Inspiration und Offenbarung
Nachdem ich dreißig Jahre lang immer neue Versuche unternommen habe, Muslimen die Wahrheit Christi zu zeigen, bin ich zu der Überzeugung gekommen: Es geht im Grunde nicht um die gegensätzlichen Lehren, sondern um etwas viel Grundlegenderes. Der Kern der Streitfrage ist die Offenbarung. Christentum und Islam machen beide geltend: Was sie von Gott wüßten, sei nicht Philosophie, nicht etwas, was Menschen über Gott selbst herausfinden konnten, sondern das, was Gott den Menschen offenbart habe. Stimmen Islam und Christentum überein in der Auffassung der Offenbarung? Im Abschnitt über den Kampf der Bücher zeigte sich, daß es hier keine Übereinstimmung gibt. Jetzt wollen wir diese Diskrepanz klären.
Im Wortschatz des Islam existiert kein Ausdruck für "Offenbarung", so wie dieser Fachausdruck von christlichen Theologen Verwendung findet. Englisch schreibende Muslime können wohl einen Ausdruck benutzen wie "Revealed Books" = "Offenbarte Bücher", aber in den Muttersprachen sagen sie "nazil", und dieser Terminus bedeutet "herabgestiegen" (vom Himmel). Ich habe bis zum heutigen Tage noch niemals einen Artikel gelesen, den ein Muslim verfaßt hätte, in welchem er den Versuch unternähme, eine Theorie der Offenbarung zu entfalten; und ebensowenig hat jemals ein Muslim in einer Diskussion mit mir dies Thema angeschnitten. Sobald man sich eines solchen Umstandes bewußt wird, sollte man innehalten und hinhorchen. Man möchte einem Muslim klarmachen: Gott offenbart sich in Christus. Welchen Ausdruck hat man da zu verwenden?
Einige Schwierigkeiten sind lediglich sprachlicher Art; hier dagegen haben wir es mit einem tieferen Problem zu tun. Der Muslim arbeitet niemals mit dem Begriff "Offenbarung". Im Islam liegt vielmehr aller Nachdruck auf dem Begriff Inspiration.
Die Inspiration ist entweder äußere Inspiration oder innere Inspiration. Die Inspiration wird eine äußere genannt, wenn die Erleuchtung dem Menschen von außerhalb seiner selbst gebracht wird. Diese Art von Inspiration ist die wichtigste und findet sich in drei Formen.
1. "Wahi": Wenn der Engel dem Propheten seine Botschaft Wort für Wort und Satz für Satz vorsagt, dann handelt es sich um "Wahi": reine, unverfälschte, volle, wortwörtliche Inspiration. Mehr noch: Gott bewirkt, daß der Prophet sich an alles restlos erinnert, so daß nicht die leiseste Möglichkeit eines Irrtums sich einschleichen könnte.
2. "Isharatu'l Malik": Dies bedeutet alle möglichen Zeichen, bringen Engel, durch Führungen oder Hinweise, bestimmte Gedanken an den Propheten heran.
3. "Ilham": Dies ist nur eine Erleuchtung, die von außen angestoßen ist. Die Heiligen des Islam haben wohl diese niedere Art von Inspiration. Sie kann wahr oder falsch sein. Eine Garantie für ihre völlige Wahrheit existiert nicht. Nebenbei möchte ich bemerken: Wenn die Kirche das Wort "Ilham" benutzt, dann faßt der Muslim das automatisch so auf, daß wir lediglich den untersten Grad von Inspiration beanspruchen und die Wahrhaftigkeit dieser Inspiration durch keinerlei Garantie verbürgen!
Innere Inspiration andererseits wird durch Durchdringung und Anwendung der Vernunft erlangt. Heilige und Theologen mögen eine Durchdringungsfähigkeit besitzen, die so etwas wie Inspiration bedeutet. Hier brauchen wir über diese zweite, mindere Form der Inspiration nichts weiter auszuführen, da es für unser Thema keine Bedeutung hat.
Wir wollen vielmehr zurückgehen auf "Wahi", die höchste und weitaus wichtigste Ausprägung der Inspiration. Jeder Prophet, der ein grundlegendes Buch verfaßte, war von "Wahi" inspiriert. Die Botschaft wurde nicht durch menschliche Vermittlung gegeben! Mohammeds Eigenart hat darauf keinerlei Einfluß.
Die Idee von "Isharatull' Malik" hat wenig praktische Bedeutung.
Schließlich haben wir es mit "Ilham" zu tun, wo ein menschlicher Faktor mitspielt, nämlich die Möglichkeit des Irrtums. Aber der Muslim gebraucht diesen Ausdruck nie, wenn es um die Inspiration eines Propheten geht oder um die vom Himmel herabgesandten grundlegenden Bücher; denn in denen darf es nie und nimmer auch nur die Möglichkeit des Irrtums geben.
Beim Christentum stoßen wir auf etwas ganz anderes. Inspiration ist nicht das letzte Wort. Vielmehr liegt noch etwas hinter der Inspiration, nämlich die Offenbarung! Für die christliche Kirche hat die Inspiration nur mit der Zuverlässigkeit des Berichts und der Glaubwürdigkeit der Deutung der Offenbarung zu tun. Hinter dem inspirierten Bericht und der inspirierten Deutung liegt die Offenbarung, d.h. der göttliche Akt in seiner Unmittelbarkeit. Es heißt: "Das Wort ward Fleisch". Das ist der große göttliche Akt, der uns von Gott Kenntnis gibt und von Gott selbst ausgeht. Das ist Gott, der verborgene Gott, der sich entschleiert und gleichwohl verborgen bleibt.
Die Kirche hat zu allen Zeiten daran festgehalten, daß apostolische Verläßlichkeit nicht auf menschlicher Lauterkeit oder Befähigung fußt, sondern auf der göttlichen Auswahl bestimmter Menschen und auf göttlicher Inspiration der Wahl und Auslegung des Materials. Deshalb war das Kriterium die apostolische Autorität, ein rein historisches Phänomen, zusammen mit einem Glaubenswert. Die Kirche beharrte nur auf zwei Punkten: Jegliche Lehre mußte aufzeigen, daß sie durch apostolische Autorität gestützt wurde, außerdem hatte sie in Übereinstimmung mit dem katholischen (gemeint: allgemeinen) Glauben zu stehen. Die Kirche nahm es kurzerhand als gesichert an, daß sie die Zeichen der apostolischen Autorität erkennen konnte und daß sie wußte, welches der rechte Glaube war.
Von den Zeiten der Apostel an bis in die jüngste Vergangenheit hinein ist die Heilige Schrift immer wieder wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden und der Kritik unterworfen worden, was alles aber im Laufe der Jahre das Vertrauen der Christen in die Bibel nur stärken konnte.
Erst nach der Reformation bildete sich eine Theorie über die Inspiration der Schrift heraus, bei der der Schwerpunkt von der Offenbarung auf die Inspiration verlegt wurde; und als es endlich wieder zu einem Bewußtsein der missionarischen Verantwortung gegenüber den Muslimen kam, unterschied sich die christliche Theorie der Inspiration nicht sehr von der muslimischen Auffassung - so, als sei die Bibel selber die Offenbarung!
Aber wenn der Christ auf die Frage "Woher wissen Sie das?" zu antworten hat, dann bezieht er sich nicht in erster Linie auf ein inspiriertes Buch (die Bibel), sondern auf die Offenbarung. Dieser Gesichtspunkt ist derart entscheidend, daß man fast jede Chance verliert, das Evangelium unter die Muslime zu bringen, wenn man diesen Punkt außer acht läßt.
Paulus erwähnt mindestens dreimal (Römer 16,25; Kolosser 1,26; Epheser 3,9) das Geheimnis der Offenbarung, welches bis dahin verborgen war, nunmehr jedoch durch Christus zur Offenbarung gelangt war. Das Mysterium der Offenbarung besteht darin, daß Gott sich durch sich selbst offenbart! Oder, anders formuliert: Gott und seine Offenbarung sind eins. Es existiert kein Drittes irgendwelcher Art zwischen Gott und Mensch. Es gibt kein Buch, keine Person, kein Gesetz und kein anderes Hilfsmittel, das Gott braucht, um sich selbst zu offenbaren. Er wird seine eigene Offenbarung. Dies ist keine philosophische Feststellung, sonst wäre sie schlechthin absurd. Vielmehr ist sie eine theologische Feststellung, nämlich das Ergebnis eines leidenschaftlichen Studiums des Lebens und Werkes Christi.
Wir müssen einen Schritt weitergehen. Wenn man das Leben unseres Herrn betrachtet, wird eine Tatsache verblüffend klar: Christus als die Offenbarung Gottes ist für das Menschengeschlecht nicht ohne weiteres zugänglich.
Nur wann und wo es Gott gefällt, durch die Vermittlung des Heiligen Geistes die Augen der Menschen zu Öffnen, vermögen sie Gott als in Christus geoffenbart zu erkennen. Der Mensch kann nicht aus eigener Machtvollkommenheit Gott in seiner Offenbarung akzeptieren oder aber verwerfen. Gott ist Gott in sich selbst, in seiner Offenbarung und im Begreifen seiner Offenbarung. So und nur so bleibt Gott Gott und offenbart sich dennoch der Menschheit.
Läßt man sich auf eine Diskussion mit einem Muslim auf der Grundlage von Inspirationstheorien ein, dann tut man, was er tun muß, was man selber aber gar nicht berechtigt ist zu tun. Man präsentiert dann auch das Christentum als Intellektualismus. Was der Muslim sagt, ist Folgendes: Der Koran ist eine klare Richtschnur, die vom Himmel gesandt wurde. Wer kein Narr oder Idiot ist, wird durch den Koran genötigt einzuräumen, daß hier ein Buch vorliegt, das sich an die Vernunft und den gesunden Verstand des Menschen wendet. Gott hat den Koran so vernünftig gemacht, daß jedermann dessen Gesetze und Gebote verstehen, annehmen und befolgen kann. Am Tage des Jüngsten Gerichts wird es deshalb keine Entschuldigung geben.
Das Christentum ist aber kein Intellektualismus. Es verkündet einen vollendeten göttlichen Akt der Vergangenheit als die größte, ein für allemal geltende Selbstoffenbarung Gottes. Das von Gott gesprochene Wort wurde in Bethlehem geboren und ging in den Gebirgen Judäas wieder von hinnen. Hier wurzelt die Einmaligkeit und Endgültigkeit von Gottes Selbstoffenbarung.
Andererseits hat die Kirche wirklich zu keiner Zeit gesagt, daß diese Selbstoffenbarung vergangener Zeit lediglich geistige Zustimmung erfordere. Im Gegenteil: Die Kirche verkündet kühn die vergangene Offenbarung als die einzig mögliche Voraussetzung für gegenwärtige Offenbarung. Anders ausgedrückt: Wenn Gott heute spricht, dann spricht er durch die in der Kirche geschehene Wiederholung dessen, was in jener Epoche vor sich ging.
Gottes tiefes Geheimnis, über das Engel und Menschen staunen, ist die Gegenwärtigkeit des Christentums. Der, der kam, kommt! In der Kirche ist die Zeit nicht eine lange Linie mit der Inkarnation, d.h. der Offenbarung, am einen Ende und uns am anderen Ende. Nein, die Zeit ist ein Kreis mit Christus im Mittelpunkt, so daß sowohl wir als auch seine ersten Jünger ihm gleich nahe sind. Nochmals: Der kam, kommt! Gott offenbart sich uns durch Christus genau so, wie er sich durch Christus jenen offenbarte, die seine Jünger wurden.
Es kommt also darauf an, im Gespräch mit einem Muslim die Offenbarung nicht außer acht zu lassen. Unser Verständnis von Offenbarung ist für ihn etwas so Neuartiges und Seltsames, daß man nicht überrascht sein sollte, wenn er diesen Begriff kaum zu erfassen vermag.
Jede Vorstellung von Offenbarung ist aufs engste mit der Vorstellung vom Wesen Gottes verknüpft. Gott hat sich geoffenbart und offenbart sich durch sich selbst. Nicht genug, daß das Wort der Offenbarung schon zu Beginn existierte und bei Gott war. Es hatte vielmehr Gott zu sein! Nur dann konnte das Wort Fleisch werden und unter uns wohnen und "Immanuel" werden, d.h. Gott mit uns. Die so einfache Frage: "Woher wissen Sie ... ?" schließt unseren Glauben an den dreieinigen Gott mit ein. Nichts Erschaffenes vermag Gottes Offenbarung zu sein. Die bloße Tatsache seiner Geschöpflichkeit würde das schlechthin unmöglich machen.
In der Islam-Theologie ist von allem Anfang an das Problem, die Natur des Koran im Verhältnis zur Einheit Gottes zu begreifen. Etwa 110 nach der Hedschra, also um 732, lehrte der prominente Theologe Wasil ibn Ata, Gott habe keinerlei Attribute und der Koran sei mit Worten und Lauten geschaffen, er werde,eines Tages wohl gar aufhören zu existieren. Um die vollkommene Einheit Gottes zu betonen, war er zu dem Schluß gekommen, die göttlichen Attribute und der Koran mußten so erklärt werden, daß sie auf keinen Fall die tatsächliche, ja mathematische Einheit Gottes in Frage stellen könnten. Dieser Wasil ibn Ata und seine Schüler wurden "Mutaziliten" genannt. Das bedeutet: Die Abgesonderten. Sie waren die Rationalisten jener Epoche, und ihre Grundidee war, die Lehre von der Einheit Gottes rein und unverfälscht zu erhalten. In späteren Zeiten modifizierten die Mutaziliten diese Lehre in der These, Gottes Attribute seien von seinem Wesen untrennbar. Doch die Grundidee blieb die gleiche: Es sollte die strikte Einheit Gottes sichergestellt werden.
Später entstand die Schule der "Makhluquiah", so genannt nach "Makhluq", d.h. "was erschaffen ist". Ihre Hauptthese war, der Koran sei "Makhluq" (erschaffen). Sonst sei Gott nicht einer, sondern eine Zweiheit! Außerdem entwickelt sich die Schule der "Lafziyah", von "Lafz" = "Wort. Diese Richtung suchte den Streit durch die Aussage zu schlichten, der Koran selber sei etwas Erschaffenes, dagegen die Worte (d.h. die Gebote und Befehle) stammten unmittelbar von Gott und seien demzufolge nicht erschaffen.
Die von beiden Seiten dargebotenen Argumente scheinen innerhalb ihres eigenen Bereiches durchaus logisch und berechtigt zu sein. Die Orthodoxen versichern, der Koran sei etwas Ewiges, geschrieben auf Tafeln im Himmel, er gehöre also nicht zu den geschaffenen Dingen, sonst müsse es eine Zeit gegeben haben, in der er gar nicht vorhanden war; und Gottes Wort muß ewig wie Gott sein. Wenn der Koran erschaffen wäre, dann könnten auch andere geschaffene Dinge Offenbarung (Gottes) sein; dann hätten wir kein sicheres Mittel zur Erkenntnis Gottes; denn die gesamte Schöpfung ist endlich und sündhaft.
Die andere Gruppe führt aus: Ganz recht. Redet man vom Koran als etwas nicht Erschaffenem, dann postuliert man zwei unerschaffene Größen: Das eine ist Gott, das andere der Koran. Und selbst wenn man aussagt, diese zwei seien in Wahrheit eines, spricht man immer noch von Allah so, als gebe es in seiner Natur eine Differenzierung. Dann gibt man seiner schlechthin geltenden Einheit den Abschied. Dann redet man genauso, wie es die Christen tun.
Aber woher wißt ihr, daß Gott ein Gott ist?, fragt die erste Gruppe. Und woher wollt ihr wissen, daß das Verdecken der Wahrheit die große, nicht verzeihliche Sünde sei? Doch nur aus dem Koran selber! Wenn jedoch der Koran etwas Erschaffenes ist, dann kann jene Kenntnis von Gott nicht wahr sein. Denn ohne die Unerschaffenheit des Korans zu postulieren, kann man unmöglich echte Gotteserkenntnis postulieren. Entweder das Buch ist unerschaffen, oder wir wissen nichts von Gott.
Es mag überraschen zu sehen, wie weit die Schwierigkeiten der islamischen Theologen parallel zu denen der christlichen Theologen laufen. Blicken wir zunächst auf die Lehre der Kirche. Niemand kann die Kirche anklagen, mit der Konzeption der Einheit Gottes leichtfertig umgegangen zu sein. Die Apostel, die Kirchenväter und die großen Konzile behaupten ausnahmslos, daß Gott ein Gott ist. Aber sie waren nicht durch Angst gehemmt und nicht auf eine einzelne Konzeption der Einheit festgelegt. Sondern sie studierten kühn das Leben, die Lehre und das Werk Christi. Sie kamen zu keiner anderen Schlußfolgerung als der, daß Gott sich hier durch sich selbst offenbarte. Und sie erkannten: Ohne die Gabe des Verständnisses durch den Heiligen Geist konnten sie Gottes Offenbarung in Christus nicht erfassen. Die Tatsachen des Glaubens auf der Grundlage der Offenbarung mußten zur Differenzierung im Wesen der Gottheit führen. Ausgerechnet in einem philosophischen Zeitalter hatte die Kirche den Mut, diese Lehre zu akzeptieren, zu glauben und zu verkündigen.
Die Muslime sind in ihrer ganzen Geschichte nie ohne Angst gewesen. Niemand hat gewagt, die Frage der Offenbarung als den Angelpunkt des Ganzen zu sehen. Der Angelpunkt ist für sie alle die absolute, ja mathematische Einheit Gottes. Mutaziliten behaupteten die Erschaffenheit des Koran nur, um die strikte Einheit Gottes aufrechterhalten zu können. Die Orthodoxen behaupteten die Ungeschaffenheit des Koran, um einen sicheren Beweis der Einheit Gottes zu haben.
Aber die ganz simple Frage: "Woher wissen Sie das?" hat bei ihnen zu keiner Zeit zur Beantwortung geführt. Letzten Endes gilt: Sie wissen nicht, woher sie wissen. Die Idee der Offenbarung fehlt in ihrem theologischen Denken, weil sie zu einer kritischen Überprüfung ihres Begriffes von der Einheit Gottes führen würde.
Sie versuchen, die vollständige Inspiration zu einer Garantie zu machen. Das Problem, das sie nicht einmal zu lösen versuchen, ist aufzuzeigen, wie Gott sich überhaupt offenbaren konnte, und gleichzeitig die strikte Einheit Gottes aufrechtzuerhalten. Die Herausforderung seitens des Christentums sollte gerade an diesem entscheidenden Punkt ansetzen!
Aber wenn man sich anstrengt, den Muslim in diese Gedanken einzuführen, dann nicht, weil wir bessere Denker wären als sie, und ebensowenig, weil wir eine gehaltvollere philosophischere Auffassung als sie besäßen. Was wir hier auszuführen haben, ist nicht phlosophisches Denken, es ist nur eine Beschreibung der Offenbarung selber. Die Kirche hat in ihrer ganzen Geschichte die Behauptung verfochten, daß die Offenbarung ein echtes Geschehen sei. Bestimmte konkrete und begrenzte Tatsachen in der gewöhnlichen Weltgeschichte wirken als Offenbarung- An diesen Tatsachen ist nichts abstrakt oder allgemein. Wie häufig vergessen wir, daß die Fähigkeit, die Offenbarung wahrzunehmen und zu erfassen, mit dem Vernehmen des Wortes verbunden ist und sie von Gottes Gnade, aber niemals von des Menschen natürlichen Fähigkeiten abhängt. Für einen Professor der Theologie wie für einen Analphabeten ist es möglich, die Offenbarung Gottes in Jesus Christus zu begreifen und zu glauben. Es ist aber für beide gleichermaßen ein Ding der Unmöglichkeit, wenn Gottes Gnade nicht wirkt.
Es gibt bei uns nichts, was uns das Recht verliehe, mit stolz oder Anmaßung herumzulaufen. Es ging darum zu zeigen, welche Stellung die Inspiration im Verhältnis zur Offenbarung einnimmt. Unsere Aufgabe geht dahin, die Muslime dahin zu bringen, daß sie einsehen, daß wir hier auf einem Niveau argumentieren, von dem sie nicht die leiseste Ahnung haben. Wir haben unsere Argumente vom Niveau der Inspiration aus geltend zu machen, sie dann jedoch auf das Niveau der Offenbarung emporzuheben. Der Muslim mag sie annehmen oder verwerfen, das ist seine Sache. Aber wir haben ihn wenigstens mit dem Evangelium in Berührung gebracht; und das ist unsere Aufgabe.