der sich die Tür befand, fiel den Söhnen Abd Manafs und Zuhra zu; der Teil zwischen dem schwarzen und dem jemenitischen Pfeiler den Banu Makhzum und anderen zu ihnen gehörenden Stämmen von Quraisch; der hintere Teil der Ka'ba den Banu Djumah und Sahm, den Söhnen Amrs, die nördliche Mauer “der Hatim”, den Banu Abd al-Dar ibn Qusai, den Banu Asad ibn Abd al-'Uzza und den Banu 'Adi ibn Ka’b.

Aber immer noch scheuten sich die Männer, die Ka'ba einzureißen. Da sagte al-Walid ibn Mughira: “Ich will den Anfang machen!” Er nahm seine Hacke, stellte sich vor die Ka'ba und rief: Allah, laß kein Unglück über uns kommen. Allah, wir wollen nur Gutes!”

Damit fing er an, die Mauer bei den beiden Pfeilern einzureißen. Die anderen warteten die ganze Nacht und sagten: “Wir wollen sehen, ob ihm ein Unglück widerfährt. Wenn ja, lassen wir es sein, wenn nicht, so billigt Allah unser Vorhaben.”

Am folgenden Morgen, als al-Walid mit dem Einreißen fortfuhr, folgten auch die andern seinem Beispiel. Als man auf die Grundsteine stieß, die noch von lbrahim (Abraham) stammten,2 waren sie mit einer grünlichen Farbe überzogen und hatten die Form eines Kamelhöckers. Sie waren fest übereinandergeschichtet. Ein Quraischite, der ebenfalls mit dem Einreißen beschäftigt war, hatte einen großen Hebel zwischen zwei Steine geschoben, um den einen zu lockern und herauszubrechen. Als der Stein zu wanken anfing, erbebte ganz Mekka. Man ließ daher die Grundsteine unverrückt, sie blieben an ihrem Ort.

In einem der Pfeiler fanden die Quraisch eine syrische Inschrift, die niemand entziffern konnte, bis sie ihnen ein Jude vorlas. Sie lautete: “Ich bin Allah, der Herr von Mekka. Ich habe diese Stadt an dem Tag geschaffen, als ich Himmel und Erde schuf, Sonne und Mond bildete und habe ihr sieben Engel als Schutz gegeben. Sie wird so lange bestehen wie die beiden Berge, die sie umgeben. Ihre Bewohner werden durch Wasser und Milch gesegnet.”

Laith ibn Abi Sulaim behauptet, man habe vierzig Jahre vor der Sendung Muhammads einen Stein in der Ka'ba gefunden, auf welchem geschrieben war: “Wer Gutes sät, erntet Segen, wer Böses sät, erntet Reue. Wollt ihr für schlechte Handlungen mit Wohltaten belohnt werden? So wenig wie von Dornen Trauben gepflückt werden können.”3

Die Quraischiten trugen nun die Steine zum Bau der Ka'ba zusammen. Jeder Stamm arbeitete für sich. Sie bauten, bis sie an die Stelle des heiligen Steines kamen. Da entspann sich ein Streit. Jeder Stamm wollte die Ehre und das Vorrecht besitzen, ihn wieder einzulegen. Bald zerstritten sie sich, schlossen Bündnisse und bereiteten sich zum Kampf vor.

Die Banu Abd al-Dar brachten eine Pfanne mit Blut herbei und schlossen ein Bündnis mit den Banu 'Adi. Dabei schworen sie sich Treue bis zum Tod, indem sie ihre Hände in das Blut tauchten, das in der Pfanne war. Sie wurden daher “Blutlecker” genannt. Dieser Streit dauerte vier oder fünf Tage. Dann versammelten sich alle in der Moschee und berieten miteinander. Da trat Abu Umaiyya ibn al-Mughira hervor, der damals der Älteste unter den Quraisch war, und machte den Quraisch den Vorschlag, denjenigen als Schiedsrichter anzuerkennen, der zuerst in die Moschee treten würde.

Sie willigten ein, und der erste, der eintrat, war Muhammad. Als sie ihn sahen, riefen sie: “Der ist uns recht, er ist der Wahrhaftige.”

Sie trugen ihm die Streitsache vor. Da ließ er sich ein Tuch bringen und legte den Stein mitten darauf. Dann ließ er einen aus jedem Stamm das Tuch fassen, den Stein gemeinsam aufheben und bis an den Ort tragen, wo er eingefügt werden sollte. Er legte ihn dann selbst an seine alte Stelle, und der Bau konnte fortgesetzt werden.4

Zur Zeit Muhammads war die Ka'ba je achtzehn Ellen lang, breit und hoch. Sie war mit ägyptischer Leinwand und später mit gestreiftem Baumwollstoff bedeckt. Al-Hadjdjadj ibn Yusuf war der erste, der sie mit Seidenstoff überspannte.

4.2 Vom Glauben an Djinn in Mekka

Die jüdischen Rabbiner, die christlichen Priester und die Wahrsager unter den Arabern hatten bereits zu ihrer Zeit von Muhammad gesprochen. Die Rabbiner verkündeten, was sie in ihren Schriften über ihn und seine Zeit gefunden hatten. Die Wahrsager gaben weiter, was böse Djinn5 (Geister) von ihm verstohlenerweise gehört hatten, ehe Sterne auf sie geschleudert wurden (Sternschnuppen).

Die Wahrsager und Wahrsagerinnen verbreiteten mancherlei Andeutungen über Muhammads Erscheinen, aber die Araber zeigten daran kein Interesse, bis das Gesagte sich bestätigte. Nun kamen sie zur Einsicht. Als dann die Ankunft des Gesandten Allahs nahe war, konnten die bösen Djinn nichts mehr erlauschen. Sie durften nicht mehr an ihre früheren Plätze zurückkehren, wo sie gelauscht hatten und deshalb Sterne auf sie herabgeschleudert worden waren. Daran merkten sie, daß nun eingetroffen sei, was Allah zuvor beschlossen hatte. Allah offenbarte seinem Propheten diese Geschichte der Djinn (Sure al-Djinn 72,1-3): “Sprich! Mir ist geoffenbart worden, daß einige Djinn gelauscht und gesagt haben, wir haben einen wunderbaren Qur’an (Vortrag) gehört, der zur Wahrheit leitet. Wir haben daran geglaubt. Wir werden unserm Herrn keinen Teilhaber zur Seite stellen, denn unser Herr, der Erhabene, ist allein allmächtig. Er hat weder eine Gattin noch ein Sohn.”6

Als die Djinn den Qur’an vernahmen, wußten sie, weshalb sie nicht mehr lauschen durften. Die Offenbarung sollte nicht durch verschiedenartige Nachrichten vom Himmel unverständlich und zweifelhaft gemacht werden. Nun glaubten auch die Djinn und predigten7 ihren Gefährten: “Wir haben von einem Buch gehört, das nach Mose erschienen ist und das bestätigt, was ihm geoffenbart wurde. Es führt zur Wahrheit und weist den geraden Weg” (Sure al-Ahqaf 46,30).

Muhammad ibn Muslim ibn Schihab al-Zuhri hat es von Ali ibn Husain ibn Ali ibn Abu Talib, der es wiederum von Ansar gehört hat. Muhammad habe sie gefragt: “Was denkt ihr über die geschleuderten Sterne?” Sie antworteten: “Wir dachten, ein König sei gestorben oder auf den Thron erhoben worden, ein berühmtes Kind sei geboren oder gestorben.” Da erwiderte Muhammad: “Das stimmt nicht, sondern Allah hat etwas über seine Geschöpfe verhängt. Das hörten die Träger des Thrones und priesen ihn. Die untergeordneten Engel folgten ihrem Beispiel. So breitete sich der Lobpreis bis in den untersten Himmel aus.” Nun wollte einer vom andern wissen, weshalb sie Allah gepriesen hätten. Sie erhielten die Antwort: “Weil die Oberen ihn loben.” Nun fragte man die Oberen bis hinauf zu den Trägern des Thrones. Wenn diese dann Allahs Beschluß mitteilten, so kam die Antwort wieder stufenweise herunter bis in den untersten Himmel. Hier lauschten die bösen Djinn und faßten manches verkehrt oder falsch auf. Diese gingen zu den Wahrsagern auf der Erde und führten sie teils in die Irre, teils sagten sie ihnen das Richtige. Die Wahrsager gaben es weiter und verbreiteten so manchen Irrtum und manche Wahrheit. Daraufhin hielt Allah die Djinn fern, indem er Sterne auf sie schleudern ließ. Auf diese Weise wurde die Wahrsagerei beendet.8

4.3 Begegnungen mit Juden9

Salama ibn Salama erzählte: “Ein Jude, der ein Schutzgenosse der Banu Abd al-Aschhal war, suchte diese eines Tages auf – ich war damals noch einer ihrer Jüngsten, trug ein Oberkleid und lag vor der Wohnung meiner Familie – und sprach von der Auferstehung, vom Gericht, von der Waage, vom Paradies und von der Hölle. Die Polytheisten und Götzendiener, die an keine Auferstehung glaubten, entgegneten ihm: Glaubst du wirklich, daß die Menschen nach dem Tode wieder auferweckt werden und in eine Welt kommen, in der es eine Hölle und ein Paradies gibt, und daß ihnen dann nach ihren Taten vergolten wird?”’10

Er erwiderte: “Jawohl, bei dem, bei welchem man schwört,” und fügte den Wunsch hinzu, er wolle sich lieber in den größten geheizten und verschlossenen Ofen sperren lassen, wenn er dadurch vor dem ihm bestimmten Feuer der Hölle bewahrt werden könne.

Einige Jahre vor dem Islam hatte sich ein Jude aus Syrien namens Ibn al-Hayyaban bei uns niedergelassen, der, bei Allah, der beste unter denen war, die das fünfmalige Gebet nicht verrichteten. Immer, wenn wir Regenmangel hatten, gingen wir zu ihm und baten ihn, von Allah Regen zu erflehen.11 Erforderte uns dann stets auf, vorher Almosen zu geben, und wenn wir ihn fragten wieviel, antwortete er: “Ein Saa'12 Datteln oder zwei Mudd Gerste.” Sobald wir diese Dinge herbeigebracht hatten, ging er mit uns aufs Feld und flehte Allah um Regen für uns an. Und, bei Allah, kaum hatte er sich erhoben, als eine Wolke vorüberzog, die ihr kostbares Naß über uns ausschüttete. Dies geschah häufiger. Als seine Todesstunde herannahte, fragte er seine Volksgenossen: “Weshalb habe ich nach eurer Meinung mein fruchtbares Land verlassen und bin in dieses karge Land eingewandert?” Sie erwiderten: “Du weißt es besser!” Da fuhr er fort: “Ich bin hierher gekommen, weil ich auf einen Propheten gewartet habe, dessen Zeit bald kommen wird, und in diesem Land wird er erscheinen. Ich habe auf sein Kommen gewartet, um ihm zu folgen. Nun ist seine Zeit nahe. Laßt euch nicht von anderen verleiten, denn er wird das Blut seiner Gegner vergießen und ihre Kinder gefangennehmen. Nichts kann euch gegen ihn schützen.”

Als Muhammad später die Banu Quraiza belagerte, sagten jene Männer, die damals noch jung gewesen waren: “O ihr Söhne Quraizas! Bei Allah, das ist der Prophet, den euch Ibn al-Hayyaban verheißen hat13!” Jene aber entgegneten: “Er ist es nicht!”

 

4.4 Die Gottsucher (Hanifen)

Einst hatten sich die Quraisch auf einem ihrer Feste um einen ihrer Götzen versammelt, den sie verehrten, dem sie Opfer brachten, bei dem sie sich aufhielten und den sie bei Prozessionen mit sich führten. Es war an einem Festtag, den sie alljährlich feierten. Vier Männer jedoch hielten sich fern und schlossen insgeheim einen Freundschaftsbund miteinander. Es waren Waraqa ibn Nawfal, 'Ubaid Allah ibn Djahsch, Uthman ibn al-Huwairith und Zaid ibn Amr. Einer sagte zum andern: “Wir wissen, bei Allah, daß unser Volk nicht den rechten Glauben hat. Sie haben die Religion ihres Vaters Abraham verfälscht. Wie sollen wir einen Stein umkreisen, der weder hört noch sieht, der weder nützen noch schaden kann? Wir suchen uns einen anderen Glauben. Der überlieferte taugt nichts.” Sie zerstreuten sich hierauf in verschiedene Länder, um den wahren Glauben Abrahams zu erforschen.14

Waraqa ibn Nawfal15 vertiefte sich in das Christentum und studierte die Bücher der Christen, bis er mit der Wissenschaft der Buchbesitzer vertraut war.

'Ubaid Allah ibn Djahsch blieb bei seinen Zweifeln, bis er sich zum Islam bekehrte. Dann wanderte er mit seiner Frau Um Habiba, einer Tochter Abi Sufyans, nach Abessinien aus. Als sie dort lebten, bekehrte er sich zum Christentum und starb als Christ. Nachdem 'Ubaid Allah ibn Djahsch Christ geworden war, sagte er zu seinen Gefährten, die mit ihm nach Abessinien ausgewandert waren: “Wir haben die Wahrheit klar erkannt. Ihr aber sucht sie noch und habt noch nichts gesehen.” Er gebrauchte dabei einen Ausdruck, der verwendet wird, wenn ein junger Hund zum erstenmal die Augen öffnet und dabei noch nicht klar sieht. Später heiratete Muhammad die Witwe 'Ubaid Allahs.16 Dazu schickte er Amr ibn Umaiyya al-Damri zu dem Fürsten von Abessinien und ließ um sie werben. Der Fürst nahm die Werbung gegen eine Morgengabe von 400 Dinaren an.

Uthman ibn al-Huwairith kam zum Kaiser von Byzanz, wurde Christ und gelangte bei ihm zu hohem Ansehen.17

Zaid ibn Amr nahm weder das Judentum noch das Christentum an. Allerdings hat er den Glauben seines Volkes aufgegeben. Er hielt sich fern von jeglichem Götzendienst, vom Genuß toter Tiere sowie solcher, die Götzen geopfert wurden und vom Genuß von Blut. Auch verurteilte er den Brauch, Mädchen lebendig zu begraben.18 Er sagte: “Ich bete den Herrn Abrahams an,” und tadelte laut die Fehler seines Volkes. Hischam ibn 'Urwa hat mir von seinem Vater berichtet, der von seiner Mutter Asma', der Tochter Abu Bakrs gehört hat, wie sie sagte: “Ich habe Zaid ibn Amr gesehen, wie er als Greis seinen Rücken an die Ka'ba lehnte und sagte: Gemeinde Quraisch! Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, außer mir ist keiner von euch im Glauben Abrahams.” Dann fuhr er fort: “Allah, wüßte ich, in welcher Weise es dir am liebsten ist, angebetet zu werden, ich würde es tun; aber ich weiß es nicht.” Dann fiel er anbetend auf seine Hände nieder.”

Zaid hat über seinen Abfall vom Glauben seines Volkes und über das, was er deshalb zu erdulden hatte, folgende Verse gedichtet:

Soll ich an einen Gott glauben oder an tausend Götter? Dann wäre ja die Herrschaft geteilt. Ich habe der Lat und Uzza entsagt.19 So handelt der Starke, der Ausdauernde. Ich glaube weder an Uzza noch an ihre beiden Töchter. Auch besuche ich die beiden Götzen der Söhne Amrs nicht. Ich glaube auch nicht an den Götzen Ghanm, der unser Herr war, als ich ins Jünglingsalter trat. Ich erstaunte – aber in der Nacht setzt uns manches in Staunen, was bei Tag der Sehende begreift –, daß Allah viele Männer vertilgt hat, die ruchlos waren und wie er fromme erhalten hat. Allah läßt Kinder groß und stark werden. Wenn ein Mann sich auch verfehlt, so kann er sich doch eines Tages bekehren, so wie ein vom Regen befeuchteter Zweig wieder aufblüht. Ich bete meinen Herrn, den Barmherzigen, an, damit er, der Erbarmer, mir meine Sünden vergebe. Bleibt in der Furcht vor Allah, eurem Herrn, dann geht ihr nicht zugrunde. Du wirst sehen wie Gärten den Frommen als Wohnung zugewiesen werden, den Ungläubigen aber brennendes Höllenfeuer. Schmach im Leben finden sie und nach dem Tode, was ihnen die Brust beengt.

Er reiste dann ab, um den Glauben Abrahams zu suchen und befragte Mönche und Rabbiner. Er reiste durch Mesopotamien, kam nach Mossul,20 besuchte Syrien, bis er nach Maifa in der Provinz Balka kam, wo er einen Mönch fand, der, wie man annimmt, der gelehrteste Christ war. Erfragte ihn nach der wahren Religion, nach dem Glauben Abrahams. Der Mönch erwiderte: “Du suchst eine Religion, in welcher dich jetzt niemand mehr unterrichten kann, aber die Zeit ist nahe, da ein Prophet in dem Lande, aus dem du kommst, auftreten wird, der von Allah mit dem wahren Glauben Abrahams gesandt wird. Schließe dich ihm an, er wird bald auftreten, es ist an der Zeit.” Zaid hatte sich mit dem Judentum und dem Christentum bekanntgemacht, aber keine von beiden Religionen hatte ihn befriedigt. Auf der Rückreise nach Mekka zog er durch das Land der Lakhmiten. Sie fielen über ihn her und ermordeten ihn.21

4.5 Wie der Gesandte Allahs im Evangelium vorausgesagt sein soll

‘Isa ibn Maryam22 hatte sich in dem von Allah geoffenbarten Evangelium, nach der Abschrift, die der Jünger Johannes zu Lebzeiten 'Isas vom Evangelium angefertigt hatte, folgendes über Muhammad ausgesprochen: “Wer mich haßt, haßt den Herrn. Hätte ich nicht vor ihren Augen Werke getan, wie keiner vor mir, so wären sie unschuldig. Sie aber wurden undankbar und glaubten, sie müßten mich wie den Herrn selbst verehren. Das Wort, das im Gesetzbuch geschrieben ist, muß jedoch erfüllt werden, daß sie mich ohne Grund hassen.23 Wäre Munhamanna24 den euch Allah vom Herrn und dem Geist der Heiligkeit senden wird,25 schon hervorgetreten, so würde er Zeugnis für mich und für euch ablegen und ihr würdet es auch tun, denn ihr wart früher mit mir. Dies sage ich euch, damit ihr nicht zweifelt.”26

Als Muhammad vierzig Jahre alt war, sandte ihn Allah in die Welt – als eine Barmherzigkeit von ihm für die gesamte Menschheit.27 Allah hatte schon in früheren Zeiten jedem seiner Propheten die Verpflichtung auferlegt, an Muhammad zu glauben, ihn als wahrhaftig zu erklären und ihm gegen seine Feinde beizustehen. Sie sollten dies allen verkünden, die an sie glaubten und sie für wahrhaftig hielten; und sie taten, wie ihnen befohlen war.

4.6 Die ersten Visionen Muhammads (ca. 610 n.Chr.)

'Urwa ibn al-Zubair hat von Aischa folgendes gehört: “Als Allah Muhammad ehren und sich der Menschheit erbarmen wollte, ließ er sein Prophetentum damit beginnen, daß er Erscheinungen im Traume hatte wie die anbrechende Morgenröte. Allah gewährte ihm die Neigung zur Einsamkeit. So liebte Muhammad die Einsamkeit über alles.”

Wahb ibn Kaisan erzählte, was 'Ubaid ihm gesagt hatte: “Muhammad brachte einen Monat auf Hira zu und speiste die Armen, die zu ihm kamen. Wenn der Monat zu Ende war, umkreiste er siebenmal die Ka'ba oder so oft, wie es Allah gefiel. Dann erst begab er sich in sein Haus. Als das Jahr seiner Sendung kam, ging er wie gewöhnlich mit seiner Familie im Monat Ramadan (9. Monat) nach Hira. In der Nacht, in der Allah seinen Diener mit seiner Botschaft ehrte, erschien ihm der Engel Gabriel und brachte ihm den Befehl Allahs.”28

“Ich schlief,” erzählt Muhammad, “als er mir ein beschriebenes, seidenes Tuch brachte und sagte: ,Lies!’29 Ich erwiderte: ,Ich kann nicht lesen!’30 Da drückte er mich in das Tuch, daß ich glaubte, ich müßte sterben’31 Dann ließ er mich los und forderte mich erneut auf: ,Lies!’ Als ich wieder antwortete, ich könne nicht lesen, bedeckte er mich wieder mit dem Tuch, so daß ich beinahe den Geist aufgab. Dann ließ er mich frei und erneuerte seinen Befehl. Ich fragte nun aus Furcht, er werde mich wieder wie vorher behandeln, was ich lesen solle. Da sagte er: ‚Lies im Namen deines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen32 erschaffen hat, lies, dein Herr ist der Barmherzige, der durch die Feder den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte’ (Sure al-'Alaq 96,1-5). Ich rezitierte nun, und Gabriel verließ mich wieder. Danach erwachte ich, und es war, als stünden diese Worte in mein Herz eingeschrieben.

Ich trat aus der Höhle und stand auf der Mitte des Berges. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel, die mir zurief: ‚Muhammad! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.’ Ich hob mein Haupt gegen den Himmel empor, um nach dem Sprechenden zu sehen, und ich sah Gabriel in der Gestalt eines beflügelten Mannes. Seine Füße waren am Horizont und er rief: ‚Muhammad! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.‘ Ich blieb stehen und schaute nach der Erscheinung und ging weder vorwärts noch rückwärts. Dann wandte ich mich von ihm ab, aber nach welcher Seite ich auch meine Blicke richten mochte, immer sah ich Gabriel vor mir. Ich blieb so stehen, ohne vorwärts und rückwärts zu gehen, bis Khadija Leute schickte, um mich zu suchen. Sie gingen bis zur Höhe Mekkas und kehrten wieder zu ihrer Auftraggeberin zurück. Ich aber blieb stehen, bis der Engel wegging, dann kehrte ich zu meiner Familie zurück.

Als ich zu Khadija kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und drückte mich fest an sie. Sie fragte mich, wo ich war und sagte mir, sie habe Leute ausgeschickt, um mich zu suchen. Sie seien bis zur Höhe von Mekka gekommen und wieder umgekehrt. Als ich ihr erzählte, was ich gesehen hatte, sagte sie: ‚Freue dich, mein Vetter, und sei guten Muts bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist. Ich hoffe, du wirst der Prophet deines Volkes werden.’33

Sie stand dann auf, kleidete sich an und ging zu ihrem Vetter Waraqa ibn Nawfal, der Christ geworden war, die heiligen Schriften gelesen und manches von Juden und Christen gehört hatte. Sie erzählte ihm, was ich gesehen und gehört hatte. Da sprach Waraqa: ,Heilig, heilig, heilig bei dem, in dessen Gewalt Waraqas Seele ist! Wenn du mir die Wahrheit berichtest, so ist der größte Namus34 zu ihm gekommen, der auch Mose erschienen ist, dann ist er der Prophet dieser Nation. Sage ihm, er soll standhaft bleiben.’”

Als die Andachtszeit vorüber war, Muhammad sich auf dem Heimweg befand und wie gewöhnlich zuerst die Ka'ba umkreiste, begegnete ihm Waraqa und sagte zu ihm: “Erzähle mir, was du gesehen und gehört hast.” Als Muhammad es ihm erzählt hatte, sagte er: “Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, du bist der Prophet dieser Nation. Der größte Namus, der Mose erschienen ist, ist auch zu dir gekommen. Man wird dich einen Lügner nennen, dich mißhandeln, verbannen und bekämpfen. Wenn ich jene Zeit erlebe, so werde ich Allah in einer Weise beistehen, daß er es mir anerkennen wird.” Er neigte sich dann mit dem Haupte zu ihm und küßte ihn auf die Stirn, worauf Muhammad nach Hause ging.35

4.7 Wie Muhammads Ehefrau Khadija seine Offenbarungen prüfte

Isma'il ibn Abi Hakim, ein Freigelassener der Familie Zubairs, hat mir erzählt, er habe von Khadija folgendes gehört: “Ich sagte zu Muhammad: ‚Kannst du mich benachrichtigen, sobald dein Freund dir erscheint?’ Er sagte: Ja.’ Ich bat ihn, dies zu tun. Als nun Gabriel wieder erschien, benachrichtigte er mich. Ich sagte zu Muhammad: Setze dich auf meinen linken Schenkel!’ Als er dies getan hatte, fragte ich: ‚Siehst du ihn noch?’ Er antwortete: ,Ja.’ Da ließ ich ihn auf meinen rechten Schenkel sitzen und fragte ihn erneut, ob er ihn noch sehe. Als er meine Frage wieder bejahte, ließ ich ihn auf meinen Schoß sitzen und fragte nochmals, ob er ihn sehe. Als er es bestätigte, seufzte ich und warf meinen Schleier ab. Dann fragte ich ihn wieder, ob er ihn noch sehe, und er sagte: ,Nein.’ Da rief ich: ,Freue dich, mein Vetter, und sei festen Mutes, bei Allah, es ist ein Engel und kein Satan!’

Ibn Ishaq ergänzte: “Als ich diese Überlieferung dem Bad Allah ibn Hassan mitteilte, sagte er: ‚Ich habe dieselbe Tradition von meiner Mutter Fatima, der Tochter Husains, im Namen Khadijas gehört, nur hat nach dieser Überlieferung Khadija den Propheten unter ihr Hemd genommen, worauf Gabriel verschwand.‘“36


Footnotes

1 Es war ein koptischer Christ, der das Dach der Ka'ba in Mekka gezimmert hat! Die seßhaft gewordenen Beduinen waren der Zimmermannsarbeiten unkundig.

2 Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine Legende. Abraham war nie in Mekka.

3 Vielleicht liegt hier ein abgewandeltes Wort Jesu vor (Matthäus 7,16).

4 Die vermittelnde Hilfe Muhammads bei der Ka'baerneuerung in Mekka steht der Tempelreinigung Jesu gegenüber, der die Händler und Kaufleute aus dem Tempel in Jerusalem trieb, um ihn für die Anbetung Gottes zu reinigen (Johannes 2,13-22). Darüber hinaus verkündete Jesus, daß seine Feinde den Tempel abreißen, er ihn aber in drei Tagen wieder aufbauen werde (Matthäus 26,61; 27,40). Er meinte damit seinen Tod und die Auferstehung seines Leibes, welcher der wahre Tempel Gottes ist.

Muhammad ließ den alten Tempelkult bestehen, befestigte den Schwarzen Stein in der Ka'ba und integrierte die heidnische Pilgerfahrt in das Gesetz des Islam. Jesus aber schuf mit seiner Gemeinde einen neuen Tempel, in dem Gottes Geist wohnt.

Muhammad tolerierte die Ka'ba mit ihren Götzen solange, bis er die Stadt mit seinem Heer eroberte. Dann reinigte er den Tempelbesitz von seinen Götzen, ließ aber den Schwarzen Stein in der Ka'ba eingemauert und küßte ihn.

5 Ibn Hischam bezeichnet hier die Djinn als böse Geister, obwohl sie vorgaben, Geheimnisse über Muhammads Sendung zu kennen.

Der Islam spricht von zwei verschiedenen Arten von Djinns, den bösen und den guten. Die letzteren hatten den Qur’an angenommen und waren Moslems geworden!

6 Eine andere Tradition verlegt diese Begegnung Muhammads mit den Djinn in die Zeit nach seiner Abweisung von den Bewohnern Ta'ifs.

7 Die moslemischen Djinn erweisen sich als eifrige Missionare für die Ausbreitung des Islam.

8 Die Djinn werden als mediale Geister verstanden, die durch Menschen (Medien) reden. Bei den Quraischiten waren solche besessenen Medien bekannt. Okkulte Kontakte und Belastungen waren üblich und bestehen bis heute noch in islamischen Ländern.

9 Zahlreiche Juden lebten seit ihrer Vertreibung im Jahre 70 n.Chr. durch die Römer im Hidjaz, dem Westteil der Arabischen Halbinsel. Sie glaubten an den einen Gott und besaßen eine ausgereifte Liturgie in ihren Gottesdiensten.

10 Der Glaube an die Auferstehung der Toten, an das Paradies und die Hölle wurde von den Juden an Muhammad weitergegeben. Etwa 70 Prozent der Texte des Qur’ans enthalten verzerrt wiedergegebene Geschichten und Gesetze aus dem Alten Testament.

11 Regengebete sind in der islamischen Welt, besonders im Nahen Osten, auch heute noch eine weit verbreitete Praxis.

12 Ein Saa' ist ein Hohlmaß, das vier Mudd aufnehmen konnte. Seine Grösse variierte in den verschiedenen Gebieten.

13 Das weitere Warten der Juden – auch nach Jesu Kommen – auf den Messias bzw. auf den Propheten, den Mose geweissagt hatte (5. Mose 18,15), brachte Muhammad auf die Idee, daß er selbst dieser verheißene Prophet sei. Dabei steht an der betreffenden Stelle ausdrücklich, der Messias werde aus dem Volk Israel stammen: “aus dir und aus deinen Brüdern”.

14 Die Zweifel am Animismus und an versteinerten Seelen (Götzen) regten sich in Mekka schon vor Muhammad. Deshalb ist es ein fragwürdiger Kompromiß, daß Muhammad in die Liturgie der islamischen Pilgerfahrt das Umkreisen und Küssen des Schwarzen Steines wieder aufgenommen hat. Dies bedeutet einen Rückfall ins finsterste Heidentum.

15 Waraqa ibn Nawfal war ein Neffe des Onkels von Khadija, der Frau Muhammads. Er war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat zweifellos einen gewissen Einfluß auf Muhammad gehabt. Er soll versucht haben, die Schriften des Alten Testaments ins Arabische zu übersetzen.

16 Das Ringen um die Erkenntnis des wahren Gottes ging mitten durch die Reihen der Moslems hindurch. Sie hörten das deutliche Zeugnis eines der Ihrigen, der Christ geworden war. Vielleicht wollte Muhammad aus erster Hand die Beweggründe zum Übertritt eines Moslems zu den Christen kennenlernen, als er die Witwe des Konvertiten, Umm Habiba, eine Tochter Abu Sufyans, heiratete.

17 Am Hof des Kaisers von Byzanz dürften Spuren der Kenntnis Muhammads und des Islam existiert haben. Uthman wird aus der Ferne die Entwicklung in Mekka und Medina verfolgt und seine Gönner unterrichtet haben.

18 Der koranische Hinweis auf die Tötung von Mädchen als Kleinkinder findet sich in Sure al-Takwir 81,8-9.

19 Vergleiche die sogenannten satanischen Verse im Qur’an, nach denen Muhammad eine Zeitlang die Existenz einer Frau Allahs (al-Lat) und ihrer Töchter (Manat und al-'Uzza) bejahte (Suren al-Hajj 22,52-53 und al-Najm 53,19-23). Nach den Maßstäben der biblischen Prophetenprobe (vgl. dazu 5. Mose 18,20) hätte Muhammad sterben müssen.

20 Eine nordirakische Stadt, die einst ein blühendes Zentrum der christlichen Aramäer darstellte.

21 Bereits vor den Offenbarungen an Muhammad war in Mekka durch den Einfluß zahlreicher Juden und Christen bei manchen “Hanifen” (Gottsuchern) die Überzeugung gewachsen, daß die Götter, Götzen und Statuen im Tempelbereich der Ka'ba wertlos und tot seien.

22 ’Isa ibn Maryam ist die islamische Bezeichnung für Jesus den Sohn der Maria.

23 Teile des Johannes-Evangeliums waren in Mekka zur Zeit Muhammads bereits bekannt und in der Bevölkerung diskutiert worden (Johannes 15,23-27; 16,1).

24 Munhamanna ist eine Übersetzung des griechischen Wortes parakletos in die arabische Sprache. Es handelt sich jedoch dabei um einen Irrtum, weil das griechische Wort zwar mit arabischen Konsonanten richtig, jedoch mit falschen Vokalzeichen als periklytos geschrieben wurde. Parakletos heißt der Tröster und Beistand. Periklytos aber heißt: der Gepriesene, was der arabischen Bedeutung des Namens Muhammad entspricht. Deshalb behaupten die Moslems, Muhammad sei der Parakletos, der im Neuen Testament verheißene Tröster.

25 Die Personen der heiligen Dreieinigkeit werden an dieser Stelle noch gänzlich unreflektiert genannt: Allah, der Herr und der Geist der Heiligkeit. In der Theologie des Islam aber werden sie strikt abgelehnt.

26 Muhammad hat die Verheißung Jesu Christi (Johannes 15,26), daß er den Tröstergeist senden werde, falsch verstanden und auf sich bezogen. Kein Moslem kann akzeptieren, daß Muhammad ein Gesandter Christi ist (Johannes 14,16-17; 16,7-11)!

Es ist bezeichnend, daß Ibn Hischam sich kurz vor dem Beginn der sogenannten Offenbarungen an Muhammad mit den meist unverstandenen Splittern des Evangeliums auseinandersetzt und damit indirekt die Aussage 'Ubaid Allahs bestätigt, der vom Islam zum Christentum in Abessinien übergetreten ist.

27 Der betreffende Qur’anvers wird häufig auf den Qur’an selbst und nicht auf Muhammad bezogen (Sure al-Nahl 16,89).

28 In Galater 1,8-9 bezeichnet Paulus jeden Engel oder Geist, der nach der Offenbarung des Evangeliums durch Jesus Christus ein anderes Evangelium oder wieder eine Gesetzesreligion inspiriert, als verflucht. Es konnte deshalb nicht der Engel Gabriel sein, der Muhammad erschienen war. Aber genau dies behauptet der Islam!

Darüber hinaus wird der Engel Gabriel im Islam auch “Geist der Heiligkeit” genannt. Der koranische Heilige Geist ist also ein geschaffener Engel, niemals aber Gottes eigener Geist. Hier wird deutlich, daß im gesamten Islam und in allen Moslems kein Heiliger Geist wohnt und wirkt.

29 Das Wort Qur’an, Rezitation oder das zu Lesende, ist eine Ableitung vom Grundverb qara’a, des Befehls: Lies! oder Rezitiere!: lqra’. Der Qur’an kann nicht nur gelesen oder vorgelesen, sondern auch von Analphabeten auswendig gelernt rezitiert werden (Siehe auch Theodor Nöldeke, Geschichte des Qurans, Nachdruck 1981, Georg Olms: Hildesheim, S. 31-32.).

30 Muhammad war Analphabet. Er konnte weder lesen noch schreiben, Sure al-A'raf 7,157-158. Außerdem waren zu seiner Zeit das Alte und das Neue Testament noch nicht ins Arabische übersetzt. Muhammad hätte sie trotzdem jedoch nicht lesen können. Noch weniger war er in der Lage, die Bibel in ihren Ursprachen, dem Hebräischen (AT) und Griechischen (NT), zu lesen. Er hatte also keinen Zugang zu den Quellen der Wahrheit und war auf mündliche Überlieferungen angewiesen.

Jesus konnte lesen und schreiben und rezitierte Texte der Thora und der Propheten (Lukas 4,17-20) in hebräischer Sprache. Darüberhinaus ist er Gottes Wort im Fleisch und die Wahrheit in Person.

31 Die Offenbarungen an Muhammad spielten sich in keiner befreienden und gesegneten Weise ab. Muhammad hatte jedesmal das Gefühl, daß er unter Schmerzen ersticken würde oder sterben müßte, wenn er die Offenbarungen von seinem Geist empfing.

32 Gott hat den Menschen nicht aus einem geronnenen Blutklumpen erschaffen. Nicht das Blut war zuerst da, es hätte sonst höchstens Tierblut sein können. Gott schuf den Menschen durch sein Wort und formte ihn aus Erde als sein Ebenbild (1. Mose 1,26-27; 2,7; 3,19).

33 Khadija glaubte als erste an Muhammad und ermunterte ihn zum Glauben an seine Sendung. Sie machte ihn seiner Berufung bewußt. Bei ihr suchte er Trost in engster Umarmung.

34 Namus bedeutete bei den arabischen Christen soviel wie Geheimnis oder Gesetz. Bei den Moslems aber war es eine Bezeichnung für den Engel Gabriel.

Khadija kehrte hierauf zu Muhammad zurück und erzählte ihm, was Waraqa gesagt hatte.

35 Waraqa ibn Nawfal war zwar Vorsteher der christlichen Gemeinde in Mekka, besaß aber nicht die Unterscheidungsgabe und geistliche Reife, um festzustellen, welcher Geist tatsächlich durch Muhammad redete.

36 Die Prüfung der Offenbarung durch Khadija trägt allzu menschliche Züge. Sie hatte die Religion fleischlich und nicht geistlich verstanden.

Muhammad widersetzte sich dieser Art von Geisterunterscheidung durch eheliche Kontakte nicht. Das widerspricht der Prüfung der Geister im Neuen Testament völlig (vgl. 1. Johannes 4,1-3). Hier wird das niedrige Niveau der Gotteserkenntnis und Frömmigkeit in der Familie Muhammads deutlich.