Die Botschaft weitersagen

Nach dem Neuen Testament ist der Herold entweder die ganze Kirche oder der Vertreter der Kirche, der Einzelne, der nun tatsächlich aufsteht, um die Botschaft zu proklamieren. Der zweite Fall ist aus dem ersten Fall abgeleitet. Deshalb beginnen wir mit der Vorstellung, dass die Kirche als Ganzes der Herold ist.

 

Es liegt in der Natur der Sache, dass der wesentliche Kontakt zwischen dem Herold und dem Volk aus Zusammenstoß und Kollision besteht. Wenn der Kampf wirklich ein Kampf zwischen Licht und Finsternis ist, folgt daraus, dass der Herold abgelehnt, gedemütigt, misshandelt und in manchen Fällen getötet wird. Die Art des Konfliktes ist in verschiedenen Ländern und an verschiedenen Orten unterschiedlich. Aber grundsätzlich verkündet der Herold seine Botschaft an Rebellen, die zum Tode verurteilt sind. Der Hass mag den Europäer nicht treffen, der den Kampf mit Erfolg in Gang gebracht hat, aber irgendeiner wird getroffen, wenn auch nur ein sehr schwacher Bekehrter.

 

Ein heutiges Argument sagt, dass der Herold wegen seiner sozialen Arbeit in seinem Distrikt besseres Gehör findet. Man stellt fest, dass der Herold freundlicher und respektvoller empfangen worden ist und dass er einen Hörerkreis erreichen konnte, den er sonst nicht erreicht hätte; denn nun bringen die Leute seine soziale Arbeit mit ihm in Verbindung. Viele glauben, dass die Augen der Menschen für die Liebe und das Erbarmen Gottes, wie sie sich in der liebevollen Fürsorge und der beruflichen Geschicklichkeit der sozial tätigen Missionare zeigen, geöffnet werden und Menschen für das Evangelium empfänglicher werden. Anerkanntermaßen werden wir von der Bevölkerung der Dörfer freundlich empfangen. Aber warum? Sie brauchen unser Krankenhaus, unsere Schule, Ihre Hilfsbereitschaft, und deswegen sitzen sie mit hölzernen Gesichtern da und geben vor, Ihrer Predigt zuzuhören. Aufgrund eigener Mentalität und Erfahrungen vermuten sie, dass Sie ihnen Schwierigkeiten machen werden, wenn sie das nächste Mal in Ihr Krankenhaus, Ihre Schule, Ihre Hilfsstelle kommen, falls sie sich Ihrer Verkündigung gegenüber unfreundlich verhalten haben. So jedenfalls würden sie selbst handeln. Mit anderen Worten: Während solche Institutionen die Möglichkeit erweitern, mit einem großen Kreis von Leuten Kontakt aufzunehmen, folgt daraus nicht unbedingt, dass Ihnen jemand Gehör schenkt. Sie werden wahrscheinlich genauso abgelehnt wie der Evangelist, der aus dem Dorf hinausgeworfen wird. Wahrscheinlich haben Sie in Wirklichkeit weniger Interesse gefunden als der Mann, der mit Steinen und Stößen aus dem Dorf getrieben wird. Im letzten Fall sind die Verhältnisse jedenfalls klar. Im anderen Fall sind sie undurchsichtig und geeignet, den optimistischen Prediger zu täuschen.

 

Die Meinung ist weit verbreitet, dass unsere guten Taten die Liebe Gottes widerspiegeln, so dass den Leuten, die sie sehen, die Augen geöffnet werden und sie für die Predigt des Evangeliums empfänglich werden. Dieser Gedanke setzt voraus, dass die Nichtchristen christlich denken, was natürlich nicht der Fall ist. Der Muslim weiß aus dem Islam nichts von der Liebe Gottes und verbindet die gute Tat eines Individuums nicht mit dem Gedanken, dass diese etwas von Gott widerspiegelt. Gute Taten und Frömmigkeit sind für ihn ein Ergebnis des Wollens und des Glaubens der betreffenden Person, weiter nichts.

 

Was auch immer Gott in seiner Freiheit tut, die Kirche hat die Liebe Gottes zu verkündigen als geoffenbart im fleischgewordenen Wort: "Also hat Gott die Welt geliebt". Deshalb hat die Kirche kein Recht zu erwarten, dass dem Volk durch soziale Arbeit Ohren gegeben werden, um damit besser zu hören.

 

Hinter diesen zwei Motiven für das Abweichen vom Weg des Neuen Testaments liegen zwei Worte, die wie ein Grabgesang klingen: "Nichts geschieht". Jede kirchliche Gruppe, die den Ruf zur Evangelisation unter Muslimen vernimmt, muss dem Pessimismus dieser Worte ins Auge sehen. Nichts passiert. Die Kirche ist bereit, Hunderttausende von Mark dorthin auszuschütten, wo es Tausende von Bekehrten gibt, aber die Evangelisation verkümmert, wo keine Bekehrungen stattfinden. Grob gesagt: Bekehrungen bedeuten Geld.

 

Der Grund für diese Haltung ist, dass von Anbeginn des modernen Missionszeitalters die Kirche versucht hat, "große Dinge für Gott, geistliche Eroberungen zu vollbringen. Im Zeitalter der Expansion, als westliche Regierungen die Häuptlinge und Maharadschas wie Kegel umstießen, versuchte die Kirche dasselbe für Gott. Aber so kam sie nicht vorwärts. Es gab Vorurteile, verschlossene Türen, Unwissenheit, seltsame Launen der Kultur, die im Wege standen. Es musste etwas dagegen getan werden.

 

Der modernen Mission ging es wie Abraham, als er die Verheißung eines Erben erhalten hatte. Sie war im Glauben bereit, alles zu tun, buchstäblich alles - nur nicht zu warten. Als Abraham den Gedanken eines Ersatzes für Sara fasste, geschah das nicht, weil er keine Verheißung Gottes hatte; im Gegenteil, es geschah, weil er die Verheißung besaß. Alles, was nötig war, dachte er, war ein bisschen Klugheit, ein bisschen gesunder Menschenverstand, ein bisschen Aktivität, dann würde Gottes Verheißung erfüllt werden. Er hätte sich Kummer ersparen können, da Gott seine Verheißung auf seine eigene Weise und zu seiner eigenen Zeit erfüllte: Abrahams Aktivität führte dazu, dass er Ismael als Klotz am Bein hatte. Wenn die Kirche das Evangelium verkündet, so geschieht das nicht, um "große Dinge für Gott" zu versuchen, sondern einfach, um gehorsam zu sein. Ob dann irgendetwas geschieht oder nicht, ist in keiner messbaren Weise mit diesem Gehorsam verbunden. Die Kirche hat nur eine Sorge: Weiß sie wirklich, was die apostolische Botschaft ist? Kann sie diese in der ganzen Welt wirklich vernehmbar machen? Man kann sicher sein, dass die Nebenfrau und ihr Sohn zwar ein Gefühl von Erfolg vermitteln, aber später Kopfschmerzen machen werden.

 

Nun schauen wir uns den einzelnen Herold an, welcher als Marktschreier in den Basar geht, um die Muslime zu evangelisieren. Er hat verschiedene Gefühle gegenüber den Leuten, die er im Basar des Lebens trifft. Es gibt Reiche und Arme, Starke und Schwache, Gute und Schlechte, Kultivierte und Barbaren, Gelehrte und Unwissende. Einige mag er, andere wird er nicht mögen; für manche hat er Hoffnung, andere werden in ihm Verzweiflung wecken. Es gibt nur einen wirklichen Anker, und das ist strenger Gehorsam. Gott liebt die Welt so, dass er seine Kirche überallhin aussandte, um allen Nationen von seinem Sohn zu erzählen, den er hingab. Wenn die Kirche davon ausgeht, dass sie auch diese Welt liebt, so wird diese Liebe durch Gehorsam ausgedrückt, nicht einen legalistischen Gehorsam gegenüber einem Gesetz, sondern ein Tun, bedingt durch den Glauben an Gottes Liebe. Es gibt daher nur eine sichtbare Qualifikation für den echten Herold, nämlich Gehorsam. Er ist ausgesandt, um eine bestimmte Botschaft zu verkünden. Unzweifelhaft hat er auch Gefühle, aber die sind seine eigenen, und er hat keinerlei Berechtigung, diese mit der Botschaft, die er verkündet, zu vermischen. Wenn er gehorsam ist, versucht er, seine Botschaft zu den Reichen und den Armen, zu den Starken und den Schwachen, zu den Guten und den Bösen zu bringen. Aber seine christlichen Tugenden werden deutlich im Widerstand, den er zu erleiden hat. Echte christliche Erfahrung, reine Liebe zur Menschheit, wahrhaft gute Taten, echte geistliche Kraft mit anderen Worten, "die Früchte des Geistes", kommen an die Oberfläche im Zusammenstoß, verursacht durch den Gehorsam gegenüber dem Befehl seines Meisters, indem er seines Meisters Botschaft an die Rebellen verkündet.

 

Aber in letzter Instanz kommt es nicht auf den Mann an. Er selbst ist nicht ein Teil seiner Verkündigung. Die eigentliche Natur seiner Botschaft setzt ihm Grenzen. Wenn ein irdischer König einen Herold mit einer Botschaft aussendet, ist sie so abgefasst, dass das Volk ihren Sinn begreifen kann, dass es versteht, was es tun soll, und seine Entscheidung entsprechend trifft. Anders ist es mit dem christlichen Herold. Wenn er seine Botschaft verkündet, weiß er, dass die Menschen mit ihren Augen sehen und doch nicht einsehen; sie werden mit ihren Ohren hören und doch nicht verstehen. Das verkündete Wort ist verbunden mit dem Heiligen Geist, der Heilige Geist mit dem Wort. Das besagt, dass Gott die Kraft seines Wortes in seiner eigenen Hand behält. Auch die klügsten und pfiffigsten Erfindungen des eifrigen Herolds, der den brennenden Wunsch in sich fühlt, Ergebnisse in Gestalt von Bekehrten zu sehen, sind nicht in der Lage, Gott seine Kraft aus der Hand zu nehmen.

 

Wenn ein Herold seine Botschaft unter die Leute gebracht hat, hat er seine Arbeit beendet. Die Aktivität des Herolds ist darauf beschränkt, eine Begegnung zwischen dem Wort und dem Rebellen zustande zu bringen; wenn er das getan hat, ist sein Werk zu Ende. Wer hat nicht schon Missionare gesehen, die alle Anstrengungen unternehmen, die Leute zu bereden und zu locken, sich taufen zu lassen? Wer hat nicht den verzagten, entmutigten Missionar gesehen, der verschämt zugeben muss, dass er jahrelang das Evangelium gepredigt hat ohne irgendwelche Resultate? Aber wenn der Herold etwas hat, über das er beschämt sein sollte: Zeigen Sie ihm seinen Mangel an Sorgfalt gegenüber dem Gehalt seiner Botschaft; zeigen Sie ihm seinen Mangel an Eifer bei der Erlernung der einheimischen Sprache; zeigen Sie ihm seine Faulheit, wenn er nicht genügend Kenntnis besitzt von der Religion, den Sitten und dem Denken des Volkes; zeigen Sie ihm seinen Mangel an Konzentration auf die Arbeit, zu der er ausgesandt wurde; lassen Sie ihn Mängel suchen, wo immer er will, aber nicht in den Ergebnissen seiner Arbeit in Bekehrungszahlen. Kein Herold, der von Gott ausgesandt wurde, braucht seinen Kopf schamvoll zu beugen, weil er keine Bekehrungen aufzuweisen hat. Wann und wo es Gott gefällt, gibt er den Menschen die Kraft, an das Evangelium zu glauben.

 

Die Botschaft ist unveränderlich.

 

Zwischen diesem Abschnitt und dem nachfolgenden ergibt sich eine Spannung, fast ein Widerspruch. Während die Kirche eine reine, unveränderliche und ganz bestimmte Botschaft zu verkünden hat, die Gott offenbarte, hat sie zur gleichen Zeit die schwierige Aufgabe, diese Botschaft bestimmten Leuten hier und jetzt verständlich zu machen.

 

Die Botschaft der Heiligen Schrift ergeht mit der Autorität Gottes. Wenn der Herold aber sagen muss: "So spricht der Herr", muss er vorher eine bestimmte Botschaft erhalten haben, über die er keine Verfügungsgewalt besitzt. Die Kommunisten z.B. sind Herren über die Pseudoreligion, die sie verbreiten. Sie können deren Gestalt verändern und sie ummodeln, so dass sie in jeden psychologischen Hintergrund passt. Wenn sie in einem bestimmten Lande etwas besonders hervorbringen wollen, dann passen sie ihre Propaganda entsprechend an. Wir haben diese Freiheit nicht, da unsere Botschaft uns nicht zur Abänderung, sondern zur Verbreitung anvertraut wurde.

 

Sie wissen, dass der Muslim Jesu als Wundertäter leiden mag. Er wird stundenlang unseren Berichten Über all die Wunder lauschen, die Jesus gewirkt hat. Er mag sogar selbst einige hinzufügen, welche die Ihrigen in den Schatten stellen. Aber wenn Sie an diesem Punkt aufhören, so hätten Sie genauso gut gar nicht erst zu beginnen brauchen. Die Botschaft, die uns aufgetragen ist, ist nicht die Geschichte eines Wundertäters. Der Muslim sagt, er glaube, dass Christus Menschen vom Tod auferweckte. Aber unser Herr sagt in der Lazarus-Geschichte: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe." (Joh 11,25) Wenn Christus den Lazarus wirklich zum Leben erweckt hat, so muss er diese Kraft von Gott haben. Aber sicherlich würde Gott diese Kraft nicht einer Person erteilen, welche eine so gotteslästerliche Aussage machen kann wie die oben erwähnte. Da Christus aber diese Aussage gemacht hat und Lazarus tatsächlich aus dem Grabe herausführte, müssen wir daraus schließen, dass diese Aussage in seinem Mund nicht gotteslästerlich, sondern Wahrheit ist. Der Muslim ist nur mit dem wunderwirkenden Jesus zufrieden, solange Sie ihm erlauben, die Wunder von der Person Jesus abzutrennen.

 

Ebenso gefällt vielen Muslimen ein mitleidiger Jesus; aber derselbe Jesus verurteilte in sehr bestimmten Worten z.B. das Pharisäertum. Der Muslim ist oft ein Pharisäer, und es gefällt ihm nicht, von dieser Seite der Lehre Jesu reden zu hören. Es gibt einige Muslime die es lieben, über spirituelle Erfahrungen zu sprechen. Wenn Sie aber beginnen, Aussagen über geistliche Erfahrungen zu vergleichen, anstatt die feststehenden Tatsachen Ihrer Botschaft zu verkündigen, verraten Sie Ihre Aufgabe. Sie sind ein untreuer Herold. Nach jeder Begegnung mit einem Muslim sollten Sie das gesamte Gespräch im Einzelnen überprüfen, um festzustellen, ob Sie tatsächlich im Hinblick auf die Ihnen aufgetragene Verkündigung treu waren.

 

Immer und immer wieder wird der Muslim Ihnen erzählen, dass Christen ethisch besser sind als Muslime. Ihre Botschaft sagt aber nichts darüber, wer besser ist als irgendein anderer oder warum. Im Gegenteil, Ihre Botschaft sagt, dass wir alle gesündigt haben, uns vor Gott nicht rühmen können und deswegen "tot" sind. Gott antwortet darauf, dass er durch Christus einen neuen Himmel und eine Erde geben wird, in der es keine Sünde gibt, aber ewiges Leben. Warum soll man denn Zeit damit verlieren, darüber zu diskutieren, wer der beste und wer der schlimmste Sünder ist? In jedem Fall ist der Lohn für die Sünde der Tod, aber das neue Leben ist das Geschenk Gottes in Christus. Wenn Sie immer Ihre Botschaft im Gedächtnis haben, kann jede Frage oder jedes Argument, das der Muslim vorbringt, damit in Verbindung gebracht werden. Nur wenn Sie aus persönlichen Gründen mit der Botschaft ins Unreine gekommen sind, werden Sie wie ein Fisch auf trockenem Land zappeln.

 

Die Botschaft muss verständlich gemacht werden. Die Botschaft ist ohne Zweifel unveränderlich und endgültig; aber sie muss für den Zuhörer verständlich sein. Das ist die Aufgabe der Theologen.

 

Wie wir vorhin sagten, besteht die Aufgabe des Herolds darin, zwischen der Botschaft des Königs und dem Rebellen eine Begegnung zustande zu bringen. Das Evangelium ist universal, weil es für jeden Stamm auf der Erde spezifisch gemacht werden will und kann. Aber es muss dem Volk verstehbar gemacht werden. Die Faßlichkeit wird nicht durch Sozialarbeit oder Erziehung erreicht, da diese Dinge keine direkte Verbindung zur Botschaft des Neuen Testaments haben. Das Kerygma ist, was Gott über sich und sein Wirken zu sagen hat, und es soll unter diesem Gesichtspunkt verkündigt, erklärt und verständlich gemacht werden. Wahrscheinlich ist der Faktor, der mehr als jeder andere ein Hindernis zur Weltevangelisation war, die Tatsache, dass die Kirche ihre Botschaft dem Volk, zu dem sie kam, nicht verständlich machte. Die Botschaft ist endgültig, eindeutig, unveränderlich wahr; aber ihre Faßlichkeit in jeder Situation unterliegt der Verantwortlichkeit des Herolds. Verstehbarkeit und Glaube sollten jedoch nicht durcheinander gebracht werden. Es ist die Aufgabe des Herolds, Menschen zum "Verstehen" zu veranlassen; sie zum Glauben zu bringen, ist allein Gottes Werk durch den Heiligen Geist.